Waste Management

Waste Management

Das Geld liegt auf der Straße

Müll klingt erst mal nicht sonderlich attraktiv, oder? Wer will schon sagen, dass er Müll-Aktien im Depot hat? Ich dachte lange auch so, bis ich schließlich auf einen Artikel über die Investments von Microsoft-Gründer Bill Gates gestoßen bin. Er ist seit langem Großaktionär bei Waste Management. Und wenn man sich mal etwas intensiver mit diesem Unternehmen beschäftigt, versteht man auch schnell warum.

Müll ist zweifelsohne ein Megatrend. Gerade in den USA werden Unmengen an Müll produziert. Und diese Menge wird definitiv noch weiter ansteigen. Für eine umweltbewusste und auch hygienische Zukunft ist es also enorm wichtig, dass wir diesen produzierten Müll ordentlich entsorgen und recyceln. Waste Management, das größte Entsorgungsunternehmen der USA, ist in diesem Gebiet bestens aufgestellt. Mit seiner Truckflotte sammelt WM den Müll von 21 Millionen kommunalen, gewerblichen und industriellen Kunden ein, recycelt ihn und nutzt die entstehenden Gase zur Erzeugung erneuerbarer Energien.

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Waste Management Inc.:

Wahrscheinlich kann man es sich heute kaum noch vorstellen, aber vor gar nicht mal so langer Zeit war es üblich seinen produzierten Müll einfach auf die Straße zu schmeißen. Dort häuften sich die Müllberge, alles stank total und zog Ratten an. Dass das ganze auch Krankheiten mit sich brachte, ist wohl selbsterklärend. 1893 änderte sich das, als Harm Huizenga, ein niederländischer Einwanderer, mit seiner Pferdekutsche den Müll in Chicagos Vororten gegen eine kleine Gebühr von 1,25$/Wagen einsammelte. Er baute sich einen zuverlässigen Kundenstamm auf und gründete die Huizenga & Sons Scavenger Co. (Scavenger – zu Deutsch “Straßenkehrer”). Mit fortschreitender Industrialisierung wurde auch stets mehr Müll produziert und Huizenga konnte sein Geschäft ausbauen. Doch die Arbeit war hart und nur die wenigsten konnte sie lange ausüben. Nichtsdestotrotz bauten auch 3 seiner Söhne (Sam, Tom und Peter) eigene Mülltransportunternehmen auf. Gerrit, der 4. Sohn, entschied sich dagegen und zog mit seiner Familie weg.

An genau diesem Punkt der Geschichte kommt Gerrits Sohn Harry Wayne Huizenga ins Spiel. Er wuchs erst in Illinois auf, bis seine Familie nach Florida zog. Dort absolvierte er die Highschool, hatte dann aber das Verlangen wieder zu seinen Verwandten und Freunden nach Chicago zu ziehen. Er schrieb sich auf der Calvin University ein, brach aber sein Studium nach 2 Semestern wieder ab. Etwa 5 Jahre lang versuchte er sich mit Minijobs über Wasser zu halten, bis er sich letztendlich 1959 für knapp 6 Monate bei der Army einschrieb. Zurück in Florida wollte er es seinem Großvater gleichtun und ein eigenes Entsorgungsunternehmen gründen. Er lieh sich 5.000$ von seinem Vater und überredete einen Konkurrenten, ihm einen Truck zu verkaufen. Das Unternehmen Southern Sanitation Services war geboren. Es war eine überaus lukrative Zeit, um in die Abfallbehandlungsindustrie einzusteigen. Der Wirtschaft ging es blendend und die Verbraucher wurden mit neuen Produkten nur so überschwemmt. Zumal nun auch die Zeit der Einwegprodukte begann. Das bemerkte auch Dean Buntrock, der mit Peter Huizenga’s Tocher Betty verheiratet war. Als Peter 1956 verstarb, hinterließ er seine Firma Ace Scavenger Service. Dean, der eigentlich Versicherungskaufmann lernte, wurde gebeten, die Geschäfte fortzuführen. Zu dieser Zeit hatte man 15 Sammelrouten, die je 4.000 $/Monat erwirtschafteten und eine Müllverbrennungsanlage, die rund 800$ im Monat abwarf. Bald lernte er Bettys Cousin Wayne kennen und beide schmiedeten erste Pläne für eine gemeinsame Fusion.

Die Verabschiedung eines neuen Gesetzes über die Entsorgung fester Abfälle im Jahr 1965 schrieb neue Hygiene- und Sicherheitsstandards vor. Kleinere oder weniger entwickelte Unternehmen wurden so aus dem Geschäft gedrängt. Die Umsetzung der neuen Vorschriften erforderten eine Menge Investitionen. Für Buntrock und Huizenga war schnell klar, dass sie ihre Pläne nun umsetzten mussten. Nach und nach führten die beiden ihre Unternehmen unter dem neuen Namen Waste Management Inc. zusammen. Auch Larry Beck, das 3. Gründungsmitglied, integrierte sein Entsorgungsgeschäft Atlas Disposal, das auf der Südseite von Chicago tätig war. Zu dritt bauten sie ihre Geschäfte stetig aus und expandierten in weitere Bundesstaaten. So eine starke Expansion schluckt natürlich viel Geld. Und da man nicht ständig bei Banken um Kredite betteln wollte, entschied man sich 1971 an die Börse zu gehen. Das frische Kapital ermöglichte den Ausbau der Geschäfte in ganz Nordamerika. Heute ist Waste Management das größte Entsorgungsunternehmen der USA. Dabei bedient man alle Facetten der Abfallwirtschaft von Recycling und Abfallverwertung über Sonderabfallmanagement bis hin zur Energiegewinnung durch Abfallgase.

