Mit Sicherheit hast du schon mal von der Maslowsche Bedürfnispyramide gehört. In diesem sozialpsychologischen Modell teilte der amerikanische Psychologe Abraham Maslow die wesentlichen menschlichen Bedürfnisse in fünf hierarchische Stufen ein. Erst wenn eine Stufe weitestgehend befriedigt ist, ist der Mensch motiviert genug, um an der nächsten Stufe zu arbeiten. Die erste Stufe sind Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen. Sind diese Bedürfnisse gedeckt, widmet sich der Mensch den Sicherheitsbedürfnissen. Er sehnt sich nach Stabilität, Ordnung und Sicherheit, sowohl in persönlicher als auch in beruflicher und finanzieller Hinsicht.
Heute möchte ich ein Unternehmen vorstellen, das Produkte und Lösungen liefert, um genau diese zweite Stufe der Bedürfnispyramide zu decken. ASSA ABLOY ist der weltweit führende Hersteller von intelligenten und qualitativ hochwertigen Schließ- und Sicherheitssystemen. Schauen wir mal, ob hier auch unser Dividendenbedürfnis befriedigt werden kann.
Bevor ich genauer auf die Entstehungsgeschichte des schwedischen Sicherheitskonzerns eingehe, möchte ich kurz die Geschichte von Schließsystemen selbst aufschlüsseln. Fakt ist, dass Schließsysteme ein recht junges Phänomen der Menschheitsgeschichte sind. Die meiste Zeit lebten wir als Jäger und Sammler und es gab kaum Schätze, die man vor Dieben hätte schützen müssen. Erst als wir begannen Getreide anzubauen und Vieh zu züchten, wurden wir sesshaft und sicherten unsere Häuser erstmals mit simplen Riegelverschlüssen. Natürlich wurden diese Riegelsysteme mit der Zeit stets komplizierter – es dauerte aber nie lange, bis Einbrecher Wege fanden, sie zu knacken. Doch genau diesen listigen Langfingern ist es letztlich zu verdanken, dass der Erfindergeist nie ruhte und fortlaufend neue Schlosskonstruktionen entwickelt und gebaut wurden.
Eines der vermutlich ersten komplexen Schließsysteme stammte aus Ägypten. Es wurde vollständig aus Holz gefertigt und hatte kleine Fallzylinder verbaut, die nur mit einem speziellen Schlüssel angehoben und entriegelt werden konnten. Machen wir einen kleinen Zeitsprung ins 19. Jahrhundert. Die industrielle Revolution sorgte für einen signifikanten Städteboom – immer mehr Menschen wohnte nun auf engem Raum. Rasch stieg die Nachfrage nach Schließsystemen an und erste Fabriken begannen Schlösser in Massen zu produzieren. Die Herausforderung bestand darin, möglichst viele Variationsmöglichkeiten zu verbauen, sodass idealerweise nur ein Schlüssel passte. Diesem Ideal konnte man sich nur annähern, weshalb es meist eine Variation von etwa 35.000 Stück gab. Im Jahr 1865 wurde von Linus Yale Jr. das noch heute verwendete Zylinderschloss entwickelt und patentiert. Später gründete er die Yale Lock Manufacturing Company, die übrigens heute Teil der ASSA ABLOY Gruppe ist.
Der Ursprung des skandinavischen Schließsystemprofis geht auf Frans August Stenman zurück, der 1826 in der schwedischen Stadt Eskilstuna geboren wurde. Frans war begeisterter Schlosser, weshalb er sich nach seiner Ausbildung auch für einen Meisterlehrgang entschied. Mit 23 Jahren legte er seine Meisterprüfung ab, indem er ein Schloss mit herausragender Qualität anfertigte. Ohne lange zu zögern, wollte sich Frans selbstständig machen, also lieh er sich Geld, errichtete eine kleine Fertigungsfabrik und begann mit einem kleinen Mitarbeiterteam seine Schlösser herzustellen. Auf vielen internationalen Ausstellungen wurde das junge Unternehmen FAS für seine hochqualitativen Schließsysteme ausgezeichnet, weshalb man auch stetig wachsen und expandieren konnte. Sein Sohn Carl August Stenman (geboren am 28. Januar 1852) hatte hingegen seine eigenen Pläne. Zunächst arbeitete er auch in der Schlossfabrik seines Vaters. Um mehr Erfahrungen sammeln zu können, suchte er sich gezielt andere Jobs in der Metallindustrie und absolvierte nach einem Auslandsaufenthalt auch seine Meisterprüfung.
