Wie wird man an der Börse langfristig erfolgreich? Im Endeffekt sind es meiner Meinung nach nur 3 Aspekte, die die Spreu vom Weizen trennt. Man muss optimistisch sein – wäre man das nicht, würde man schließlich nicht in Unternehmen investieren, die in Zukunft wachsen sollen. Man benötigt einen klaren und gesunden Menschenverstand – geht man mit offenen Augen durch die Welt, findet man an jeder Ecke lukrative Investitionsmöglichkeiten. Und man braucht viel Geduld: Der Aktienmarkt kann jederzeit korrigieren – in diesen Zeiten darf man nicht ungeduldig werden und seine Wertpapiere abstoßen. Man benötigt gerade dann den Optimismus, um die tollen Einstiegschancen zu ergreifen. Zugegeben, das ist alles leichter gesagt wie getan.
In Krisenzeiten frage ich mich oft: Was würde Warren Buffett oder Charlie Munger jetzt tun? Was würde vielleicht Benjamin Graham, der Begründer des Value Investings aktuell beachten? Oder wie würde Thomas Rowe Price Jr., der zuerst den Growth-Ansatz verfolgte, in so einer Marktphase handeln? Schauen wir uns heute deshalb mal das Unternehmen an, das Thomas Rowe Price Jr. aufgebaut und erfolgreich gemacht hat.
Thomas Rowe Price Jr. wurde am 16. März 1898 in Glyndon, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Baltimore, geboren. Sein Vater Thomas Rowe Price Sr. arbeitete, ebenso wie bereits dessen Vater Benjamin F. Price, als Arzt. Entgegen der Familientradition entschied sich Thomas Rowe Price Jr. allerdings für ein Chemiestudium. Nachdem er dieses erfolgreich am Swarthmore College in Pennsylvania abgeschlossen hat, begann er bei dem Chemiekonzern DuPont zu arbeiten. Thomas stellte schnell fest, dass die Chemie doch nicht das Richtige für ihn war. Er träumte davon, in Aktien zu investieren und seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Kurzerhand kündigte er seine Anstellung bei DuPont und fing an, zunächst bei einer kleinen Maklerfirma und später bei einem Anleihehaus zu arbeiten. Dies verschaffte ihm genug Erfahrung, um 1925 als Börsenmakler bei der Baltimore-Investmentfirma Mackubin, Goodrich & Co. (später bekannt als Legg, Mason & Co.) zu starten. Dort kletterte er die Karriereleiter hinauf, wurde Leiter der Anleiheabteilung und 1930 Leiter der Abteilung für Anlagemanagement. In dieser Zeit entwickelte er auch sein eigenes Anlagekonzept, in diesem er den Fokus auf Wachstumsaktien legte. Er wollte die Geschäftsleitung von seinem innovativen Konzept überzeugen, doch die verschrieben sich dem damals üblichem Value-Investing. Außerdem hatte die gesamte Branche noch mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er-Jahre zu kämpfen. Price’s Konzept wurde schlichtweg abgelehnt und er sah sich gezwungen, seinen eigenen Weg einzuschlagen. Es schlossen sich ihm 4 weitere Kollegen an, um 1937 gemeinsam das Unternehmen Price Associates zu gründen.
Die junge Investmentfirma hatte es nicht leicht. Natürlich musste man erste Kunden gewinnen, doch in der Zeit liefen auch die Finanzmärkte alles andere als vorteilhaft. Kunden von Price’s neuer Anlagemethode zu überzeugen, kostete viel Zeit und Geld. Glücklicherweise akzeptierten seine Geschäftspartner die unregelmäßigen Gehälter und tauschten ihre Gehälter oft gegen Unternehmensanteile. Auch Price’s Frau, die aus einer finanziell gut aufgestellten Familie kam, unterstützte ihren Mann tatkräftig. Erst in den späten 1940er-Jahren schöpfte T. Rowe Price das volle Potenzial seiner Growth-Investing-Methode aus und schnell konnte er erste Erfolge verzeichnen. Der Schlüssel dazu war die sorgfältige Recherchearbeit, die er betrieb. Er investierte fortan ausschließlich in Unternehmen, deren CEO von einem seiner Analysten interviewt wurde. Das Ergebnis waren Top-Investments, die oft mehrere hundert Prozent Rendite erwirtschafteten. Darunter waren auch bekannte Firmen wie Abbott Laboratories, 3M Company und IBM. Bis 1950 wuchs der Kundenstamm so rasant an, dass es unmöglich war, alle Konten individuell zu verwalten. So legte die Firma ihren ersten Investmentfonds, den T. Rowe Price Growth Stock Fund, auf. Der Fonds profitierte von den steigenden Aktienmärkten, die sich zum Ende des Zweiten Weltkriegs wieder erholten.
