Karneval ist vorbei und momentan laufen die 40 Tage Fastenzeit (jedenfalls für Christen). Der eine trinkt in dieser Zeit keinen Alkohol, ein anderer verzichtet aufs Rauchen und ein weiterer lässt vielleicht die süße Versuchung Schokolade weg. Auch ohne den “religiösen Zwang” finde ich das Fasten hin und wieder gar nicht mal verkehrt. Man könnte ja beispielsweise mal eine Social-Media-Pause machen, oder mal eine Weile ganz auf das Internet verzichten. Dieses Jahr möchte ich mit meinen Freunden einen Urlaubstrip ohne Smartphone machen. Ich denke, das wird sicher ein ganz besonderes Erlebnis und ich freue mich schon auf diese Erfahrung. Das heißt übrigens auch, dass ich dieses Jahr vermutlich eine 2-wöchige Artikelpause einlegen werde.
Als Investor hingegen müssen wir aktuell keinesfalls fasten und verzichten. Im Gegenteil: Es können sich genau jetzt während der Coronakorrektur (aktuell nur Korrektur – Krise erst bei mehr als -20%) wunderbare Einstiegschancen ergeben. Aus diesem Grund stelle ich euch heute mal das Schokoladen-Imperium von Mondelēz International vor.
Das Unternehmen Mondelēz International ging aus der Aufspaltung des Nahrungsmittelkonzerns Kraft Foods im Jahr 2012 hervor. Die börsennotierte Kraft Foods Group Inc. fusionierte später mit der H. J. Heinz Company. Beide bilden heute das Unternehmen The Kraft Heinz Company. An dieser Fusion war übrigens die Investorenlegende Warren Buffett maßgeblich involviert. Auf die gesamte Entstehungsgeschichte der Kraft Heinz Company, bei der auch der Tabakkonzern Altria eine tragende Rolle spielte, werde ich in einem separaten Artikel eingehen. Daher möchte ich hier die Entstehung zwei der relevantesten Marken der heutigen Mondelēz International aufschlüsseln.
Die Geschichte der Milka-Schokolade findet ihren Ursprung im Jahr 1797, als Philippe Suchard in Boudry (Schweiz) geboren wurde. Mit 12 Jahren sollte er für seine erkrankte Mutter in einer Apotheke Schokolade kaufen. Die als exotisches Stärkungsmittel bekannte Schokolade war damals noch sehr teuer. Suchard war sich schnell sicher, dass er einen Weg finden musste, diese Kakaomasse günstig und in guter Qualität herzustellen. Im Alter von 17 Jahren begann er in der Confiserie seines Bruders Frédéric eine Lehre zum Zuckerbäcker. Es sollte noch 11 weitere Jahre dauern, ehe er sich selbstständig machte und seine eigene Schokolade herzustellen begann. Ein Jahr später, im Jahr 1826, bezog er eine leer stehende Mühle in Nachbardorf Serrierès. Um seine Schokolade zu perfektionieren, entwickelte er eigenständig den Mélangeur – eine Maschine zur Vermengung von Zucker und Kakaopulver. Erst diese Maschine sorgte für den zart schmelzenden Charakter seiner Schokolade. Nach und nach wurde sein Produkt bekannter und beliebter. Mit klugem Marketing und stets neuen Kreationen zählt die heutige Milka (Milch und Kakao) zu den weltweit meistverkauften Schokoladen.
Wie es der Zufall will, war genau heute vor 2 Tagen der “National Oreo Cookie Day” im Heimatland Amerika. Am 6. März 1912 ging nämlich die erste Keksdose voller köstlicher Oreos für gerade mal 25 Cent/Pfund über die Ladentheke. Entwickelt wurden der Keks von der National Biscuit Company. Die Nabisco, wie sie auch abgekürzt hieß, gründete sich in den 1890er-Jahren, als sich insgesamt 114 ortsansässige Bäckereibetriebe zusammenschlossen. Gemeinsam entwickelten sie verschiedene Kekssorten, Süßigkeiten und andere Snacks. Das Geschäft lief super und man konnte stets weiter wachsen. So übernahm man beispielsweise auch die Shredded Wheat Company im Jahr 1928. 1985 wurde man allerdings selbst vom Tabakkonzern Reynolds American Inc. aufgekauft. 15 Jahre später wechselte man erneut den Besitzer und ging ins Portfolio der Philip Morris Companies Inc. über. Ab dem Jahr 2007 gehörte man zur damaligen Tochtergesellschaft Kraft Foods, die sich, wie oben schon beschrieben, im Jahr 2012 aufgliederte. Das internationale Geschäft läuft seitdem unter dem Konzern Mondelēz International. Neben Milka und Oreo gehören noch viele weitere bekannte Marken zum Firmenportfolio. Darunter auch einige Powerbrands (Marken mit mindestens 1 Milliarde US-Dollar Jahresumsatz): Cadbury-Schokolade, LU-Kekse, Tang-Drinks, Philadelphia-Frischkäse und natürlich auch Milka und Oreo. Generell ist man in den fünf folgenden Geschäftsfelder tätig: Schokolade, Kekse, Getränke, Essen, Kaugummis & Süßigkeiten. Damit ist Mondelēz International ziemlich breit diversifiziert.
Wie wird sich Mondelēz International zukünftig weiterentwickeln?
