Welche Unternehmen gehören zu den Gewinnern der Krise? Zum einen sind es natürlich Technologieunternehmen, die das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen und erleichtern – sowohl was Hardware, als auch Software angeht. Abgesehen davon konnten auch Hygiene- und Reinigungsunternehmen von der Coronaepidemie profitieren. Wenn Menschen mehr Zeit in den eigenen 4-Wänden verbringen, wollen sie es dort natürlich schön haben. Somit konnten auch Baumarktketten, wie Home Depot oder Lowe’s Companies oder der Spezialgroßhändler Pool Corporation deutliche Umsatzsteigerungen verzeichnen.
In meinem heutigen Artikel möchte ich auf einen weiteren Krisengewinner eingehen, der nicht nur das eigene Zuhause, sondern auch viele globale Sehenswürdigkeiten verschönert. Egal, ob es das Hollywood Sign, die Golden Gate Bridge oder das Wimbledon Stadium ist – bei allen wurden Produkte des weltweiten Farbmarktführers Sherwin-Williams eingesetzt.
Am 27. September 1842 wurde Henry Alden Sherwin in Baltimore geboren. Mit 15 Jahren beendete er die Schule und begann in einem örtlichen Gemischtwarenladen zu arbeiten. 1860 zog er zu seinem Onkel nach Cleveland, begann seine Karriere bei dem Trockenwarengeschäft Freeman & Kellogg Co. (übrigens kein Vorgänger der heutigen Kellogg Company) und wurde innerhalb von 2 Jahren zum Buchhalter befördert. Kurz darauf wurde ihm angeboten Partner des Großhändlers George Sprague & Co. zu werden – dort blieb er allerdings nicht lange, da ihm der Verkauf von Spirituosen nicht lag. Sherwin, der zu diesem Zeitpunkt bereits 2.000 Dollar (zur damaligen Zeit eine Menge Geld) gespart hatte, stand nun vor der Qual der Wahl. Er konnte sich zwischen einer Bankanstellung, einer Partnerschaft mit einem Arzneimittelhändler und einer Partnerschaft mit dem Goßhändler Truman Dunham Company entscheiden. Obwohl ihm letzterer zwar am wenigsten bieten konnte, entschied sich Sherwin dennoch dazu, seine 2.000 Dollar in diese Partnerschaft zu investieren, da er die chancenreiche Zukunft erkannte. Das Unternehmen spezialisierte sich auf den Handel von Wohndekorations- und Einrichtungszubehör, darunter Farben, Lacke, Öle, Pigmente und Pinsel.
Sherwin lernte als junger Partner viel über diese Branche, ehe er sich im Jahr 1870 entschied seinen eigenen Weg zu gehen und sich fortan auf die Produktion von Farben zu konzentrieren. Um diese Entscheidung nachvollziehen zu können, ist es wichtig, sich ein wenig mit der damaligen Farbenindustrie zu beschäftigen. In jenen Tagen konnte man nur ausgewählte Farbtöne in den Frühlingsmonaten kaufen. Die Farben bestanden aus einem Öl-/Farbpigment-Mix, den man andauernd umrühren musste, da er andernfalls in kürzester Zeit vertrocknete und unbrauchbar wurde. Gegen Ende der 1870er-Jahre wurde das Mischverfahren glücklicherweise deutlich weiterentwickelt. Sherwin machte sich dieses Verfahren zunutze, als er gemeinsam mit dem Buchhalter Alanson T. Osborn und dem Bürgerkriegsveteranen Edward P. Williams die Sherwin-Williams & Company gründete. Die drei Geschäftspartner investierten zu gleichen Teilen jeweils 15.000 Dollar. Mit diesem Kapital eröffneten sie kurz darauf ihren ersten eigenen Laden, in dem sie Pastenfarben, Ölfarben und Spachtelmassen verkauften. Das Geschäft lief so gut, dass man bereits im ersten Jahr einen stolzen Jahresumsatz von 422.390,97 US-Dollar erwirtschaften konnte. Im Jahr 1873 kauften sie der Standard Oil Co. eine Fabrik am Cuyahoga River in Cleveland ab und bauten sie für ihre Zwecke um. 1877 entwickelte das Unternehmen die erste wiederverschließbare Farbdose und sorgte damit für eine deutlich längere Nutzbarkeit der Farben.