Nach und nach wurden die Erfolge von T. Rowe Price immer bekannter und die Firma konnte expandieren. So kamen neue Fonds und weitere Finanzdienstleistungen hinzu. Auch heute noch ist die T. Rowe Price Group Inc. für ihr konservatives, aber wachstumsstarkes Investmentgeschäft bekannt. Kunden wird ein breites Spektrum an Investmentfonds und Pensionsplänen angeboten. Dabei werden sie von Finanzberatern und Vermögensverwaltern individuell beraten. Stand Februar 2020 verwaltet man so ein Gesamtkapital von 1,15 Billionen US-Dollar.
Wie werden sich die Investitionen und die Geschäfte der T. Rowe Price Group zukünftig entwickeln?
Auch, wenn das dem ein oder anderem momentan vielleicht schwerfällt, so bin ich doch langfristig davon überzeugt, dass sich der Aktienmarkt und somit auch die T. Rowe Price Group wieder von der Coronakrise erholen werden. Aktuell muss der Vermögensverwalter aber feststellen, dass Kunden ihre Gelder abziehen. Während man noch Ende Januar rund 1,21 Billionen US-Dollar verwaltete, waren es Ende Februar 2020 nur noch 1,15 Billionen US-Dollar. Man kann davon ausgehen, dass noch mehr Kunden in den nächsten Wochen und Monaten Geld aus ihren Investmentfonds oder Pensionsplänen vorzeitig auszahlen lassen. T. Rowe Price hat den Ernst der Lage erkannt und begrüßt deshalb das neue CARES-Gesetz, das es Kunden leichter machen soll, in dieser finanziell schwierigen Phase vorzeitig an ihr Geld zu kommen. Außerdem stellte man 500.000 US-Dollar für globale und lokale Hilfsorganisationen zur Bekämpfung des Covid-19-Virus bereit.
Bereits seit Längerem fährt T. Rowe Price ein Aktienrückkaufprogramm. Dieses wurde vor Kurzem um 15 Millionen weitere Unternehmensanteile erweitert. So nimmt das Unternehmen momentan über 24 Millionen Aktien vom Markt (das entspricht rund 10% aller ausstehenden Anteile). Das verwundet auch nicht, schließlich kennt man den inneren Wert seines Unternehmens – und wenn man hier günstig zurückkaufen kann, sollte man diese Gelegenheit auch nutzen. Genauso sollten wir Aktionäre es übrigens auch machen. Wenn Aktien günstig zu haben sind, muss man zugreifen, nicht erst, wenn sie wieder steigen!
Der Hauptsitz des Vermögensverwalters ist nach wie vor in Baltimore, USA. Nichtsdestotrotz ist man inzwischen global sehr gut aufgestellt. Auch in Deutschland möchte man nun sein Team ausbauen und seine Präsenz auf dem deutschen Markt erweitern. Langfristig wird sich dieses Vorhaben sicher auszahlen.
Kann die Dividende weiterhin gezahlt werden?
Kurz und knapp: Ja. Der Vermögensverwalter zahlt seit seinem IPO 1986 eine Quartalsdividende an seine Aktionäre aus. Aber nicht nur das. Seitdem wurde die Dividende auch jährlich gesteigert. So liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate der letzten 10 Jahre von T. Rowe Price bei stolzen 12,38 Prozent. Aktuell zahlt der Dividendenaristokrat solide 3,3 Prozent Dividendenrendite – und das bei einer geringen Ausschüttungsquote von gerade mal 36,5 Prozent.
Fazit:
Thomas Rowe Price Jr. hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und nie an seinem neuen Anlagekonzept gezweifelt – egal welche Krise die Aktien in den Keller zogen. Ich denke, wir Anleger können auch heute noch so einiges von ihm lernen. Auch seine Investmentgesellschaft hat sich hervorragend entwickelt und bietet zudem tolle Zukunftsaussichten für langfristig orientierte Dividendeninvestoren. In meinen Augen ein grundsolides Investment.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.
3 Responses
Hi,
Schöner Überblick und Analyse! – T. Rowe Price ist wirklich ein grundsolides, geführtes Unternehmen aus dem Bereich der Vermögensverwaltung. Hatte die vor Jahren auch mal als kleine Position im Depot (Einstand knapp über 60€). Leider habe ich die Aktie aber verkauft. Für die Zukunft bin ich bei aktiver Vermögensverwaltung allerdings etwas skeptisch, da die automatisierte Anlage über ETFs etc. immer weiter zunimmt. Die Pay Out Ratio von T Rowe ist aber so moderat, dass ich da keine Gefahr einer Kürzung sehe.
Viele Grüße,
Susanne
Hallo Susanne,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ja, ich bin auch ein Fan von ETFs und ich bin auch sicher, dass sie für die breite Masse super funktionieren.
Allerdings denke ich, dass es auch in Zukunft noch einige hervorragend aktiv gemanagten Fonds geben wird. Gerade, was auch das Gebührenmodell angeht, ist T. Rowe Price echt super fair aufgestellt. Wie du schon sagst, es ist eben ein grundsolides Unternehmen.
Liebe Grüße
Benedikt
Habe 6 aktiv gemanagteAktienfonds von tom rowe price im Depot
👍 top Auswahl
bin sehr zufrieden
ETF kommt für mich nicht in Frage