Egal, ob Latte macchiato, Espresso, Cappuccino oder normaler Filterkaffee – ein Tag ohne den braunen Wachmacher wäre für viele Deutsche wohl kaum vorstellbar. Insgesamt werden hierzulande jährlich rund 164 Liter Kaffee pro Kopf getrunken, Tendenz steigend. Einen guten Teil trage auch ich dazu bei. An der Stelle verweise ich gerne mal dezent auf die Kaffeespenden-Funktion unterhalb dieses Artikels :-)
Fakt ist, nicht nur in Deutschland wird eine Menge Kaffee getrunken, sondern weltweit. Selbst in Ländern, die eher für ihren Teekonsum bekannt sind, wird das Koffeingetränk zunehmend beliebter. Ein Unternehmen, das sich genau auf diesen Wachstumsmarkt spezialisiert hat, ist Starbucks. Die amerikanische Kaffeekette ist mit über 31.000 Kaffeeshops weltweit die absolute Nummer Eins. Grund genug, uns das Unternehmen mal genauer anzuschauen …
Einer Legende zufolge findet die Entdeckung von Kaffee ihren Ursprung im heutigen Äthiopien, genauer gesagt im Königreich Kaffa. Dort soll einst einigen Hirten aufgefallen sein, dass ein Teil ihrer Ziegenherde bis in die späten Abendstunden hellwach war und energiegeladen umhersprang, während die anderen Ziegen wie gewohnt müde waren. Auf der Suche nach der Ursache dieses Verhaltens stießen die Hirten auf einen Strauch mit weißen Blüten und kirschähnlichen Früchten. Die Hirten waren verwundert und fragten bei Mönchen in einem nahegelegenen Kloster nach Rat. Kurzerhand bereiteten sie aus den bitteren Früchten einen Aufguss, womöglich der erste Kaffee der Welt. Der belebende Effekt des Getränks machte schnell die Runde und es entstand ein kleiner Handel rund um die begehrten Kaffeebohnen.
Später entwickelte sich Seattle zu einem wahren Handelszentrum für Kaffee. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war die Stadt hauptsächlich für ihren erstklassigen Kaffee bekannt. Allerdings ließ die Qualität der Bohnen bis ins Ende der 1960er-Jahre so stark nach, dass Kaffeeliebhaber begannen auf andere Lieferquellen zurückzugreifen. So auch der Journalist Gordon Bowker, der regelmäßig nach Vancouver pilgerte, um dort seine Bohnen zu kaufen. Es dauerte nicht lange, bis er auch für Freunde und Bekannte Kaffeebohnen von seiner Lieblingsrösterei mitbrachte. Als nun in Seattle zunehmend die gesamte Kaffeelieferkette zusammenbrach, entschied sich Bowkers gemeinsam mit seinen beiden Studienfreunden Jerry Baldwin und Zev Siegl diese Lücke zu füllen. Sie streckten jeweils 1.350 Dollar vor, liehen sich noch weitere 5.000 Dollar und eröffneten im April 1971 das Geschäft “Starbucks Coffee, Tea and Spice”. Der Name Starbucks ist hierbei übrigens eine Anlehnung an den kühnen und erfahrenen Steuermann Starbuck aus dem Roman Moby Dick.
Da alle 3 zwar große Kaffeeliebhaber, längst aber noch keine Experten auf diesem Fachgebiet waren, entschieden sie sich ihr Handwerk besser kennenzulernen. So ging Siegl nach Berkely, Kalifornien, um dort von dem Holländer Alfred Peet zu lernen, der Peet’s Coffee & Tea bereits seit mehreren Jahren erfolgreich betrieb. Dort lernte er, wie Peet seine hochwertigen Arabica-Bohnen ganz dunkel röstete, um einen besseren Kaffeegeschmack zu erzeugen. In den folgenden 9 Monaten kauften die Starbucks-Gründer ihre Bohnen ausschließlich bei Peet und versuchten, mit gratis Kaffeeverkostungen neue Kunden zu gewinnen. Der Plan ging auf und innerhalb kürzester Zeit konnte Starbucks sein zweites Geschäft eröffnen. Außerdem investierte das Trio in einen modernen Röster, um nun selbst ihre Kaffeebohnen weiterzuverarbeiten.
Innerhalb von 10 Jahren entwickelte sich aus dem kleinen Kaffeeladen ein solides Einzelhandelsunternehmen mit 5 Geschäften, einer eigenen Rösterei und sogar einem Großhandel, der Kaffee vorwiegend an lokale Restaurants lieferte. Im Jahr 1982 holte man sich Howard Schultz ins Boot, der sich fortan um den Einzelhandel und um das Marketing kümmern sollte. Auf einer Messe in Italien lernte er die dortige Kaffeekultur in vielen kleinen Bars kennen. Von der Idee überzeugt wollte er dieses Konzept bei Starbucks umsetzen, doch die 3 Gründer waren skeptisch. Nach einigen Differenzen machte sich Schultz selbstständig und eröffnete 1985 seine eigene Kaffeebar Il Giornale. Mit dem Geld von Investoren gelang es ihm schließlich 1987 Starbucks zu übernehmen und nach seinem Geschmack umzustrukturieren. Er folgte seiner Vision und setzte auf eine rasche Expansion. 1992 ging er mit seinem Unternehmen an die Börse. Seitdem entwickelte sich Starbucks zur weltweit größten Kaffeehaus-Kette.
