Gerade als langfristig orientierter Dividendeninvestor liebe ich Unternehmen, die eine exzellente Dividendenhistorie vorzuweisen haben. Gelingt es einer Aktiengesellschaft über einen Zeitraum von 25 Jahren, die Dividende stets an seine Anteilseigner auszuzahlen und zudem jährlich zu steigern, zeugt dies von einem erprobten und meist auch krisenresistenten Geschäftsmodell. Meine Stammleser wissen natürlich, dass es auch Unternehmen gibt, die noch eine deutlich längere Auszahlungshistorie haben – so gibt es neben den Dividenden Königen (Zahlung & Steigerung seit >50 Jahren) auch Unternehmen, die bereits seit weit über 100 Jahren Dividendeninvestoren glücklich machen. Beispielsweise die Bank of Montreal zahlt seit 1828, ExxonMobil seit 1882, Procter & Gamble seit 1890 oder Church & Dwight seit 1901 – um nur ein paar zu nennen.
Heute möchte ich die Stanley Black & Decker Inc. vorstellen, der globalen Nummer 1 für Werkzeuge und einem der führenden Anbieter für Sicherheitssysteme. Abgesehen davon schüttet man bereits seit 1877 eine Dividende aus – Grund genug, uns das Unternehmen mal genauer anzuschauen.
Die Ursprünge des heutigen Werkzeugherstellers gehen auf den 12. August 1802 zurück, als Frederick Trent Stanley in New Britain (Connecticut) geboren wurde. Nach seiner kurzen Schulzeit begann er anfangs auf einem Dampfschiff zu arbeiten und versuchte etwas später sein Glück als Haustürverkäufer. Sein Geld investierte Frederick schon früh in die aufkeimende Eisenwarenindustrie und beschloss im Jahr 1831 ein eigenes Geschäft in seiner Heimatstadt zu eröffnen. Leider musste er sein Unternehmen während der Wirtschaftskrise 1837 aufgeben, doch im Jahr 1842 wagte er einen neuen Versuch. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder William kaufte er ein verlassenes Gebäude und eröffnete im folgenden Jahr die Stanley’s Bolt Manufactory. Für seine Produktion benötigte er große Maschinen, die zu dieser Zeit meist durch Mitarbeiter, fließendes Wasser oder Pferdetretmühlen angetrieben wurden. Da ihm das alles zu ineffizient war, setzte er als erster Betrieb der Region eine Ein-Zylinder-Hochdruck-Dampfmaschine ein. Dieser kraftvolle Antrieb sorgte zwar für einen entscheidenden Marktvorteil und Stanley konnte sein Eisenwarengeschäft mit Bolzen, Türknäufen und Griffen nach und nach vergrößern, doch schnelles Wachstum konnte man das nicht nennen. Erst als im späten 19. Jahrhundert das Eisenbahnschienennetz einen nationalen Markt ermöglichte, stieg die Nachfrage nach Stanley’s Produkten rasant an und das Geschäft konnte sich bestens weiterentwickeln.
Im September 1910 schlossen sich die beiden Konstrukteure und Ingenieure S. Duncan Black und Alonzo G. Decker zusammen und gründeten die Black & Decker Manufacturing Company. Um Startkapital aufzutreiben, verkaufte Duncan sein 600 Dollar teures Auto und man nahm einen Kredit in Höhe von 1.200 Dollar auf. Mit diesem Geld mieteten sie sich in ein kleines Lagerhaus in Baltimore (Maryland) ein und kauften verschiedene Produktionsmaschinen für ihre Werkstatt. Anfangs hielten sich die beiden mit verschiedenen Kundenaufträgen über Wasser und bauten so beispielsweise eine Milchflaschen-Verschließmaschine und einen Baumwollpflücker. Erst im Jahr 1916 begannen die beiden Tüftler mit der Entwicklung ihres ersten elektrisch betriebenem Werkzeugs. Es gab zwar bereits einige deutsche Elektrowerkzeuge, doch da diese schwer zu bedienen und sehr unhandlich waren, hatten sie keinen kommerziellen Erfolg. Black und Decker entwickelten einen Universalmotor, der sowohl mit Wechsel- als auch Gleichstrom betrieben werden konnte und übernahmen den gleichen Abzugsschalter-Mechanismus wie bei einem Revolver. Diese erste elektronische Bohrmaschine war deutlich leichter und vergleichsweise mit 230 Dollar preiswerter als Konkurrenzprodukte.
