Comcast

Comcast

Internet, Telefon und Kabelfernsehen

Deutschland hat eine miserable Aktionärsquote. Unter anderem liegt das an den negativen Erfahrungen der Dotcom-Blase. Eine tragende Rolle spielte hier sicher auch die “Volksaktie” Telekom. Man steckte rund 100 Millionen DM in Marketing-Kampagnen, die das Papier als extrem sicher bewerben sollten. Viele Deutsche vertrauten der Telekom und kauften zum ersten Mal in ihrem Leben eine Aktie. Das Papier schoss in die Höhe und fiel nach Platzen der Blase ins Bodenlose. Nur mal ein paar Rechnungen, zur Verdeutlichung: Hätte man die Aktien am Tag des Börsengangs, dem 18. November 1996 gekauft, wären die Papiere heute ganze 2% im Plus. Derjenige, der die Aktien am Höchstpunkt kaufte, ist heute – knapp 20 Jahre später – immer noch knapp 85% im Minus! Wohlgemerkt sind hier die Dividendenzahlungen außen vor – aber selbst mit Gewinnausschüttung wäre die Telekom, meiner Meinung nach, ein beschissenes Investment.

Was wäre eigentlich, wenn man anstelle der Telekom, das amerikanische Gegenstück, die Comcast Corporation gekauft hätte. Gehen wir wieder davon aus, dass wir im November 1996 gekauft hätten, so hätten wir heute, ebenfalls ohne Dividenden, eine Rendite von über 1.600%. Lohnt es sich da heute noch einzusteigen?

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Comcast Corp.:

Am 13. März 1920 wurde Ralph Joel Roberts in New York City geboren. Seine Eltern Robert Max und Sara Wahl Roberts waren beide russisch-jüdische Einwanderer, die sich in Amerika durch den Besitz einer Reihe von Apotheken ein bemerkenswertes Vermögen aufbauten. Als Robert plötzlich an einem Herzinfarkt starb, zog die Familie nach Philadelphia. Damals war Ralph 17 Jahre alt. Er absolvierte seinen Abschluss an der University of Pennsylvania und entschied sich anschließend für 4 Jahre der US-Navy zu dienen. Als er dann ins Berufsleben startet, hatte er verschiedene Jobs. So verkaufte er Golfschläger, arbeitete für die Hintergrundmusik-Firma Muzak und später bei der Pioneer Suspender Company, einem Geschäft für Männerzubehör. Hier arbeitete er sich zum Geschäftsführer-Posten hoch und beteiligte sich auch selbst an dieser Firma. 1963 entschied er sich seinen Anteil zu verkaufen und den Erlös, gemeinsam mit seinem Bruder Joe, in ein zukunftsfähigeres Geschäft zu investieren.

Auf der Suche wurden die beiden schnell auf die Jerrold Electronics Company aufmerksam, die ihr Tochterunternehmen, die American Cable Systems Inc. verkaufen wollte. Die Roberts Brüder holten sich den jungen Wirtschaftsprüfer Julian Brodsky und den ehemaligen Systemdirektor von Jerrold Electronics Daniel Aaron dazu, um das Angebot zu prüfen. Auch wenn der Kabelfernsehanbieter damals nur 5 Kanäle und nur knapp 1.500 Kunden hatte, wussten sie schnell, dass diese Investition großes Potenzial hatte. So übernahmen die Roberts Brüder das Geschäft und boten sowohl Brodsky als auch Aaron an, ihnen bei der Geschäftsführung zu helfen. Das Geschäft war aber alles andere als ein Selbstläufer. Um das Wachstum weiter voranzutreiben, verkauften sie sogar selbst zeitweise von Tür zu Tür. In den folgenden Jahren kaufte man weitere Kabelfernsehanbieter. So wuchsen zwar die Kundenzahlen, das Ganze hatte aber keinen großen Einfluss auf den Firmengewinn.

Ralph J. Roberts merkte, dass er sein Unternehmen umstrukturieren musste, um es erfolgreich zu machen. Selbst mit dem recht statisch klingenden Firmennamen war er nicht mehr zufrieden. So kreierte er aus den beiden Worten Communication und Broadcast (zu Deutsch: Kommunikation und Rundfunk) den neuen Namen Comcast. Am 5. März 1969 wurde dann die Comcast Corporation offiziell neu gegründet. Um größere Übernahmen stemmen zu können, benötigte man allerdings mehr Kapital.

So ging man im Juni 1972 an die Börse. Das frische Geld ermöglichte die weitere Expansion des Kabelfernsehanbieters. Doch damit nicht genug: 1988 setzte Comcast mit der 230 Millionen US-Dollar schweren Übernahme der American Cellular Networt Corp. einen Fuß in die Mobilfunkbranche. Die Geschäfte liefen weiterhin sehr gut, sodass man im Dezember 2001 die Kabelfernsehsparte von AT&T übernehmen konnte. 8 Jahre später folgte die Teilakquise von 51% von NBCUniversal. Der restliche Anteil von 49% wurde erst im Februar 2013 von General Electic übernommen. Um sich auch auf dem internationalen Markt besser zu positionieren, übernahm man zuletzt im Oktober 2018 die Sky-Gruppe.  Insgesamt betrachtet, hat sich die Comcast Corporation zu einem kolossalen Medienkonzern entwickelt. Neben eigenen Hollywood-Studios, mehreren TV-Sendern, Freizeitparks und selbst einem eigenen Eishockey-Team, ist man einer der wichtigsten amerikanischen Kabel-TV, Internet- und Telefonie-Providern.

