Nicht selten erwähne ich hier auf meinem Blog oder im Gespräch mit anderen Börseninteressierten das bekannte Zitat von Warren Buffett: “Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst.” Tatsächlich habe ich es mir auch zum Ziel gemacht, mit meiner Webseite Unternehmen kurz und prägnant vorzustellen, ohne dabei zu sehr auf irgendwelche Bilanzzahlen einzugehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass man klügere Investitionsentscheidungen trifft, wenn man das Geschäftsmodell der jeweiligen Firma verstanden hat. Bei manchen Unternehmen fällt mir das leichter und bei manchen wird das ganze doch etwas komplizierter und nimmt mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich vorgesehen.
Und genau das ist mir nun bei Roper Technologies passiert. Allerdings veröffentliche ich lieber einen gut recherchierten und inhaltlich korrekten Artikel einen Tag zu spät, als einen halbherzigen Artikel pünktlich am Sonntag um 18:00 Uhr. An der Stelle bitte ich also um euer Verständnis. Nun aber zu unserem heutigen Kandidaten :-)
Die Geschichte der Roper Technologies Inc. findet ihren Ursprung am 8. Februar 1855 in Springfield (Illinois), als George Denny Roper geboren wurde. Im Kindesalter verlor er bei einem Zugunglück seinen linken Arm und musste lernen, damit zurechtzukommen. Er verlangte von seiner Familie und seinen Freunden, dass sie keine Rücksicht auf ihn nehmen, nur weil er einen Arm hatte. Tatsächlich formte dieses Zugunglück seine starke Persönlichkeit und so wurde George auch im Geschäftsleben schnell erfolgreich. Im Jahr 1889, als er 34 Jahre alt war, erwarb er eine 50%ige Beteiligung an der Van Wie Gas Stove Company aus Cleveland (Ohio) – einem Unternehmen, das leistungsstarke Gusseisen-Gasöfen herstellte. Das Geschäft lief gut, bis die USA in eine schwere Wirtschaftsdepression Anfang der 1890er-Jahre geriet. Auch die Van Wie Gas Stove Company musste sich verschulden und ging in die Treuhandschaft über. Roper bekam die Chance, das Werk weiterzubetreiben und die Unternehmensschulden zu begleichen. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage ist ihm dieses Vorhaben im Jahr 1894 gelungen. Doch nur 10 Tage nachdem er die kompletten Schulden abgezahlt hatte, zerstörte ein Feuer die gesamte Manufaktur.
George, der inzwischen wusste, wie er mit solchen Niederlagen umzugehen hat, ließ sich davon nicht aufhalten und baute die Eclipse Gas Stove Company auf. Auch hier legte er anfangs den Fokus auf Gasöfen, doch bemerkte schnell, dass er sein Geschäft breiter diversifizieren muss, um nicht abhängig vom Erfolg eines Produkts zu sein. Im Jahr 1901 verwendete er die Unternehmensgewinne, um eine eigene Gießerei aufzubauen. Fünf Jahre später folgte mit der W.D. Trahern Pump Company die erste Geschäftsübernahme der Unternehmensgeschichte. Das 1857 gegründete Unternehmen stellte verschiedene Arten von handbetriebene Zahnradpumpen her, die sowohl im Haus als auch auf Farmen oder Schiffen zum Einsatz kamen. Die neue Unternehmenssparte leistete wichtige Pionierarbeit bei der Entwicklung neuer Pumpen und wurde schnell zu einem der wichtigsten Zulieferer der schnell wachsenden Erdölindustrie. Auch seine Gasöfen wurden inzwischen zum unangefochtenen Marktführer. Im Jahr 1919 vereinte George all seine Unternehmen unter dem Dach seiner neu gegründeten Geo. D. Roper Company. Als er 1925 verstarb, übergab er die Unternehmensführung seinem Sohn Mabon P. Roper.
Glücklicherweise war das Unternehmen solide aufgestellt, um die Weltwirtschaftskrise von 1929 zu überleben. Auch in der Zeit des Zweiten Weltkriegs konnte man sich mit der Herstellung von Pumpen für Marineschiffe und Munitionskisten über Wasser halten. Als Mabon 1942 plötzlich im Alter von 50 Jahren verstarb, endete damit die Familienführung des Unternehmens. Nichtsdestotrotz entwickelte sich die Geo. D. Roper Company auch in den folgenden Jahrzehnten hervorragend. Im Jahr 1957 verkaufte man seine erfolgreiche Küchengeräte-Sparte und baute mit dem frischen Kapital die Industrie-Sparte weiter aus. Die Geschäfte liefen blendend und man konnte stets weiterwachsen und in neue Geschäftsfelder expandieren. Als man 1992 an die New Yorker Börse ging, nutzte man erneut das Kapital, um weitere Unternehmen aufzukaufen. So ist die heutige Roper Technologies Inc. ein breit aufgestelltes Industrie-/Technologiekonglomerat, das in den unterschiedlichsten Branchen Softwarelösungen und technische Produkte anbietet.
