Ob Investor oder nicht, ich bin mir sicher, jeder kennt die weltbekannten Unternehmen Nike, McDonald’s oder Apple. Das sind zweifelsohne Top-Konzerne, die bereits mehrfach bewiesen haben, dass sie ihr Geschäft bestens verstehen und auch in Wirtschaftskrisen weiterhin profitabel sein können. Mal Hand aufs Herz, niemand benötigte einen Börsenblog wie DividendeOhneEnde, um diese Unternehmen zu “entdecken”. Und dennoch fand ich es extrem wichtig, auch über diese drei Aktien zu schreiben, schließlich haben sie nur die Wenigsten tatsächlich selbst im Portfolio.
Heute bin ich aber wieder mal auf einen wahren Hidden Champion gestoßen, bei dem ich mir sicher bin, dass ihn viele Leser noch nicht auf dem Schirm hatten. Die Rede ist von der Lancaster Colony Corporation – einem Nahrungsmittelhersteller, der seit Jahrzehnten hochprofitabel und als Dividendenaktie zudem ziemlich ertragreich ist. Grund genug, uns den Dividendenkönig mal etwas genauer anzuschauen.
Ihren heutigen Erfolg hat die Holdinggesellschaft Lancaster Colony Corporation unter anderem Teresa Marzetti zu verdanken. Sie wurde 1878 in Florenz geboren und wanderte im Alter von 18 Jahren mit ihrem Ehemann Joseph von Italien in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Ihre neue Wahlheimat war Columbus im Bundesstaat Ohio. Um die vielen hungrigen Studenten der Ohio State University zu versorgen, eröffnete sie ein italienisches Restaurant in der Nähe des Campus. Schnell sprachen sich ihre köstlichen Gerichte herum und das Restaurant wurde ein voller Erfolg. Im Jahr 1911 verstarb Joseph und Teresa musste sich nun alleine um das Geschäft kümmern. Sie krempelte die Ärmel hoch und arbeitete unermüdlich. Bis 1919 sparte sie genug Geld, um ein zweites Restaurant in der Innenstadt von Columbus zu eröffnen. Marzetti’s Bekanntheit wuchs, als mehr und mehr Restaurantbesucher begannen, ihre Salatdressings in Einmachgläsern mit nach Hause zu nehmen. Besonders ihr Krautsalat- und French-Dressing waren echte Kassenschlager. Aus diesem Grund eröffnete sie im Jahr 1940, gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Carl Schaufele, ein drittes und größeres Restaurant, das die beiden kleineren ersetzen sollte. Das Obergeschoss des Restaurants nutzte Teresa für ihre kleine Dessing-Fabrik, welche sie nun auch an verschiedene Lebensmittelläden der Stadt verkaufte. Im Jahr 1955 folgte schließlich eine eigene Dressing-Abfüllanlage und die T. Marzetti Company war geboren.
Bevor ich gleich genauer darauf eingehe, wie die T. Marzetti Company von der Lancaster Colony Corporation aufgekauft wurde, möchte ich noch mal schnell die Zeit zurückdrehen und ins Jahr 1927 reisen. Am 28. Januar dieses Jahres wurde John Bernard Gerlach, ebenfalls in Columbus, geboren. Sein Vater John Joseph Gerlach arbeitete als Wirtschaftsprüfer in seinem eigenen Unternehmen John Gerlach & Company. Nachdem John B. “Bernie” das College und die Ohio State University erfolgreich absolviert hatte, begann er im Unternehmen seines Vaters zu arbeiten. Als Wirtschaftsprüfer wussten die beiden natürlich ganz genau, was ein gutes Unternehmen ausmacht und bei welchen es sich lohnen kann, sich daran zu beteiligen. Und das taten sie auch im großen Stil. Außerdem ließen sich die beiden ihre Dienstleistungen nicht selten in Unternehmensanteilen bezahlen. So kam es, dass ihre Beteiligungen stets anwuchsen und sie schon bald Mehrheitseigner einiger kleinerer Unternehmen wurden.
