Der Börsen-Altmeister André Kostolany sagte einst: “Hat man Aktien, so zittert man, sie könnten fallen. Hat man keine, so zittert man, sie könnten steigen.” Gerade in der aktuellen Situation bangen einige Anleger um ihr Vermögen. Wie geht’s mit der Notenpolitik weiter? Wie viele Zinsanhebungen werden wir dieses Jahr bekommen? Wird der Konflikt in Russland und der Ukraine eskalieren und steht uns ein Krieg bevor? Niemand weiß, wie es kommen wird und niemand kann sagen, welche Aktien in Zukunft steigen werden. Ja, sogar niemand kann garantieren, dass es Unternehmen XY in 3 Jahren überhaupt noch geben wird. Börse ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeit und der Geduld. Ich für meinen Teil investiere daher gerne in Unternehmen, die in ihrer Vergangenheit gezeigt haben, dass sie mit Krisen umgehen können und die eine vielversprechende Zukunft vor sich haben.
Werfen wir heute mal einen Blick nach Skandinavien, wo sich vor über 150 Jahren ein Unternehmen etablierte, das sich auf pflanzliche Öle und Fette spezialisierte und heute zu den Marktführern seiner Branche zählt. Die AAK AB versorgt unter anderem Lebensmittelhersteller, Pharma- und Chemieunternehmen oder die Tierfutterindustrie mit wertvollen und nachhaltigen Inhalts- und Zusatzstoffen.
Die Ursprünge des heutigen Experten für pflanzliche Öle und Fette führen uns beinahe 200 Jahre zurück in die Vergangenheit – genauer gesagt, an den 4. Dezember 1822, als Hans Broge in Grenå (Dänemark) geboren wurde. Sein Vater war Seemann, doch ertrank, als Hans etwa 6 Jahre alt war. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung bei dem angesehenen Kaufmann Harboe Meulengracht in der knapp 60 km entfernten Stadt Aarhus. Hans war wissbegierig und lernte schnell. Schon bald stellte sich sein Handels- und Verkaufsgeschick heraus und nach etwa 10 Jahren wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Geschäft lief blendend und Hans baute nach und nach mehrere kleinere Unternehmungen auf. So leitete er unter anderem mehrere landwirtschaftliche Betriebe, zwei Ziegeleien und beschäftigte sich zunehmend im Exportgeschäft. Hauptsächlich verkaufte er dänische Butter nach England – im Gegenzug dafür bekam er Kohle und andere wichtige Rohstoffe. Der Butterhandel lief so erfolgreich, dass bald neue Landwirtschaftsbetriebe entstanden und Hans witterte bereits die nächste Geschäftsidee.
Gemeinsam mit der Kreditgesellschaft Adler, Wulff & Meyer und seinem Kaufmannskollegen Hendrik Pontoppidan gründete er am 14. September 1871 die Aarhus Palmekærnefabrik – ein Unternehmen zur Herstellung von Viehfutter, das aus Palmkernen gewonnen wurde. Der Bedarf an Futtermitteln schoss in die Höhe, als mehr und mehr Butter exportiert wurde – der Erfolg war also fast vorprogrammiert. Mit seinen sechs Pressen konnte man etwa zehn Tonnen Palmkerne pro Tag verarbeiten. Effektiv entstanden dabei sechs Tonnen Tierfutter und vier Tonnen Palmkernöl. Anfangs sah man das Öl noch als Nebenprodukt, das man nach Russland verkaufte. Dort wurde es hauptsächlich für die Seifenherstellung und als Lampenöl verwendet. Doch als man gegen Ende der 1870er-Jahre vermehrt Probleme mit dem Exportgeschäft hatte, war man gezwungen umzudenken. Russland wollte die heimische Industrie fördern und erhob nun hohe Zölle auf ausländische Importe. Nichtsdestotrotz war der russische Pflanzenölmarkt vielversprechend, weshalb man kurzerhand entschied eine eigene Ölfabrik in Liepāja (damals russische Provinz, heute Lettland) zu errichten. Die Entscheidung war goldrichtig und das Geschäft lief hervorragend.
Neben Butter eroberte nun auch Margarine den Massenmarkt. Zuvor suchte Kaiser Napoleon III. für seine Truppen nach einem preiswerteren Butterersatz. Daraufhin entwickelte der französische Chemiker Hippolyte Mège-Mouriés ein streichfähiges Nahrungsfett, das unter anderem aus Rindertalg und Magermilch bestand. Otto Mønsted, ein weiterer Kaufmann aus Aarhus, hörte von dieser Erfindung und begann sich intensiver damit zu beschäftigen. Er las alles, was er zu dem Thema finden konnte und nach einigen Versuchen war es so weit und er gründete seine eigene Margarinefabrik. Zunächst wechselte man zwischen pflanzlichen und tierischen Fetten, doch als die Preise für tierische Fette stark anstiegen, ebnete dies den Weg für Pflanzenöle. Zunächst importierte Otto monatlich etwa 100 Tonnen Sesamöl aus Frankreich – es dauerte allerdings nicht lange, bis er nach lokalen Geschäftspartnern suchte. In der Aarhus Palmekærnefabrik erkannte man das Potenzial und beschloss, sich vollständig umzufirmieren. Am 1. Januar 1892 benannte man sich in Aarhus Oliefabrik Limiteret um und gliederte das Werk in Liepāja aus. Neben Palmkernen wurden nun auch Sesam, Erdnüsse und Kopra (getrocknete Kokosnusskerne) in die Produktion aufgenommen.
