Costco Wholesale

Costco Wholesale

Der etwas andere Einzelhändler

Wer an die größten Einzelhändler der Welt denkt, wird vermutlich erst mal an Walmart und Amazon denken. Walmart, das mit Abstand umsatzstärkste Unternehmen der Welt, ist die klare Nummer 1 der Branche – mit über 2,2 Millionen Mitarbeitern und einem fast doppelt so hohen Umsatz wie Amazon. Dass die einstige Online-Buchhandlung von Jeff Bezos inzwischen Herrscher des E-Commerce ist, ist auch längst kein Geheimnis mehr. Aber gerade für Dividendeninvestoren kann sich der Blick über den Tellerrand besonders lohnen.

Die Costco Wholesale Corporation belegt Platz 3 der Rangliste und überzeugt mit einem gänzlich anderen Geschäftsmodell als Walmart und Amazon. Der Einzelhändler mit Sitz in Issaquah (bei Seattle) betreibt momentan “nur” 795 Geschäfte und verzichtet noch dazu auf die Gewinnmargen beim Verkauf seiner Produkte. Wie es das Unternehmen dennoch schafft, ständig zu wachsen und dabei seine Kunden, Mitarbeiter und natürlich auch seine Anleger glücklich zu machen, dazu mehr in meinem heutigen Artikel …

Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Costco Wholesale Corp.:

Die Entstehung der heutigen Costco Wholesale Corp. geht auf Sol Price zurück. Dieser wurde am 23. Januar 1916 in New York City geboren. Seine Eltern Samuel und Bella Price waren jüdische Immigranten aus Weißrussland. In den frühen 1920ern zog die Familie nach San Diego an die Westküste Amerikas. Dort absolvierte Sol im Jahr 1931 die Highschool, ehe er an der University of Southern California seinen Abschluss in Philosophie und Rechtswissenschaften machte. Anschließend arbeitete er in einer Anwaltskanzlei in San Diego, bis er Anfang der 1950er-Jahre einen leer stehenden Flugzeughangar erbte. Eines Tages besuchte er Klienten in Los Angeles, die einen Juweliergroßhandel betrieben und ihren Schmuck und ihre Uhren an einen Einzelhandelsbetrieb namens Fedco lieferten. Als Sol sich Fedco näher anschaute, stellte er fest, dass sich sein Hangar ebenfalls für so ein Geschäft eignete und schlug seinen Klienten seine Idee vor. Diese waren sofort begeistert und man begann umgehend mit der Planung. Sol organisierte das Startkapital von 50.000 Dollar und eröffnete 1954 seinen ersten FedMart.

Obwohl das Produktsortiment mit Schmuck, Möbeln und Likör anfangs nicht wirklich umfangreich war, florierte das Geschäft und Sol konnte bereits im ersten Jahr 4,5 Millionen Dollar erwirtschaften. Dabei setzte er von Beginn an auf Mitgliedschaften, die er Regierungsangestellten anbot. Mitglieder zahlten eine kleine Gebühr von 2$, um in seinem FedMart einkaufen zu dürfen. Im Gegenzug verzichtete Sol auf den Großteil der Gewinnmarge seiner Produkte. Dieses Konzept funktionierte so gut, dass sich aus FedMart nach und nach eine verbreitete Ladenkette entwickelte. Inzwischen erweiterte Sol das Produktsortiment und leistete in vielen Bereichen des Einzelhandels Pionierarbeit. Im Jahr 1975 wurde das Unternehmen vom deutschen Unternehmer Hugo Mann aufgekauft und Sol kurz darauf gefeuert. Natürlich nahm er dies nicht einfach so hin und gründete infolgedessen zusammen mit seinem Sohn Robert und einigen weiteren Geschäftspartnern das Unternehmen Price Club. Auch hier verfolgte er sein Erfolgskonzept, erhob eine jährliche Mitgliedsgebühr von 25$ und verkaufte Großpackungen zu Discountpreisen. Es dauerte nicht lange, bis auch andere Einzelhändler dieses Konzept kopierten und mehr oder minder erfolgreich umsetzten.

So eröffnete beispielsweise Walmart eigene Sam’s Club Läden, die ähnlich aufgebaut waren wie Price Clubs. Auch James Sinegal, der sich zuvor bei FedMart vom Einpacker bis zum Executive Vice President hochgearbeitet hat, gründete zusammen mit seinem Partner Jeffrey Brotman das Unternehmen Costco. Zu Beginn der 1990er-Jahre war der Markt langsam gesättigt und das Wachstum ging stetig zurück. Walmart machte sowohl Price Club, als auch Costco Übernahmeangebote, die beide allerdings ablehnten. Stattdessen dachte man selbst über eine Fusion und ihre sinnvollen Synergieeffekte nach, konnten sich aber zunächst nicht einigen, wer das neue Unternehmen anschließend leiten würde. Nachdem im zweiten Quartal 1993 der Gewinn der Price Clubs weiter zurückgegangen war, einigte man sich und Sinegal wurde neuer CEO von PriceCostco. Seit 1997 tritt man als Costco Wholesale Corporation auf und verzeichnet seitdem wieder ein solides Wachstum. Inzwischen betreibt das Unternehmen 795 Standorte in Amerika, Kanada, Mexiko, Australien, England, Japan, Korea, China und einigen weiteren Ländern. Mehr als 53,9 Millionen zahlende Mitglieder sorgen für einen starken Cashflow, den Costco sowohl für neue Geschäftseröffnungen, als auch für den Ausbau seines Online-Geschäfts nutzt.