Wie kann sich Starbucks in Zukunft entwickeln?
Wenn ich an Kaffeeketten in Deutschland denke, fällt mir zuerst McCafé und Tchibo ein. Starbucks ist in Deutschland eher mittelmäßig vertreten. Abgesehen vom Supermarktangebot – das kaufte der schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé allerdings den Amerikanern ab. Generell liegt Europa auch nicht auf dem Expansionskurs des Kaffeeunternehmens. Die meisten Filialen und somit auch den Großteil des Umsatzes erwirtschaftet man (noch) im Heimatland Amerika. China, Indien und generell der asiatische Markt sind momentan aber die größten Wachstumsmärkte. Dass man hier natürlich nicht ohne Konkurrenten vordringen kann, musste auch Starbucks erfahren. Allerdings ist die chinesische Kaffeekette Luckin Coffee vorerst aus dem Rennen, da man mit einem massiven Bilanzskandal zu kämpfen hat. Neben den normalen Starbucks-Shops eröffnet man auch einige Nobel-Kaffeerbars, die auf den Namen “Starbucks Reverse” hören. Diese exquisiten Vorzeigeläden sollen als Erlebniswelt rund um das Thema Kaffee gedacht sein, mit eigenen Kaffeeröstereien vor Ort.
Wie kommt Starbucks mit der Coronakrise klar?
Natürlich hat die Krise Starbucks’ Geschäft erst mal lahmgelegt. Zeitweise waren fast alle Läden geschlossen und das Unternehmen musste massive Umsatzrückgänge verbuchen. Um ihren Kunden auch in solchen Zeiten köstlichen Kaffee zu servieren, gibt es in vielen Läden neuerdings Drive-ins. Abgesehen davon soll es bald noch mehr Kaffee-To-Go-Shops (ohne Sitzgelegenheiten) geben. Nach und nach öffnen aber wieder alle Läden und das Geschäft kommt so langsam wieder ins Rollen. Es gibt also durchaus ein Licht am Ende des Tunnels und ich bin mir sicher, dass Starbucks weniger Probleme hat, diese Krise zu überleben, als mancher Konkurrent. Nichtsdestotrotz muss jedem bewusst sein, dass bei einer eventuellen Wirtschaftskrise auch am Premium-Kaffee gespart wird.
Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Eine Dividende erhalten Starbucks-Aktionäre bereits seit dem Jahr 2010. Seitdem wird die Gewinnausschüttung auch vorbildlich angehoben und das in einem unvorstellbaren Tempo. Betrachtet auf 10 Jahre liegt die Dividendensteigerungsrate bei sage und schreibe 32,2 Prozent! Betrachtet auch 5 Jahre liegt der Prozentsatz zwar “nur” noch bei 22,3 Prozent, selbst dies ist aber ein ausgesprochen ordentliches Ergebnis. Momentan beträgt die Dividendenrendite 2,2 Prozent und die Ausschüttungsquote rund 56 Prozent.
Fazit:
Ein guter Kaffee ist schon etwas Feines. Starbucks profitiert von der steigenden Beliebtheit des Wachmachers und hat zudem noch ein großes Wachstumspotenzial vor sich. Ich bin zuversichtlich, dass man gestärkt aus der Coronakrise hervorgehen wird und kann es Langfristinvestoren nur empfehlen, sich das Unternehmen mal genauer anzuschauen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
2 Antworten
Hallo Benedikt,
schöner Artikel über das Unternehmen Starbucks. Ich finde es sehr schön, dass du einer der Wenigen bist, die sich auch mal dem Geschäftsmodell auseinadersetzen. Leider sehe ich zu oft nur sogenannte Dividendenjäger, die ohne Verstand in Unternehmen investieren, nur der Dividende wegen. Das ist totaler Schwachsinn. Meiner Meinung nach sollte man nur in Unternehmen investieren, die man versteht und zu einem Abschlag am Markt zu erwerben sind.
Darf ich fragen, wie genau du bei Starbucks vorgegangen bist? Außer dir das Geschäftsmodell zu analysieren – welche Punkte hast du abgearbeitet, um deine Entscheidung für oder gegen eine Investition zu treffen?
Danke dir vorab für deine Antwort.
Schöne Grüße aus Münster
Alexander
Hallo Alexander,
erstmal sorry für die späte Rückmeldung.
Danke dir für deinen Kommentar – wie gesagt, ich halte mich da immer an das Zitat von Buffett: “Investiere in Unternehmen, die du verstehst.” 🙂
Aktuell habe ich “noch” keine Starbucks-Position im Depot. Wenn ich aber kurz vor der Entscheidung stehe, schaue ich mir natürlich mein bestehendes Depot an, in welchen Branchen, in welchen Ländern bin ich schon investiert. Was sind aktuell meine Lieblinge, die ich zum momentanen Kurs kaufen würde und wie schätze ich das Zukunftspotenzial ein. Wenn all diese Themen beantwortet sind, handle ich meistens nach dem KISS-Prinzip – Keep it simple & stupid!
Ich hoffe, dir hilft das weiter 😉
Liebe Grüße
Benedikt