Im Jahr 1881 kaufte er einen örtlichen Hersteller von Architektureisenwaren auf und produzierte fortan Scharniere, Schrauben, Schienen und andere Eisenwaren. Aus diesem Unternehmen entwickelte sich die August Stenman AB, die man wenig später in ASSA umbenannte und die durch sinnvolle Akquisen stets das Produktsortiment erweiterte. In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg konnte ASSA enorm wachsen – größtenteils im Segment seiner Schließlösungen. Nun begann man auch die schwedischen Automobilhersteller Volvo und SAAB mit Schlössern zu beliefern. Der Hochphase folgten einige Jahre des herben Verlusts – dazu trug auch maßgeblich ein finnischer Konkurrent namens Abloy bei. Im Jahr 1988 wurde ASSA schließlich von der Securitas AB aufgekauft und fundamental umstrukturiert. Der Rationalisierungsprozess zeigte schon bald erste Erfolge und ASSA wurde wieder rentabel. Nun begann man gezielt Schließsystem-Unternehmen aufzukaufen – auch die ursprüngliche FAS fand ihren Weg zurück zur Firmenfamilie. Im Jahr 1994 folgte schließlich die Loslösung von Securitas und die Fusion mit Abloy. Heute ist die ASSA ABLOY AB der weltweit führende Anbieter von Zugangslösungen. Insgesamt verwaltet man 190 verschiedene Marken, besitzt etwa 9.000 Patente und beschäftigt rund 48.000 Mitarbeiter in 70 Ländern.
Wie kann sich ASSA ABLOY in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich einen Blick auf die zuletzt veröffentlichten Zahlen (Q2 2021 – endete am 30. Juni 2021) werfen. Der Gesamtumsatz im Zeitraum von April bis Juni 2021 lag bei 23,6 Milliarden Schwedischen Kronen (entspricht etwa 2,36 Mrd. Euro). Das ist eine Umsatzsteigerung von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Abzüglich aller Kosten blieb der Unternehmensgruppe ein Nettogewinn von 3,2 Mrd. SEK – einer unglaublichen Steigerung von 129 Prozent. Man sollte an dieser Stelle aber die doch recht schwierigen Vorjahresvergleiche wegen der Coronapandemie im Hinterkopf behalten. Der Gewinn je Aktie stieg in diesem Zuge von 1,26 SEK im Q2 2020 auf nun 2,89 SEK.
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, zählt die Sicherheit nach den Grundbedürfnissen zu den wichtigsten Verlangen der Menschheit. Denkt man nun an Entwicklungsländer und die steigende Demografie, so ist Sicherheit ganz klar ein anhaltender Megatrend, mit dem sich eine Menge Geld verdienen lässt. Fakt ist auch, dass Umfragen zufolge noch heute jeder dritte Deutsche Angst vor einem Einbruch hat – dabei gehen diese stetig zurück. Im Jahr 2020 gab es hierzulande offiziell “nur” noch 75.023 Einbruchsdelikte – 2015 lag diese Zahl noch bei rund 170.000. Zum einen liegt das an der verstärkten Anwesenheit zu Hause (Homeoffice), zum anderen an den immer besser gesicherten Häusern und Wohnungen.
Miteinander vernetzte und smarte Sicherheitssysteme können sich beim Endverbrauchen ebenfalls einer steigenden Nachfrage erfreuen. ASSA ABLOY profitiert natürlich von dieser Nachfrage, schließlich steckt das Unternehmen auch viel Geld in die Entwicklung innovativer Produkte. Aber nicht nur durch Innovation wird die ASSA ABLOY Gruppe in den nächsten Jahren wachsen, sondern auch durch passende Geschäftsübernahmen. Seit der Fusion im Jahr 1994 stemmte das Unternehmen über 300 Akquisen – das sind durchschnittlich mehr als 11 Übernahmen pro Jahr!
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Aufgrund des verkürzten Geschäftsjahres bei der Fusion zur ASSA ABLOY AB, also dem Jahr 1994, entschied man sich noch keine Gewinnbeteiligung an seine Aktionäre zu zahlen. Ab dem Jahr 1995 initialisierte der schwedische Sicherheitskonzern die halbjährliche Dividendenzahlung, die er seitdem auch in jedem Jahr zahlt. Seit 2010 ist es dem Unternehmen zudem gelungen, die Dividende von Jahr zu Jahr anzuheben. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate bei soliden 11,7 Prozent. Die aktuelle Dividendenrendite in Höhe von 1,5 Prozent, wie auch die Ausschüttungsquote in Höhe von 37,1 Prozent können sich definitiv sehen lassen.
Fazit:
Keine Frage, vom simplen Riegelschloss zur biometrischen Zutrittskontrolle war es ein weiter Weg. Die schwedische ASSA ABLOY AB positionierte sich über die Jahre hinweg als der Marktführer in diesem Segment. Alles in allem bin ich sehr zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens angeht – weshalb ich mir auch erst kürzlich eine kleine Position ins Depot holte.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.
5 Responses
Wie immer eine sehr gute Analyse
Komme beruflich selbst aus der Schließanlagentechnik. Da führt an ASSA ABLOY kein Weg vorbei 😀 Auch die „Konkurrenz“ aus der Schweiz, dormakaba, wäre da einen Blick wert 😉
Grüß dich Oliver,
vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
Dormakab werde ich mir auch mal ansehen – danke für den Tipp.
Liebe Grüße
Benedikt
Alleeion aus Irland kann man auch noch nennen, da stimmt auch die Aktienperformance.Sieht ja bei der Schweizer Firma eher mau aus.
Allegion meinte ich 🙂
Auch interessant, es gibt einfach zu viele coole Aktien 😀