Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Voller Begeisterung kann ich täglich das Marktgeschehen verfolgen und mich stundenlang mit Freunden, Kollegen und Kunden über Investmentansätze und interessanten Gelegenheiten unterhalten. Ich muss aber schon auch sagen, dass ich mich gerade in letzter Zeit immer wieder an die Tulpenmanie zurückerinnere. Ob es jetzt Niederländer sind, die bis zu 5.200 Gulden für eine Tulpenzwiebel zahlen oder ob eine Kryptowährung ohne Wert durch die Decke schießt, macht für mich kaum einen Unterschied. An dieser Stelle möchte ich einfach mal die Börsenlegende André Kostolany zitieren: “Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird. Ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: Indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.”
Auch mit Aktien der Toro Company, dem weltweiten Marktführer im Bereich der Landwirtschaftsgeräte, wird man garantiert nicht schnell reich werden. Geht man aber mit einer klaren Strategie und viel Geduld an das Thema heran, stehen die Chancen ziemlich gut.
Lasst uns mal einen großen Schritt in unsere Vergangenheit machen. Als Jäger und Sammler sind wir über 200.000 Jahre lang in kleineren Gruppen von etwa 25 Menschen umhergezogen. Dann, vor etwa 10.000 Jahren, wurden wir plötzlich sesshaft – wir begannen primitive Hütten zu bauen, entdeckten den Ackerbau für uns und begannen wildes Vieh zu zähmen. Ab dem 5. Jahrtausend vor Christus begannen wir Rinder vor einen Pflug zu spannen, was uns die landwirtschaftliche Arbeit deutlich erleichterte. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb dies mehr oder weniger der Status quo. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine versuchten wir unsere Zugtiere durch effizientere Antriebsmöglichkeiten zu ersetzen. Allerdings waren diese ersten dampfbetriebenen Traktoren noch sehr schwer und daher nicht für lockere Ackerböden geeignet. Ebenso verhielt es sich damals auch mit den ersten Traktoren, die mit dem neuartigen Verbrennungsmotor ausgestattet waren.
Im Jahr 1913 gründeten der Finanzier Patrick J. Lyons und der Maschinenbauer D. Maurice Hartsough die Bull Tractor Company. Die beiden erkannten eine Marktlücke für kleinere Traktoren und wollten, ähnlich wie Henry Ford mit seiner Automobil-Fließbandproduktion, diesen Markt für sich gewinnen. Viele Farmer und Landwirte konnten sich die riesigen und kostenintensiven Traktoren, die damals auf dem Markt waren, schlichtweg nicht leisten. Dementsprechend begeistert waren sie, als sie den Prototypen “Little Bull”, einen kleinen Traktor für gerade mal 335 Dollar, auf Farmshows, Ausstellungen und Messen bewundern konnten. Noch bevor der erste Traktor vom Band lief, konnte man über 11.000 Bestellungen verbuchen. Als man 1914 mit der Produktion begann, konnte der Motorenlieferant mit der hohen Nachfrage nicht Schritt halten. Aus diesem Grund gründete man am 10. Juli 1914 die Toro Motor Company, nur für den Zweck Motoren für den “Little Bull” zu produzieren. Leider konnte der Traktor nicht die versprochene Leistung bieten und obwohl der stärkere Nachfolger “Big Bull” von Farmern gelobt wurde, musste die Bull Tractor Company wegen rechtlichen Problemen und weiteren Erschwernissen im Jahr 1918 Insolvenz anmelden. Die Toro Motor Company, die das Inventar und die Schulden der Muttergesellschaft übernahm, war nun auf sich gestellt.
Das junge Unternehmen konnte sich anfangs mit der Produktion von Dampfmaschinen für Versorgungsschiffe der US Navy über Wasser halten. Glücklicherweise ist es der inzwischen umbenannten Toro Manufacturing Company gelungen, sich komplett neu zu erfinden, als der Vorsitzende des exklusiven Golfclubs Minikahda in Minneapolis einen speziellen Rasenmäher für großflächige Golfplätze anfragte. Kurzerhand entwickelte man die Toro Standard Golf Machine und wurde damit innerhalb weniger Jahre zum landesweiten Marktführer für Golfplatzpflegegeräten und Bewässerungslösungen. Im Jahr 1929 entschied man das Unternehmen an die Börse zu bringen, da man mehr Kapital benötigte, um durch Forschungs- und Entwicklungsarbeiten seiner Konkurrenz voraus zu sein. In den folgenden Jahren gründete man mehrere Vertriebsgesellschaften in Europa und Asien und führte seinen ersten Rasenmäher für den heimischen Verbrauchermarkt ein. Das Geschäft entwickelte sich hervorragend und die Toro Company ist heute ein weltweit führender Anbieter von Rasen- und Landschaftspflegegeräten, sowie dem Schnee- und Eismanagement, Bewässerungs- und Außenbeleuchtungsanlagen und dem unterirdischen Versorgungsbau.
