Wenn man im Supermarkt einkaufen geht, wird man von einer Vielzahl verschiedener Marken förmlich erschlagen. Das Erstaunliche daran ist aber, dass hinter diesen ganzen Marken gerade mal eine Handvoll Konzernen stehen. Neben Procter & Gamble ist hier ganz klar Unilever als Big Player zu nennen. Laut Angaben des Unternehmens nutzen täglich mehr als 2,5 Milliarden Menschen aus über 190 Ländern mindestens ein Produkt der Niederländer.
Morgens die Zähne putzen und die Haare waschen, anschließend lecker frühstücken, mittags einen kleinen Snack oder ein Erfrischungsgetränk zu sich nehmen und abends noch die Wohnung sauber machen. Da sich der Verbrauchsgüter-Hersteller so breit aufgestellt hat, ist es ein Leichtes den ganzen Tag nur Unilever-Produkte zu verwenden.
Alles begann mit einem französischen Chemiker, der im Auftrag der Regierung einen Butter-Ersatz für das Militär entwickeln sollte. Im Jahr 1871 verkaufte dieser Erfinder sein Rezept an die niederländische Firma Jurgens, die daraufhin eine Firma in der Stadt Goch errichtete. 1888 gründete ein weiterer Holländer namens Simon van den Bergh seine Margarinefarbik in Kleve (Nachbarstadt von Goch). In dieser Fabrik wollte er die industrielle Herstellung vorantreiben und effizienter machen. Beide Familienbetriebe erfreuten sich großer Beliebtheit und die Geschäfte liefen gut. Erst 1927 fusionierten diese beiden Firmen in Rotterdam zur Margarine Unie bzw. in London zur Margarine Union.
Im Nordwesten Englands, genauer gesagt in Warrington gründeten 1885 die Brüder William Hesketh und James Darcy Lever die Seifenfabrik Lever Brothers. Die beiden stellten ihre Produkte aus Palmöl her, nicht wie die Konkurrenten, die damals noch Talg von Kühen benutzten. Das war durchaus eine Innovation, die bei der Bevölkerung großen Anklang fand. Die Sunlight Soap, wie sie ihre Seife nannten, verkaufte sich so gut, dass die Lever’s für ihre Mitarbeiter eine eigene Wohnsiedlung Port Sunlight errichteten.
Da beide Unternehmen Margarine Unie und Lever Brothers auf Fett angewiesen waren und so von Synergieeffekten profitieren konnten, fusionierten die beiden Unternehmen im Jahr 1929 zu Unilever. Bis zu dem Zeitpunkt stellte diese Untenehmensfuision die größte der Welt dar. Übrigens gibt es bis heute eine Doppelstruktur – 2 Aktien (Niederlande: Unilever N.V.; England: Unilever PLC.;), 2 Hauptversammlungen, 2 Unternehmenssitze (Rotterdam & London), allerdings nur einen Vorstand. Aus Anlegersicht ist es eigentlich egal, welche Aktie man kauft – es gibt lediglich steuerliche Unterschiede bei der Dividende.
Heute hat Unilever über 400 Marken, darunter 12 sogenannte Powerbrands (über 1 Mrd. Euro Umsatz/Jahr) im Angebot. Lipton, Dove, Knorr, Langnese, Axe und Rexona, um nur einige der Riesenmarken zu nennen. Durchaus interessant ist sicher auch der Fakt, dass rund 60% des Umsatzes in den Emerging Markets (Schwellenländern) erwirtschaftet wird. Auch bei neuen Produkteinführungen kann Unilever hier auf ein erstklassiges Vertriebsnetz bis hin zum kleinsten Dorfmarkt zurückgreifen. Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit setzt Unilever ein Zeichen. Sparsamere Verpackung, kürzere Lieferketten und ökologischere Zutaten. Und das beste: Wie man am Umsatzwachstum sieht – Kunden lieben diese Ökoprodukte.
Wie geht es mit Unilever weiter?
Anfang 2017 hat der Konkurrent Kraft Heinz ein milliardenschweres Übernahmeangebot vorgestellt, das aber umgehend abgelehnt wurde. Seitdem hat Unilever ganz schön die Ärmel hochgekrempelt und verfolgt nun ein radikales Spar- und Umbauprogramm. Das Werbebudget wurde gekürzt, Personal wurde eingespart, Sparten wurden zusammengelegt – so konnte man noch im selben Jahr des Übernahmeversuchs 2 Milliarden Euro einsparen. Und das Sparen hält auch aktuell noch an. So hat Unilever im vergangenen Geschäftsjahr die komplette Brotaufstrichsparte veräußert. Vielleicht wird das die Gründungsväter nicht freuen, die Aktionäre aber gewiss. Auch wenn der Umsatz 2018 um etwa 5% zurückging, konnte man dank des Erlöses einen neuen Rekordgewinn verzeichnen.
Gewinne werden wieder in margenstärkere und aussichtsreichere Geschäfte investiert. Neben einem britischen Bio-Tee-Hersteller hat Unilever letztens auch eine asiatische Kosmetikfirma und einen amerikanischen Internethändler für Rasierbedarf übernommen. Auch in Zukunft wird der Vorstand weltweit nach attraktiven Angeboten Ausschau halten und gleichzeitig sein bestehendes Geschäft stetig optimieren.
Was ist mit der Dividende?
Eine Gewinnausschüttung erhalte Aktionäre von Unilever bereits seit 1937. Seit 1989 wird diese sogar jährlich erhöht. In den letzten 10 Jahren betrug diese Erhöhung im Schnitt 7% – ziemlich attraktiv, wie ich finde. Der Konsumgütergigant darf sich also mit dem Titel Dividendenaristokrat schmücken. Aktuell beträgt die Dividendenrendite 3,1% und die Ausschüttungsquote liegt bei circa 65%. Das ist schon etwas hoch, allerdings bleibt immer noch genug Gewinn im Unternehmen, um selber weiterzuwachsen.
Fazit:
In meinen Augen handelt es sich bei Unilever um ein hervorragendes Investment. Der Konzern ist sehr breit und stark global aufgestellt, der Nachhaltigkeitsfaktor findet einen hohen Stellenwert beim Vorstand und mit dem Spar- und Umbauprogramm kann man schon heute einige Erfolge verzeichnen. Auch die jährlich steigende Quartalsdividende finde ich super. Wer also noch eine Konsumgüteraktie für sein Depot sucht, dürfte hier bestens aufgehoben sein.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.