Der Costco Wholesale Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
COST
WKN:
888351
ISIN:
US22160K1051
Land:
USA
Marktkapitalisierung:
213.1 Mrd. €
Dividendenrendite:
0.7%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
2004

Aussichten

Wie stehen die Zukunftschancen für Costco Wholesale?
Werfen wir zunächst einen kurzen Blick in die zuletzt veröffentlichten Zahlen des vierten Quartals (endete am 30. August 2020). Costco ist es wieder gelungen, seinen Umsatz deutlich zu steigern. So erwirtschaftete der Einzelhändler ganze 52,3 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung um 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Auch auf Jahressicht stieg der Umsatz um 9,3 Prozent auf insgesamt 163,2 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn für das Geschäftsjahr 2020 beläuft sich auf 4 Mrd. US-Dollar (2019 3,66 Mrd. US-Dollar).

Costco verfolgt verschiedene Strategien, um seine Kunden glücklich zu halten und dazu zu bringen, ihre Mitgliedschaft (60$/Jahr oder 120$/Jahr mit Cashback) um weitere Jahre zu verlängern. Mit Erfolg, schließlich liegt die Erneuerungsrate bei 91 Prozent in den USA und Kanada und bei 88 Prozent im Rest der Welt – das sind wirklich beachtliche Zahlen. Zum einen gelingt dies durch die massiven Preisersparnisse, die Costco an seine Kunden weitergibt, zum anderen aber auch durch lukrative Zusatzleistungen, wie den eigenen Tankstellen mit günstigeren Benzinpreisen. Abgesehen davon kann man bei Costco auch extrem günstig essen gehen, tatsächlich zu günstig. Seit Jahren verkauft man beispielsweise Hähnchen für 4,99$ und macht damit ordentlich Verlust – alles nur, um seine Kunden glücklich zu machen. Da das Unternehmen kaum Geld für Werbung ausgibt, fühlen sich Kunden oft wie bei einer Schatzsuche und durchforsten die Läden nach den besten Deals und Rabatten. Diese kann Costco durch Mengenabnahme bei seinen Herstellern durchsetzen. Ist Costco mal nicht zufrieden mit der Qualität, produziert der Einzelhändler kurzerhand Eigenmarken wie Kirkland Signature.

Ein weiteres Thema, bei dem Costco wirklich glänzt, ist der Umgang mit seinen Mitarbeitern. Diese bekommen ein deutlich höheres Gehalt als branchenüblich. Außerdem lockt Costco mit vielen attraktiven Zusatzleistungen. Auf diese Weise versucht der Konzern die Fluktuation so gering wie möglich zu halten. Kein Wunder, dass Costco regelmäßig für seine hervorragenden Arbeitsbedingungen ausgezeichnet wird. Auch das dient natürlich wieder der Strategie, mehr Kunden dazu zu bewegen, ihre Mitgliedschaft zu erneuern – glückliche Mitarbeiter sorgen schließlich auch für glückliche Kunden.

Langfristig wird Costco natürlich versuchen, weltweit noch weiter zu expandieren. Zuletzt betrat man den chinesischen Markt, der definitiv mit riesigen Chancen lockt. Hier stellt sich mir nur die Frage, wie in Zukunft die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China stehen. Fakt ist aber auch, dass Costco nicht nur durch Expansion wächst. So verzeichnen selbst die etablierten Standorte weiterhin ein solides Wachstum.

Wie sieht es mit der Dividende aus?
Abgesehen von einer einzigen Dividende im Jahr 1989, nutzte die Costco Wholesale Corp. ihre Unternehmensgewinne lange Zeit ausschließlich dazu, um selbst weiterzuwachsen. Erst seit 2004 fing der Einzelhändler damit an, regelmäßig Dividenden an seine Aktionäre auszuschütten. Seitdem ist es auch gelungen, die Ausschüttung von Jahr zu Jahr zu erhöhen – und das in einem beachtlichen Tempo. Die Dividendensteigerungsrate betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt bei 13 Prozent. Und dennoch liegt die Ausschüttungsquote gerade mal bei 29,9 Prozent. Bei solchen Werten lässt sich die relativ geringe Dividendenrendite von 0,8 Prozent gerne verkraften. Des Weiteren überraschte Costco in den letzten Jahren gelegentlich mit Sonderdividenden.

Fazit:
Costco Wholesale betreibt ein wirklich außergewöhnliches Geschäftsmodell, das überaus erfolgreich funktioniert. Kunden zahlen gerne Mitgliedsbeiträge, um dort einkaufen gehen zu dürfen. In meinen Augen ist Costco wirklich ein wunderbares Langfristinvestment, mit dem ich nachts garantiert ruhig schlafen kann.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
0.7 %
1 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
11.8 %
4 von 6
Ausschüttungsquote
25.7 %
6 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
17 Jahre
4 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
377.6 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
16.4 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
11.8 %
3 von 3
Verschuldungsgrad
17.8 %
2 von 3
Gesamtpunktzahl
=
26 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

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Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
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