Fortlaufend arbeitete man an innovativen Neuerungen und verbesserten Farbrezepturen. Nach und nach produzierte man Farben für spezielle Zwecke – Innenbodenfarbe, Außenwandfarbe, witterungsresistente Farbe für Metallkonstruktionen und viele mehr. Sherwin-Williams entwickelte sich blendend und nach einigen attraktiven Geschäftsakquisen ist man heute die weltweite Nummer 1 der Branche. Man vertreibt seine verschiedenen Marken, die man sowohl in den eigenen 4.900 Geschäftsstellen, als auch bei vielen Baumärkten und Fachhändlern an gewerbliche, als auch private Kunden anbietet. Abgesehen davon liefert die Sherwin-Williams Performance Coatings Group eine breite Auswahl an hochtechnologischen Lösungen für die Bau-, Verpackungs-, Automobilindustrie und viele weitere Branchen.
Wie schätze ich die Zukunft von Sherwin-Williams ein?
Werfen wir zunächst einen Blick auf die vergangenen Zahlen des zweiten Quartals 2020. Sherwin-Williams verzeichnete eine starke Nachfrage auf dem heimischen Markt, sodass das Unternehmen seine Gewinne im Vergleich zum Vorjahresquartal um ganze 29 Prozent auf 6,48 Dollar/Aktie steigern konnte. Damit übertraf man die Prognosen der Analysten und die Aktie konnte ein neues Allzeithoch verzeichnen.
Wie schon in der Einleitung erwähnt, floriert momentan der Heimwerkerbereich extrem stark. Die Coronazeit, in der jeder gefühlt in seinen eigenen 4-Wänden eingesperrt war, sorgte natürlich nochmals für eine Nachfragesteigerung. Den Trend hin zu mehr Do-It-Yourself sieht man aber schon länger. Heimwerkern sorgt für einen kreativen Ausgleich, den viele Arbeitnehmer im Alltag vermissen. Abgesehen von steigenden Nachfragen, plant Sherwin-Williams auch durch den Ausbau des Einzelhandelsgeschäftes weiterzuwachsen. So möchte man im Jahr 2020 insgesamt etwa 50 neue Geschäfte eröffnen.
Seit 2016, als Sherwin-Williams seinen ehemaligen Konkurrenten Valspar für die stolze Summe von 8,9 Milliarden US-Dollar übernommen hat, ist man der unangefochtene Weltmarktführer im Bereich der Farben und Lacke. Durch diese kostspielige Akquisition konnte das Unternehmen seine Marktstellung in den Regionen Asien, Europa, Nahost und Afrika deutlich vorantreiben und ausbauen. Außerdem ergaben sich bei der Zusammenlegung beider Unternehmen tolle Synergieeffekte, die sich heute deutlich bemerkbar machen. Ich bin überzeugt davon, dass Sherwin-Williams auch in Zukunft weiter nach attraktiven Übernahmekandidaten Ausschau halten wird.
Wie sieht es bei der Dividende aus?
Aktionäre haben ihre erste Dividende bereits im Jahr 1885 erhalten. Damals war Sherwin-Williams allerdings noch nicht an der Börse gelistet. Erst im Jahr 1964 ging der Farbenprofi an die New York Stock Exchange. Seit 1979 gelang es dem Unternehmen quartalsweise seine Dividende zu zahlen und sogar jährlich anzuheben. Der Dividenden Aristokrat kann außerdem ein hervorragendes Wachstum vorweisen. Betrachtet auf 10 Jahre liegt die Dividendensteigerungsrate bei 14,35 Prozent – da erscheint auch die Dividendenrendite von 0,7 Prozent gar nicht so gering. Abgerundet wird das ganze noch mit einer niedrigen Ausschüttungsquote von 27,5 Prozent.
Fazit:
Auch wenn die Sherwin-Williams Company im Heimatmarkt Amerika gut bekannt ist, so haben wohl die wenigsten Deutschen jemals von diesen tollen Unternehmen gehört. Und ich muss einfach zugeben, dass ich großer Fan von langweiligen und eher unbekannten Aktien bin, die dennoch eine erstklassige Performance an den Tag legen. Wer also seinem Depot etwas Farbe beimischen möchte, sollte sich Sherwin-Williams definitiv etwas genauer anschauen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.