Tatsächlich entwickelte sich das Geschäft von Mondelēz International bedeutend besser als das der Kraft Heinz Company. Es scheint ganz so, als ob es die richtige Entscheidung war, den Süßigkeitenkonzern abzuspalten und freien Lauf zu lassen. Mondelēz versucht sich sowohl intern als auch extern stets breiter aufzustellen. Intern realisiert man das durch neue Kreationen und klugen Kombinationen verschiedener Marken aus dem Firmenportfolio. So gibt es inzwischen so köstliche Neukreationen, wie Milka & Oreo, Milka & Lu Kekse, Milka & TUC Cracker oder Milka & Daim. Dieser smarte Marketingtrick ist nichts anderes als Cross-Promo: Milka Fans probieren vielleicht zum ersten Mal eine der anderen Marken und umgekehrt.
Extern wächst Mondelēz natürlich durch passende Übernahmen. So sicherte man sich zuletzt eine Mehrheitsbeteiligung an der in Toronto ansässigen Give & Go Prepared Food Corp. für stolze 1,2 Milliarden US-Dollar. Mit dem Besitzer der “two bite”-Brownies möchte man weiter in die Bäckereibranche vordringen. Die Verhandlungen sollen im 2. Quartal 2020 abgeschlossen werden.
Ein Thema, das sicher auch die Vorstände von Mondelēz International beschäftigen wird, ist das eventuell teurer werdende Kakao. Die beiden weltweit größten Exportländer für Kakaobohnen, Ghana und die Elfenbeinküste, schlossen sich in einem Kakao-Kartell zusammen. Angelehnt an das Erdölkartell Opec nannten die beiden Länder ihre Initiative Copec. Damit möchten sie eine Preiserhöhung von 30 Prozent durchsetzen, die den lokalen Bauern zugutekommen sollen. Meiner Meinung nach sollte das kein Problem darstellen. Ich bin gerne bereit für Schokolade mehr zu zahlen, wenn dementsprechend auch alle in der Wertschöpfungskette mehr daran verdienen.
Ein weiteres Thema, das im Aufsichtsrat sicher viel diskutiert werden dürfte, ist das Marketing für Millennials. Die Zeiten, in denen bekannte Marken ohne Weiteres nachdenken gekauft wurden, sind längst vergangen. Ich denke, dass unter anderem dieses Thema dafür sorgte, dass es Unternehmen wie auch Kraft Heinz heute deutlich schwerer haben. Regelmäßig kommen kleine Start-ups auf den Markt, die vielleicht nachhaltigere oder interessantere Produkte anbieten. Mit ausgeklügelten Marketingstrategien locken sie sonst treue Markenkunden zu sich. Ich finde diesen Trend aber keineswegs schlecht. Wettbewerb belebt das Geschäft und nur wer langfristig überzeugen kann, wird überleben …
Zuletzt möchte ich noch mal ein aktuelles Thema aufgreifen: Corona. Und ich kann es ja verstehen, dass viele es vermutlich schon gar nicht mehr hören können – Corona hier, Corona dort, Corona ÜBERALL! Daher werde ich mich hier kurzfassen. In der Coronaepidemie wird es Unternehmen geben, die als klare Coronaloser hervorgehen werden und andere, die von Corona eventuell sogar profitieren könnten. Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter werden sicherlich massive Umsatzeinbrüche erleiden. Wenn ich mir allerdings die entstandene Hysterie in vielen Supermärkten anschaue, dann sehe ich hier klare Coronaprofiteure. Gerade im Bereich der Hygieneartikel stieg die Nachfrage extrem – Reckitt Benckiser, Procter & Gamble oder Ecolab werden sich freuen. Auch die Nachfrage nach frei verkäuflichen Medikamenten stieg an (Johnson & Johnson). Und natürlich profitiert auch die Lebensmittelbranche von Hamsterkäufen: Unilever, Nestlé oder eben Mondelēz dürften also gestärkt aus so einer Krise hervorgehen. Ihr solltet jetzt aber nicht blind all diese Unternehmen kaufen. Es kann durchaus sein, dass es noch mal ordentlich an den Märkten nach unten geht.
Und stehts um die Dividende?
Verschiedenen Quellen zufolge erhalten Aktionäre von Mondelēz International bereits seit 2001 eine Gewinnausschüttung. Manch einer wird sich jetzt vielleicht fragen, wie das gehen soll, wenn es das Unternehmen doch erst seit 2012 gibt. Man wurde ja von Kraft Foods abgespalten – war man dort bereits als Aktionär investiert, bekam man schon seit 2001 eine Dividende. Seit 2012 wird die Dividende jährlich gesteigert – Durchschnittswert der letzten 5 Jahre liegt hier bei 13,63%. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 2% und die Ausschüttungsquote ist mit 42% auch noch im grünen Bereich.
Fazit:
Das Unternehmen Mondelēz International ist ein breit aufgestellter Süßigkeitenkonzern, der mit so mancher köstlichen Versuchung lockt. Die Abtrennung vom ehemaligen Mutterkonzern tat dem Unternehmen durchaus gut und man konnte sich seitdem sehr gut entwickeln. Auch Mondelēz Zukunft sehe ich positiv – wir wollen und können doch gar nicht auf solche Leckereien verzichten. Für reine Dividendeninvestoren wird es attraktivere Kandidaten geben. Wer hingegen sein Depot um ein tolles Unternehmen erweitern möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
2 Antworten
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Benedikt