Der Waste Management Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
WM
WKN:
893579
ISIN:
US94106L1098
Land:
USA
Marktkapitalisierung:
66.2 Mrd. €
Dividendenrendite:
1.6%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
1986

Aussichten

Wie werden die Geschäfte von Waste Management in Zukunft weiterlaufen?
Wie schon in der Einleitung kurz angesprochen, sind die USA Weltmeister im Müllproduzieren. Um es mal in Zahlen auszudrücken: Durchschnittlich produziert jeder Amerikaner 773 Kilogramm Müll pro Jahr. Das muss man sich mal vorstellen. Nicht jeder Haushalt, sondern jeder Amerikaner, von klein bis groß. Und der Trend steigt weiter an. Zum einen liegt das natürlich an der steigenden Bevölkerungszahl, zum anderen liegt das aber auch an den ganzen Wegwerfprodukten. Immer mehr Menschen bestellen ihr Essen online – was entsteht? Mehr Müll. Immer mehr Produkte sind einzeln in Plastik verpackt – was entsteht? Richtig, mehr Müll. Der Beratungskonzern McKinsey rechnet weltweit trotz Umweltauflagen und möglichen Verboten mit einem Plastikmüllanstieg von 80 Prozent bis 2030. Waste Management hat also alle Hände voll zu tun.

Ein Thema, das WM sicher auch erfreuen dürfte, ist China. Das Reich der Mitte verhängte nämlich einen Müll-Importstop. Über Jahre hinweg wurde Müll von der ganzen Welt aus nach China geschifft, um ihn dort zu entsorgen. Doch jetzt zog man sich aus dem Geschäft zurück und löste damit eine ganz schöne Müllkrise aus. Entsorgungsunternehmen wie Waste Management bekommen nun also noch mehr Aufträge und die Aktie schoss munter nach oben.

Generell betreibt Waste Management ein sehr stabiles und krisensicheres Geschäftsmodell. Man stelle sich nur mal vor, was passieren würde, wenn solch ein Unternehmen mal streikt oder komplett sein Geschäft einstellen müsste, weil es nicht lukrativ genug wäre. Es würde definitiv Chaos ausbrechen – ganz zu schweigen von den vielen hygienischen Problemen. Waste Management besitzt auch einen natürlichen Burggraben. Es kann kein neuer Player auf den Markt kommen und einfach mal neue Mülldeponien eröffnen. Die USA erteilen hierfür nämlich keine Genehmigungen mehr – Mülldeponien stinken, machen Lärm und sind generell nicht gerne gesehen in der Nachbarschaft. Man muss also auf vorhandene Deponien zurückgreifen. Und hiervon hat Waste Management ganze 293 in ganz Nordamerika verteilt. Und auch die Fahrzeugflotte von knapp 26.000 Trucks, kann man nicht so schnell nachbilden. Momentan fahren übrigens schon 6.500 dieser Trucks mit selbst produziertem Gas, Tendenz weiter steigend.

Um nicht nur aus eigener Kraft zu wachsen, setzt man natürlich auch auf lukrative Akquisen. So kaufte man zuletzt das kleine Entsorgungsunternehmen Miller Sanitation, das im Südwesten und im Zentrum von Minnesota tätig ist. So kommen weitere 2.500 Privatkunden und etwa 500 gewerbliche Kunden mit ins Portfolio von Waste Management. Abgesehen von Miller Sanitation, kündigte man im April 2019 an, den großen Rivalen Advanced Disposal für die stolze Summe von 4.9 Mrd. US-Dollar zu übernehmen. Noch vor Ende des ersten Quartals 2020 soll diese Akquisition planmäßig abgeschlossen sein.

Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Aktionäre erhalten bereits seit dem Jahr 1986 eine regelmäßige Gewinnausschüttung. Da man aber noch eine Weile die Gewinne selbst in Wachstum reinvestierte, wurde diese Dividende nie sonderlich erhöht. Erst im Jahr 2004 änderte sich das. Seitdem wird die Dividende jährlich angehoben und das im Schnitt um circa 5,5% (Durchschnittswert der letzten 10 Jahre). Die aktuelle Dividendenrendite beträgt rund 1,6% und die Ausschüttungsquote befindet sich mit etwas mehr als 50% noch im grünen Bereich. Es bleibt also noch genug Geld im Unternehmen, um auch weiterhin stabil zu wachsen.

Fazit:
Ich mag Unternehmen, auf die man nicht bzw. nur extrem schwer verzichten kann. Und genau so ein Unternehmen ist Waste Management – wie gesagt: Stellt euch das Szenario vor, das sich in den USA abspielen würde, würde WM keinen Müll mehr entsorgen. Man hat also ein stabiles, wachstumsstarkes und krisensicheres Investment. Ich persönlich kann mir gut vorstellen, in Waste Management zu investieren, allerdings würde ich hier noch gerne auf eine kleinere Korrektur warten.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
1.6 %
4 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
9.2 %
3 von 6
Ausschüttungsquote
49.4 %
5 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
18 Jahre
4 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
384.8 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
3.4 %
1 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
6.3 %
2 von 3
Verschuldungsgrad
35 %
1 von 3
Gesamtpunktzahl
=
23 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

Weitere interessante Unternehmen:

Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
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Der Depotplaner inkl. Depot-Tracker

Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.

Wie ist deine Meinung zu Waste Management?

2 Responses

  1. Sehr interessante Geschichte über WM,hab WM auch im Depot,vielleicht gibt es nochmal einen kleinen Rücksetzter,dann könnte ich nochmal nachlegen…
    Super Artikel

    1. Hallo Oliver,
      vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
      Ja, ich werde dann definitiv auch mal einsteigen, wenn’s mal wieder nen Rücksetzer gibt.
      Liebe Grüße
      Benedikt

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