Linde

Linde

Steckt da mehr dahinter als nur heiße Luft?

In meinem Artikel über Mondelēz von letzter Woche sprach ich noch von einer Corona-Korrektur. Inzwischen sind die Märkte deutlich weiter nach unten gerauscht und wir können nun offiziell von einem Crash sprechen. Das Besondere an diesem Börsencrash ist hauptsächlich die rasende Geschwindigkeit. Versucht sich der Markt mal einen Tag aufzuraffen, folgte ein weiterer heftigerer Tag nach unten. Wie lange wird das noch so weitergehen? Und wie sollten Anleger nun reagieren?

Ich habe natürlich auch keine Glaskugel, aber feststeht, dass das volle Ausmaß der Coronavirusfolgen aktuell noch nicht abschätzbar ist. Solange es diese Ungewissheit gibt, wird es vermutlich an den Börsen weiter nach unten gehen. Ist der Virus aber erst mal unter Kontrolle und ist eine wirtschaftliche Besserung in Sicht, wird sich ein Boden bilden und die Aktien werden wieder nach oben steigen.

Wird es Verlierer geben? Ja, definitiv. Für einige Unternehmen, die zuvor schon zu kämpfen hatten, kann so ein Wirtschaftscrash den Todesstoß bedeuten. Was würde ich als Investor nun raten? Ich würde mir “sichere Häfen” für mein Geld suchen. Firmen, auf die man nicht verzichten kann. Und hiervon gibt es einige, die momentan sogar mit Rabatt zu haben sind. So auch der ehemalig deutsche Gasproduzent Linde.

Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Linde Public Limited Company:

Am 11. Juni 1842 wurde Carl Paul Gottfried Linde in Berndorf, Oberfranken geboren. Sein Vater Friedrich war ein evangelisch-lutherischer Pfarrer, der eine neue Pfarrei übernehmen sollte. So zog die Familie nach Kempten. Dort besuchte Carl das Gymnasium und absolvierte sein Abitur. Im Alter von 19 Jahren zog er nach Zürich, um dort Maschinenbau zu studieren. Allerdings wurde er drei Jahre später ohne Abschluss zwangsexmatrikuliert, da er an einem Studentenprotest teilnahm. Einer seiner ehemaligen Professoren, der Ingenieur Franz Reuleaux, vermittelte ihm daraufhin eine Lehrstelle in einer Baumwollfabrik in der Nähe von Kempten. Dort arbeitete er allerdings auch nicht lange, und zog zwischenzeitig erst nach Berlin, dann nach München. In der bayrischen Landeshauptstadt übernahm Linde die Leitung des Konstruktionsbüros der Lokomotivenfabrik Krauss. 1868 begann er an der Polytechnischen Schule München (Vorläufer der Technischen Universität München) die Maschinenlehre zu unterrichten. Hier konzentrierte er sich mehr und mehr auf die moderne Kältetechnik. 1871 stellte er ein verbessertes Kältetechnikverfahren vor und innerhalb kürzester Zeit meldeten sich erste interessierende Brauereien. Für sie war es besonders wichtig das Problem mit der Kühlung in den Griff zu bekommen. Man konnte zwar auf Natureis zurückgreifen, doch gerade in milderen Wintern gab es davon nicht genug. Linde konstruierte also für die Münchner Sparten-Brauerei (heute Teil von AB InBev) eine Kühlanlage, die es ihnen ermöglichte, empfindliche Gärprozesse bei konstant geringen Temperaturen durchzuführen.

Linde verbesserte seine Anlagen stets und immer mehr Brauereien in ganz Europa zählten zu seinen Kunden. Er gab schließlich sein Lehramt auf und gründete am 21. Juni 1879 zusammen mit Gabriel Sedlmayr von Sparten-Bräu, seinem ehemaligen Chef Georg Krauß, und drei weiteren Kollegen die Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen AG. Schnell wurde das Unternehmen zu Europas führenden Experten im Hinblick auf Kältetechnik. Bis 1890 vertrieb man rund 625 Anlagen – hauptsächlich an Brauereien. In diesem Jahr gab Linde seinen Platz als Vorstand auf und übergab ihn seinem Mitarbeiter Friedrich Schipper. Linde zog sich zwar aus dem operativen Geschäft zurück, blieb aber weiterhin im Aufsichtsrat tätig. Es zog ihn wieder nach München, wo er erneut als Professor unterrichtete. Außerdem tüftelte er dort auch an einer Kohlensäurekältemaschine, mit der er später ein Verfahren zur Verflüssigung von Luft (Linde-Verfahren) entwickelte.