Im Jahr 1961 beschloss Bernie, eine Holdinggesellschaft namens Lancaster Colony Corporation für all diese Beteiligungen zu gründen. Darunter waren Hersteller für Glasgeschirr, Badezimmer- und Küchenzubehör sowie Produzenten für Fernsehkomponenten und Arbeitshandschuhe. Die Geschäfte liefen sehr gut und man entschied sich im Mai 1969 an die Börse zu gehen. Als nur 2 Monate später auch Teresas zweiter Mann verstarb, entschied sie sich ihre T. Marzetti Company an die Lancaster Colony zu verkaufen. Für die Holdinggesellschaft war dies der erste Kontakt mit der Lebensmittelbranche und längst nicht der letzte. Über die Jahre kaufte man noch einige weitere Lebensmittelhersteller hinzu und legte immer mehr Fokus auf diese Branche. Während man mit der Übernahme von Marken wie New York Bakery, Sister Schubert’s oder Flatout immer weiter in das Nahrungsmittelgeschäft einstieg, reduzierte man seine Beteiligungen in den anderen Sektoren. Heute vertreibt die Lancaster Colony Corporation unter anderem Salatdressings, Gemüse-Dips, Croutons, Soßen, Pasta, Kaviar, Knoblauchbrot und Brötchen sowohl an Privatkunden als auch an große landesweite Restaurantketten, Kantinen und Universitätsmensen.
Wie steht es um die Zukunft der Lancaster Colony Corporation?
Zunächst möchte ich einen kurzen Blick auf die zuletzt veröffentlichten Zahlen des ersten Quartals 2021 (endete am 30. September 2020) werfen. Der Nettoumsatz stieg um 3,6 Prozent auf einen neuen Rekordumsatz von 349,2 Millionen USD im Vergleich zu 337,1 Millionen USD im Vorjahresquartal. Während der Umsatz im Einzelhandel um stolze 16,6 Prozent anstieg, da die Nahrungsmittelnachfrage für den Hausgebrauch deutlich angezogen hat, setzte man im Bereich des Foodservice für gewerbliche Kunden rund 9 Prozent weniger um. Das ist nicht verwunderlich, schließlich leiden Restaurants und Kantinen unter den massiven Auswirkungen von Covid-19. Glücklicherweise ist hier bald ein Ende in Sicht. Aufgrund gestiegener Kosten (höhere Stundenlöhne, Ausgaben für Schutzausrüstung usw.) ging der Gewinn je Aktie etwas zurück – von 1,48 USD auf nun 1,35 USD.
An und für sich sind Lebensmittelunternehmen stabile, aber auch oft langsam wachsende Unternehmen. Getrieben wird dieses Wachstum durch passende Unternehmenszukäufe. Allerdings birgt dies wiederum auch Gefahren – schließlich kann es passieren, dass sich die Lancaster Colony Corporation in Zukunft mal bei einer Akquisition übernimmt und deutlich zu viel bezahlt. Fairerweise muss man aber zugeben, dass die Holdinggesellschaft in der Vergangenheit stets bewiesen hat, dass sie genau wissen, was sie tun. Übernahmekandidaten wurden stets reibungslos in das eigene Geschäft integriert.
Abgesehen von geeigneten Akquisitionen, arbeitet die Lancaster Colony Corporation auch am eigenen Wachstumsplan mit dem Namen “The Better Food Company”. Hierbei möchte man die Lieferkette weiter vereinfachen und so effizient wie möglich gestalten, während man gleichzeitig plant, die Kosten zu minimieren und so die Gewinnmargen zu erhöhen. Auch wenn Corona dieser Unternehmensvision einige Steine in den Weg legte, ist man nach eigenen Angaben guter Dinge. Wie erfolgreich dieser Plan letztendlich umgesetzt wurde, wird sich vermutlich in den nächsten Jahren zeigen.
Wie steht es um die Dividende?
Seit dem Jahr 1963 erhalten Aktionäre eine Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden. Zudem ist es der Lancaster Colony Corporation gelungen, seitdem auch die Dividende von Jahr zu Jahr anzuheben. Nur 13 amerikanische Unternehmen können so eine lange Dividendensteigerungshistorie vorweisen. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate bei soliden 8,7 Prozent. Auch die aktuelle Dividendenrendite kann sich mit 1,6 Prozent durchaus sehen lassen. Lediglich die Ausschüttungsquote könnte mit knapp 58 Prozent gerne etwas geringer ausfallen.
Fazit:
Ich finde es tatsächlich selbst immer wieder erstaunlich, auf welch interessante Unternehmen man stößt, obwohl man sich doch schon so lange mit diesem Thema befasst. Lancaster Colony Corporation ist zweifelsohne ein Hidden Champion, der sowohl über attraktive Zukunftsaussichten, als auch eine hervorragende Dividendenpolitik verfügt. Langfristig orientierte Anleger werden hier sicher glücklich.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.