Wie wird sich Roper Technologies in Zukunft auf dem Markt schlagen?
Zunächst möchte ich nochmal kurz das Geschäftsmodell des Konglomerats zusammenfassen. Roper Technologies spezialisierte sich hauptsächlich auf die vier folgenden Geschäftsfelder: Application Software, Network Software & Systems, Measurement & Analytical Solutions und Process Technologies; Innerhalb dieser Segmente verwaltet das Unternehmen eine Vielzahl verschiedener Tochtergesellschaften, die wiederum eine breite Masse an Geschäftskunden aus den unterschiedlichsten Branchen bedienen. Roper’s Softwarelösungen und Serviceangebote konzentrieren sich meist auf kleinere Nischenmärkte und sind dort nicht selten führender Anbieter.
Werfen wir nun einen kurzen Blick in die zuletzt veröffentlichten Zahlen des dritten Quartals 2020 (endete am 30. September 2020). Der bereinigte Umsatz stieg um einen Prozent auf 1,37 Milliarden US-Dollar und der bereinigte Gewinn je Aktie betrug 3,17 US-Dollar. Angesichts der Tatsache, dass die Industrie natürlich unter den Auswirkungen von Covid-19 leidet, sind das wirklich solide Zahlen. Der CEO Neil Hunn gab in der Pressekonferenz an, dass man sehr zufrieden mit der anhaltend starken Leistung des Unternehmens sei, man erneut vom vielfältigen und widerstandsfähigen Geschäftsportfolio profitierte und in vielen Märkten sogar weiterwachsen konnte. Auch erwähnte er, dass die Laborsoftware-Anwendungen der Tochtergesellschaft Verathon an vorderster Front im Kampf gegen den Virus kämpften.
Ohne Zweifel wird Roper Technologies auch in Zukunft nach geeigneten und attraktiven Übernahmekandidaten Ausschau halten. Erst kürzlich nahm man den Versicherungs-Softwarehersteller Vertafore für die stolze Summe von 5,35 Milliarden US-Dollar im Unternehmensportfolio auf. Zwar ist es klasse, wenn es Roper gelingt stetig weiterzuwachsen, nichtsdestotrotz besteht hier natürlich auch die Gefahr, dass man zu viel für ein Unternehmen zahlt und sich auf diese Weise in Schwierigkeiten manövriert. Ich bin mir aber sicher, dass Roper einige kluge Mitarbeiter hat, die genau wissen, was sie wofür ausgeben können.
Ein weiteres Risiko ist, dass Roper Technologies den Großteil seiner Umsätze im Heimatland Amerika generiert. Hier empfände ich es als sehr wünschenswert, wenn man sich auch global etwas breiter aufstellen würde. Laut eigenen Angaben arbeitet man aber bereits an diesem Punkt.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit dem Börsengang im Jahr 1992 erhalten Investoren eine Beteiligung des Unternehmensgewinns in Form von Dividenden. Seitdem ist es dem Technologiekonglomerat auch gelungen, die Dividende von Jahr zu Jahr zu steigern. Und mit 18,9 Prozent fällt hier die Dividendensteigerungsrate der letzten 10 Jahren wirklich beachtlich hoch aus. Da kann man es auch als langfristig orientierter Aktionär verkraften, dass die Dividendenrendite mit gerade mal 0,5 Prozent eher gering ausfällt. Reichlich Luft nach oben lässt zudem auch noch die geringe Ausschüttungsquote von 13,8 Prozent zu.
Fazit:
Dem früheren Gasofenhersteller ist es gelungen, sich stets der Zeit anzupassen und mit vielen klugen Geschäftsakquisen ein breites Portfolio aufzubauen. Einkommensinvestoren werden mit dieser Aktie wohl kaum zufrieden sein. Wer hingegen einen aussichtsreichen und wachstumsstarken Titel für sein Depot sucht, sollte mit Roper Technologies glücklich werden.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.