Der Comcast Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
CMCSA
WKN:
157484
ISIN:
US20030N1019
Land:
USA
Marktkapitalisierung:
131.8 Mrd. €
Dividendenrendite:
3.7%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
2008

Aussichten

Wie werden sich die Geschäfte der Comcast Corporation zukünftig entwickeln?
Nun, ich gehe davon aus, dass der Medienkonzern sicher weiter versuchen wird, seine Stellung auf dem internationalen Markt auszubauen. Sehr gut konnte man das auch bei der Sky-Übernahme beobachten. Ziemlich interessant finde ich hier auch Comcast’s Vorhaben, einen neuen globalen Nachrichtensender aufzubauen. NBC Sky World News soll bereits diesen Sommer an den Start gehen. Mit gebündelten Kräften könnte es dem neuen Sender möglich sein, gegen die beiden Hauptkonkurrenten CNN International und BBC World News anzutreten. Hier geht es Comcast aber vorerst nicht darum, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern erst mal darum, eine neue Marke zu etablieren und eine objektive Berichterstattung abzuliefern.

Auch im Streamingmarkt wird man bald mitmischen und dabei einen komplett anderen Ansatz wie Disney+ oder Netflix verfolgen. Im April 2020 möchte man Peacock, Comcast’s Streamings-Dienst, auf den eigenen Plattformen ausrollen. So wird die App beim Launch allen Kabelkunden in den USA und allen SkyQ-Kunden in Europa kostenlos zur Verfügung stehen. Auf einen Schlag könnte man so rund 55 Millionen Haushalte erreichen. Das Programm ist zwar kostenlos, wird aber über Werbeeinnahmen gegenfinanziert. Wer noch kein Comcast-Kunde ist, wird Peacock auch seperat abonnieren können. Auch noch interessant finde ich, dass man seine Filme und Serien, trotz eigener Plattform, weiterverkaufen möchte. Disney+ hingegen möchte zukünftig seine Produktionen nur noch im eigenen Streaming-Dienst anbieten. Ich bin gespannt, wie sich Comcast auf diesem Markt schlagen wird.

Die Comcast Corp. kann bereits heute auf eine sehr breite und krisensichere Diversifikation stolz sein. Nichtsdestotrotz denke ich, dass man weiterhin stets die Augen offen halten wird nach geeigneten Übernahmekandidaten, die sich problemlos ins bestehende Netzwerk mit integrieren lassen.

Und wie steht es um die Dividende?
Ähnlich, wie auch viele andere Technologie- und Medienunternehmen fing auch Comcast relativ spät damit an, eine Dividende an seine Aktionäre auszuschütten. So erhält man erst seit dem Jahr 2008 eine Quartalsdividende. Schön ist allerdings, dass man seitdem jährlich seine Dividende steigern konnte und das im 10-Jahres-Durchschnitt um 17,7 Prozent. Das ist wirklich eine Top-Leistung. Die geringe Ausschüttungsquote von gerade mal knapp 30 Prozent, lässt auch noch viel Luft nach oben. Auch, wenn die Dividendenrendite von 1,8 Prozent nicht sonderlich hoch ist, so bekommt man hier ein stimmiges Gesamtpaket geboten.

Fazit:
Die Comcast Corporation hat sich zu einem der größten Medien- und Technologieunternehmen der Welt entwickelt. Man ist global aufgestellt und verdient in vielen verschiedenen Branchen gutes Geld. Die breite Diversifikation federt auch einzelne schwächelnde Geschäftsfelder leicht ab. Müsste ich mich entscheiden, würde ich vermutlich die Walt Disney Company vorziehen. Ich muss aber zugeben, dass Comcast zweifelsohne ein attraktives Investment darstellt.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
3.7 %
6 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
13.1 %
5 von 6
Ausschüttungsquote
34.6 %
6 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
14 Jahre
3 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
63.9 %
1 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
9.1 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
8.4 %
3 von 3
Verschuldungsgrad
36 %
1 von 3
Gesamtpunktzahl
=
28 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

Weitere interessante Unternehmen:

Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
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Der Depotplaner inkl. Depot-Tracker

Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.

Wie ist deine Meinung zu Comcast?

2 Antworten

  1. Hi,
    interessanter, ausführlicher Einblick in ein Unternehmen, welches ich nur ganz am Rande auf dem Radar habe. Der Kursverlauf kenn ja fast nur eine Richtung -nach oben-, was die Dividenden Rendite ziemlich weit drückt. Im Telekom Sektor favorisiere ich eindeutig AT&T, die sich derzeit auch zu einem globalen Medienkonzern entwickeln. Disney ist natürlich ebenfalls eine solide Alternative, die mir allerdings noch im International Income Portfolio fehlt.
    Wird sehr spannend, wie sich der “Streaming War” zwischen Netflix, Disney+, Apple Plus und HBO MAX von AT&T.

    Viele Grüße,
    Susanne

    1. Hallo Susanne,
      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Ich habe selbst auch AT&T im Depot. Was Dividendenrendite angeht, sind die einfach spitze.
      Bin auch gespannt, wie sich dieser ganze Markt so entwickeln wird.
      Schauen wir mal 🙂

      Liebe Grüße
      Benedikt

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