Pflanzliche Speiseöle wurden immer beliebter und schon bald begann man auf dem skandinavischen Markt zu expandieren. Allmählich startete man auch kleinere Ölfirmen aufzukaufen und positionierte sich damit in Deutschland, Russland, Großbritannien und den USA. Um sich für die wachsende Produktion eine stetige Versorgung mit Kokosnüssen, Palmkernen und anderen Rohstoffen zu sichern, baute man im Laufe der nächsten Jahre mehrere Tochtergesellschaften in Südostasien und Afrika auf. Viel Geld steckte man nun auch in die Entwicklung neuer Spezialfette und -öle. So gelang beispielsweise mit CEBES, einem günstigerem und zugleich gesünderem Ersatzstoff für Kakaobutter, der Durchbruch. Hauptsächlich dieser neuen Substanz verdankte man das starke Wachstum in den 1920er und 1930er-Jahren und das trotzt Weltwirtschaftskrise. Im Jahr 2005 fusionierte man mit seinem 1918 gegründeten, schwedischen Konkurrenten Karlshamn AB und wurde so zur AarhusKarlshamn AB. Heute ist AAK mit Firmensitz im schwedischen Malmö eines der weltweit führenden Unternehmen, das sich auf maßgeschneiderte und nachhaltige Lösungen für Öle und Fette auf Pflanzenbasis spezialisiert hat.
Wie kann sich AAK in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich noch mal kurz das Geschäftsmodell des Spezialölkonzerns zusammenfassen. AAK spezialisiert sich auf Öle und Fette auf Pflanzenbasis, die in vielen Verbraucherprodukten als wertsteigernde Inhalts- und Zusatzstoffe enthalten sind. So machen beispielsweise Inhaltsstoffe von AAK Schokolade länger haltbar und zudem schmackhafter. Oder sie helfen Bäckereibetrieben, mit Backfetten, Frittierölen und anderen Produkten Arbeitsschritte effizienter zu machen. Abgesehen davon beliefert man auch Unternehmen in den Branchen Molkereiprodukte und Eiscreme, pflanzliche Lebensmittel, Spezialnahrung, Foodservice, Tiernahrung, technische Produkte und sogar Körperpflege und Kerzen. Dabei entwickelt AAK nicht alleine, sondern arbeitet intensiv mit seinen Kunden zusammen, um die perfekte und passendste Lösung bieten zu können. Aus genau diesem Grund nennt man sich übrigens auch The Co-Development Company.
Werfen wir nun einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q4 2021 – endete am 31. Dezember 2021). Der Nettoumsatz belief sich auf 10.441 Mio. schwedische Kornen (SEK), was einer Steigerung von 43 Prozent und damit einem Rekordergebnis entspricht. Zurückzuführen ist dieser unglaubliche Anstieg auf deutliche Volumensteigerungen und höhere Rohstoffpreise. AAK erwirtschaftete daraus einen Gewinn von 659 Mio. SEK – einer Steigerung von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Je Aktie entspricht dies einem Gewinn von 1,84 SEK – im Q4 2020 lag dieser Wert noch bei 1,69 SEK. Alles in allem kann man mit solch einer Entwicklung mehr als zufrieden sein.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt natürlich für einen pflanzenbasierten Ölproduzenten eine entscheidende Rolle. Würde man hier nicht nachhaltig wirtschaften, würden irgendwann die Rohstoffe ausgehen. AAK führte aus diesem Grund im letzten Jahr eine Satellitenüberwachung für ihre globale Palmöl-Lieferkette ein, um besser gegen die Abholzung vorgehen zu können. Man hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 zu 100 Prozent entwaldungsfrei und ebenso lückenlos bis zur Plantage rückverfolgbar zu sein. Erst kürzlich gab man bekannt, dass man 500 Mio. SEK in die Installation von Biomassekesseln in seiner Produktionsanlage in Aarhus investieren wird. Auf diese Weise soll die CO₂-Emissionen des Werks voraussichtlich um etwa 90 Prozent reduziert werden.
Wie auch bereits in der Vergangenheit, wird AAK auch in den nächsten Jahren durch eigene Innovationskraft, organisches Wachstum und durch die Übernahme geeigneter Unternehmen wachsen. So akquirierte man gegen Ende des letzten Jahres das niederländische Unternehmen BIC Ingredients, um sich auf dem europäischen Markt für Lecithin zukünftig noch besser positionieren zu können.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
In alten Archivdokumenten habe ich herausgefunden, dass frühe Investoren der heutigen AAK AB bereits ab dem Jahr 1892 eine 10-prozentige Dividende pro Jahr erhielten. Da die Datenlage aber nicht sonderlich gut ist, weiß ich nicht, ob seitdem durchgehend gezahlt wurde. Mindestens seit 1978 zahlt man aber eine regelmäßige Dividende und seit mindestens 2006 wird diese zudem jährlich gesteigert. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate bei knapp 12,5 Prozent. Bei diesem Wachstum wirkt die aktuelle Dividendenrendite in Höhe von 1,2 Prozent schon gleich deutlich attraktiver. Auch die Ausschüttungsquote lässt mit momentan 41,4 Prozent noch genug Kapital im Unternehmen, um auch in den nächsten Jahren solide weiterzuwachsen.
Fazit:
Der schwedische Spezialöl-Profi AAK entwickelte sich vom kleinen Tierfutterproduzenten hin zu einem der weltweit führenden Anbietern von Ölen und Fetten auf Pflanzenbasis. Ich finde das Geschäftsmodell sehr interessant und vielversprechend, weshalb ich es langfristig orientierten Anlegern empfehlen würde, sich dieses Unternehmen noch mal genauer anzusehen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.