Schnell erkannte man das Potenzial dieses Verfahrens und integrierte das neue Geschäft in das bestehende Unternehmen. Außerdem gründete Linde 1907 in den USA die Tochtergesellschaft Linde Air Products. Im Ersten Weltkrieg wurde diese allerdings konfisziert und später an die Union Carbide Corporation weiterverkauft. Obwohl sich das Geschäft super entwickelte, trennte man sich im Jahr 1989 von dem Geschäftszweig und brachte die neue Praxair Inc. als eigenständiges Unternehmen an die Börse. Auch die deutsche Linde AG entwickelte sich über die Jahre hinweg hervorragend. Da war es naheliegend, sich wieder mit der ehemaligen Tochtergesellschaft zu vereinigen. Im Herbst 2018 war die Megafusion abgeschlossen und seitdem agiert man wieder als ein Unternehmen. Obendrein ist man seitdem wieder Weltmarktführer – das französische Unternehmen Air Liquide musste den Platz 1 räumen. Die neue Linde plc versorgt die Industrie mit verschiedenen Gasen, die im produzierendem Gewerbe, in der Chemie, in der Energieerzeugung, aber auch in der Lebensmittelindustrie oder im Gesundheitswesen dringend benötigt werden. Außerdem ist man als Anlagenbauer und Ingenieursdienstleister bestens aufgestellt.

Der Linde Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
LIN
WKN:
A2DSYC
ISIN:
IE00BZ12WP82
Land:
Irland
Marktkapitalisierung:
140.4 Mrd. €
Dividendenrendite:
1.5%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
1992

Aussichten

Wie wird sich das Geschäft der Linde plc zukünftig entwickeln?
Hier bin ich überaus optimistisch. Die Produkte und Dienstleistungen der Linde plc werden so gut wie überall in der Industrie benötigt. In der Ölförderung kommt man ohne die Spezialgase nicht aus, im köstlichen Erfrischungsgetränk sorgt man fürs Sprudeln, in der prallen Chipspackung gehts auch nicht ohne und in der Elektroindustrie sorgt man für eine staubfreie Arbeitsumgebung. Selbst in der Gesundheitsbranche kann man nicht auf die Gase von Linde verzichten – Stichwort Beatmungsmaschinen. Wohlgemerkt, das waren nur ein paar wenige Anwendungsbeispiele. Man merkt also schnell, dass die Erzeugnisse aus dem Hause Linde überall benötigt werden. Das sorgt natürlich für ein stetig anwachsendes Kundennetzwerk. Und da man meist nur langfristige Lieferverträge mit seinen Abnehmern schließt, hat man einen konstanten, stabilen und vor allem planbaren Cashflow.

Einige Anleger sprechen von der neu zusammengeschlossenen Linde plc von einem Zwitter. Ein deutsches und ein amerikanisches Unternehmen beschließend gemeinsam zu fusionieren, werden aus steuerlichen Gründen in Irland angesiedelt und dann von England aus geführt. Sicher klingt das erst mal alles unnötig kompliziert, aber das Ganze wurde mit Bedacht so gewählt, um eine reibungslose und steueroptimierte Unternehmensstruktur auf die Beine zu stellen. Seit der Übernahme trimmt der Vorstandsvorsitzende Steve Angel das Unternehmen auf mehr Effizienz – und das mit Erfolg. Der Gewinn wuchs um stolze 14 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr.

Abgesehen vom bestehenden Geschäft arbeitet man natürlich auch intensiv an Wasserstoff-Technologien. Für eine umweltbewusste und nachhaltige Zukunft wäre ein Umstieg auf Wasserstoff optimal. So weit sind wir aber leider noch nicht. Wenn aber mal der Zeitpunkt kommt, wird Linde davon definitiv profitieren.

Und wie steht es um die Dividende?
Praxair Aktionäre erhalten bereits seit dem Jahr 1992 eine Gewinnausschüttung in Form von Dividenden. Seitdem wurde die Dividende auch Jahr für Jahr gesteigert (Durchschnittswert der letzten 10 Jahre beträgt 9,3 Prozent). Der Dividendenaristokrat zahlt momentan eine Dividendenrendite von rund 2,2 Prozent. Die Ausschüttungsquote liegt mit knapp 85 Prozent aber schon ziemlich hoch. Bei dauerhaft zu hohen Ausschüttungsquoten sollte man vorsichtig werden – es muss schließlich noch genug Geld im Konzern selbst bleiben, um sich weiterzuentwickeln.

Fazit:
Das Unternehmen Linde hat deutlich mehr vorzuweisen als nur heiße Luft. Man liefert seine Gase in viele unterschiedliche Branchen und dort ist man fest in den Produktionsketten verankert. Mit langfristigen Lieferverträgen sichert man sich einen regelmäßigen Geldzufluss. Auch die Zukunftsaussichten sehen sehr gut aus. Anleger, die eine Aktie suchen, die Gas gibt, sind hier super aufgehoben.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
1.5 %
4 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
9.9 %
3 von 6
Ausschüttungsquote
64 %
3 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
29 Jahre
5 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
110.2 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
11 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
26.3 %
3 von 3
Verschuldungsgrad
17.7 %
2 von 3
Gesamtpunktzahl
=
26 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

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Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
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