Ihre 1917 patentierte Bohrmaschine wurde zum Verkaufsschlager und bereits ein Jahr später überschritt man die Umsatzmarke von einer Million Dollar. Es folgten weitere tragbare Elektrowerkzeuge, wie eine Schleifmaschine oder ein Schraubendreher. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, musste man seine Produktionskapazitäten regelmäßig erweitern. Zudem konnte das Unternehmen durch zahlreiche Geschäftsakquisen über die Jahre beachtlich wachsen. Auch Fredericks Industriekonzern, der sich inzwischen The Stanley Works nannte, entwickelte sich hervorragend. Um von Synergieeffekten zu profitieren, einigten sich die beiden Industriegiganten Ende 2009 (nach gefühlt endlosen Gesprächen über einen Zeitraum von 28 Jahren) gemeinsam zu fusionieren. Seitdem ist die Stanley Black & Decker Inc. weltgrößter Werkzeughersteller, sowie der globale Marktführer für technische Verbindungselemente und einer der führenden Hersteller für Sicherheitssysteme.
Wie steht es um die Zukunft der Stanley Black & Decker Inc.?
Zunächst möchte ich einen kurzen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q4 2020) werfen. Im letzten Quartal für das Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete die Stanley Black & Decker Inc. einen Umsatz von 4,4 Mrd. US-Dollar, was einer stolzen Steigerung von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Betrachtet man das gesamte Geschäftsjahr 2020 ergibt sich ein Umsatz von 14,5 Mrd. US-Dollar, welchen man nur noch um einen Prozent gegenüber dem GJ 2019 steigern konnte. Das starke organische Wachstum in der zweiten Jahreshälfte (+10 Prozent) glichen die pandemiebedingten Markteinflüsse glücklicherweise wieder aus. Der bereinigte Gewinn je Aktie belief sich auch 9,04 US-Dollar, was wiederum ein Wachstum von 8 Prozent gegenüber dem GJ 2019 bedeutete. Alles in allem kann man mit der Entwicklung sehr zufrieden sein.
Das Unternehmen, welches bei Häuslebauern und Heimwerkern natürlich einen Lieblingsstatus genießt, profitiert von dem anhaltenden Trend zu immer mehr Do-it-yourself-Projekten. Gerade Corona befeuerte diesen Trend noch mal enorm – viele Menschen sind zu Hause und entdecken hier und da Renovierungsbedarf oder suchen Abwechslung vom eintönigen Büroalltag und betätigen sich wieder vermehrt handwerklich. Auch Baumarktketten wie Lowe’s Companies, Home Depot oder auch Tractor Supply profitieren von diesem Trend.
Kein Wunder also, dass Stanley Black & Decker rund 70 Prozent (10,1 Mrd. USD in 2019) seines Umsatzes mit Werkzeugen und deren Aufbewahrung verdient. Nach eigenen Angaben verkauft das Unternehmen etwa 50 Werkzeuge in der Sekunde! Darunter fallen auch die Marken Stanley Tools, Black + Decker, Dewalt oder Craftsman. Im letzten Geschäftsjahr konnte man hier ein Wachstum in Höhe von 25 Prozent realisieren. Auch der Industriezweig stieg um etwa 10 Prozent im vergangenen Jahr und sorgt für rund 16 Prozent im Gesamtumsatz. In diesem Segment kümmert sich Stanley Black & Decker um die Versorgung von großen Industriekonzernen mit intelligenten und leistungsstarken Maschinen. Lediglich der Sicherheitssysteme-Bereich 2020 um 3 Prozent zurück. Ob das auch daran liegt, dass mehr Menschen im Homeoffice sind und sich somit die Anschaffung einer Alarmanlage sparen können?
Für die Zukunft bietet sich der Stanley Black & Decker Inc. noch ein ordentliches Wachstum auf dem globalen Markt. Rund 61 Prozent erwirtschaftet man im Heimatland Amerika, 19 Prozent in Europa, 11 Prozent in Schwellenländern und die verbleibenden 9 Prozent im Rest der Welt. Insgesamt kann man sagen, dass der Werkzeugprofi langfristig vermutlich kein außerordentlicher Wachstumswert ist, dafür aber ein sehr solider Wert für Dividendendepots.
Apropos, wie sieht es denn mit der Dividende aus?
Seine erste Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden schüttete der Werkzeughersteller bereits im Jahr 1877 an seine Aktionäre aus. Seitdem wurde die Dividende in jedem Jahr gezahlt und zusätzlich seit 1968 jährlich angehoben. Somit zählt das Unternehmen seit einigen Jahren zu den begehrten Dividenden Königen. Mit enormen Dividendensteigerungsraten darf man bei Stanley Black & Decker allerdings nicht rechnen – betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die jährliche Anhebung bei etwa 5,9 Prozent. Auch die momentane Dividendenrendite in Höhe von 1,5 Prozent ist durchaus solide. Die Ausschüttungsquote mit gerade mal 36,2 Prozent sagt mir sehr zu – es bleibt genug Geld im Konzern, um auch zukünftig weiterzuwachsen.
Fazit:
Die Stanley Black & Decker Inc. entwickelte sich von einer kleinen Eisenwarenmanufaktur zum weltweit größten Werkzeugproduzenten. Durch zahlreiche Akquisen und eigener Weiterentwicklung hat man heute viele bekannte und geschätzte Marken im Portfolio. Langfristanleger sollten sich das Unternehmen meiner Meinung nach mal genauer ansehen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.