Wie kann sich das Geschäft der Toro Company in Zukunft entwickeln?
Zunächst möchte ich noch mal das Geschäftsmodell des Landschaftsspezialistens kurz zusammenfassen. Die Toro Company legt ihren Fokus auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb innovativer und leistungsstarker Rasenpflege- und Schneeräumgeräte, sowie Bewässerungssysteme und Außenbeleuchtungslösungen für private und kommerzielle Gärten, öffentliche Grünflächen, Golf- und Sportplätze, Baustellen und landwirtschaftliche Betriebe. Mit seiner Vielzahl verschiedener Marken ist die Toro Company in mehr als 125 Ländern vertreten. Zu den Marken, die hierzulande wohl kaum jemand kennen dürfte, gehören: Toro, Ditch Witch, Exmark, BOSS Snowplow, Ventrac, American Augers, Subsite Electronics, HammerHead, Trencor, Unique Lighting Systems, Irritrol, Hayter, Pope, Perrot, Lawn-Boy und Radius HDD. Mit etwa 75 Prozent sorgen gewerbliche Kunden für den Großteil des Umsatzes.
Werfen wir nun einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q1 2021 – endete am 29.01.2021). Der Umsatz in diesem Quartal lag mit 873 Millionen US-Dollar stolze 13,7 Prozent höher als noch im Vorjahresquartal. An dieser Stelle sei erwähnt, dass in diesem Zeitraum der Umsatz im Segment der Gewerblichen Kunden um 9,3 Prozent anstieg, während der Umsatz im Privatkunden-Segment beachtliche 31,3 Prozent anzog. Ähnlich wie die Baumarktketten Home Depot oder Lowe’s Companies konnte auch die Toro Company von der Coronapandemie profitieren. Man möchte es natürlich zu Hause am schönsten haben, wenn man dort schon die meiste Zeit verbringt. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Toro’s Gewinn je Aktie ordentliche 32,8 Prozent auf nun 1,02 USD anzog. Des Weiteren kündigte die Unternehmensführung an, das Aktienrückkaufprogramm fortzusetzen, was sicherlich Investoren freuen dürfte.
Auch wenn die Toro Company schon heute seine Produkte in über 125 Ländern anbietet, setzt man doch im Heimatmarkt Amerika mit rund 80 Prozent das meiste Geld um (Jahresbericht 2020 – Seite 6). Hier sehe ich für die Zukunft noch ordentliches Wachstums- beziehungsweise Nachholpotenzial. Alles in allem stehen die Chancen hervorragend, dass sich das Geschäft des Landschaftsprofis in Zukunft ordentlich weiterentwickelt. Schließlich werden auch für Themen wie den Glasfaserausbau, 5G, oder das Verlegen neuer Gas-Leitungen Geräte des Unternehmens benötigt. Ich bin also sehr optimistisch und werde mir vermutlich selbst bei passender Gelegenheit einige Aktien der Toro Company ins Depot holen.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Bereits im Jahr 1972 erhielten Aktionäre der Toro Company ihre erste Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden. Seitdem wurde die Dividende zwar in jedem Jahr gezahlt, allerdings nicht immer gesteigert. Nicht selten wurde die Dividende gekürzt oder unverändert gelassen. Erst seit dem Jahr 2005 etablierte man eine aktionärsfreundlichere Ausschüttungspolitik mit jährlichen Steigerungen. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate bei ordentlichen 19,3 Prozent. In den letzten 5 Jahren pendelte sich dieser Wert bei etwa 13,4 Prozent ein. Die momentane Dividendenrendite liegt mit 0,9 Prozent zwar nicht sonderlich hoch, die ebenso geringe Ausschüttungsquote mit 30,2 Prozent signalisiert aber noch viel Potenzial für zukünftige Steigerungen.
Fazit:
Der Landschaftsverschönerer Toro Company verfügt über ein solides Produktsortiment, das neben Privatkunden vor allem gewerbliche Betriebe anspricht. In meinen Augen dürften auch Langfristanleger viel Freude mit dem Unternehmen haben.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.
2 Responses
Hallo Benedikt, ich mal wieder 🙂
deine Meinung zu Deere würde mich interessieren – zwar nicht als Gegenkandidat sondern eher als Ergänzung? Meine persönliche Meinung ist das Deere hier vor knapp 5 Jahren einen Weg eingeschlagen hat, der sehr viel Potential hat – Vertical Farming und Drohnen für die Farmer. Vielleicht wäre das ja eine Idee für dich? 🙂
Beste Grüße DaBraX
Guten Morgen DaBraX,
finde ich eine klasse Idee. Vielen Dank 🙂
Ich packe Deere & Company mal mit auf die Liste.
Liebe Grüße & einen schönen Sonntag.
Benedikt