Wir erleben momentan eine ganz schön wilde Achterbahnfahrt an der Börse. Nicht selten saß ich in den letzten Tagen und Wochen vor meinem Rechner und staunte über Kurse, die rasant gefallen waren. Keine Frage: Sicherlich waren zahlreiche Aktien in den letzten Jahren massiv überbewertet oder konnten bei den letzten Quartalsberichten nicht wirklich überzeugen, in meinen Augen wurden aber auch einige solide und langfristig vielversprechende Unternehmen zu Unrecht abgestraft. Nun, das ist die Börse und wer hier langfristig erfolgreich sein möchte, muss damit klarkommen. Zumal ich betonen möchte, dass wir zwar bei vielen Einzelwerten einen deutlichen Crash hatten, der Gesamtmarkt an sich aber noch lange keinen Bärenmarkt darstellt. Auch solche Zeiten wird man irgendwann mal überstehen müssen. Mit einem gut diversifiziertem Depot bestehend aus vielversprechenden und langfristig orientierten Unternehmen, wird man aber für seine Geduld meist belohnt.
Heute möchte ich ein weiteres Unternehmen vorstellen, das bereits seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich am Markt aktiv ist und dabei stetig wachsende Gewinne erwirtschaften konnte. Das Dienstleistungsunternehmen Expeditors International of Washington fokussiert sich auf die Optimierung und Koordination kundenspezifischer Lieferkettenlösungen. Mit anderen Worten: Man findet für seine Kunden die geeignetste Logistiklösung zu einem Preis, den man alleine nicht hätte erzielen könnte.
Die Ursprünge des heutigen Logistikdienstleisters gehen auf John Kaiser zurück, der in Seattle (Washington) aufwuchs. Nach Abschluss seiner Highschool war er drei Jahre lang bei den Marine Corps in Kalifornien stationiert. Anschließend arbeitete er einige Zeit als Reporter, bevor er in der Logistik, genauer gesagt im internationalen Frachtgeschäft, seine wahre Bestimmung fand. In den nächsten 15 Jahren sammelte er eine Menge Berufserfahrungen und arbeitete sich bei der Harper Group allmählich nach oben. Im Jahr 1979 fasste er schließlich den Entschluss, sich als Spediteur mit Schwerpunkt auf Seefracht selbstständig zu machen. Er kehrte nach Seattle zurück, mietete ein kleines Büro an und gründete die Expeditors International of Washington Inc.. Obwohl John Kaiser der Gründer des Logistikkonzerns war, spielte neben ihm hauptsächlich Peter J. Rose eine entscheidende Rolle. Peter wurde im Jahr 1943 in Montreal (Kanada) geboren. Sein Vater arbeitete zu dieser Zeit als Spediteur für Canadian National Express, einer Tochtergesellschaft der Canadian National Railway. Bereits im zarten Alter von 5 Jahren half er ihm bei der Arbeit, setzte sich seine übergroße Arbeitsmütze auf und lieferte die Pakete direkt an die Haustüre, während sein Vater im Truck auf ihn wartete. Später besuchte er die Westmount Highschool und studierte an der Sir George Williams University.
Eigentlich träumte Peter davon, professioneller Eishockeyspieler zu werden, musste diesen Traum aber aufgeben. So entschied er sich, dem Berufsweg seines Vaters zu folgen. Allerdings begann er bei Canadian Pacific zu arbeiten, dem direkten Konkurrenten von Canadian National. Einige Jahre später, im Jahr 1965, wanderte er ins Nachbarland Amerika aus, ließ sich in Chicago nieder und begann bei Compass Agencies, einem Dampfschiff-Koordinator, zu arbeiten. Kurz darauf wurde ihm die Position des Standortleiters bei der Harper Group angeboten. Die Arbeit machte ihm zwar Spaß, zunehmend entwickelte sich aber der innere Drang etwas Eigenes aufzubauen. Im Juli 1981 unterhielt er sich mit seinem Kollegen James Wang in einer Bar auf der Insel Lantau in Hongkong. Beide fantasierten darüber, die Logistikbranche zu revolutionieren. Kurzerhand skizzierten sie auf einer Cocktailserviette ihre Idee für ein internationales Speditionsunternehmen, das sich zudem um die Zollabfertigung kümmern konnte. Zur damaligen Zeit war es üblich, dass sich Unternehmen entweder auf die Fracht oder auf den Zoll spezialisierten. Gemeinsam mit einigen weiteren Harper-Führungskräften schloss man sich im Jahr 1981 John Kaisers Expeditors International of Washington an. Peter wurde umgehend zum Executive Vice President ernannt und noch im selben Jahr wurden Vertriebsbüros in San Francisco, Chicago, Hongkong, Taipeh und Singapur eröffnet.
Das junge Unternehmen verzichtete bewusst auf eigene Transportmittel. Auf diese Weise sparte man sich eine Menge Investitionen und konnte sich ganz auf den umfassenden Kundenservice konzentrieren. Dieses Konzept funktionierte überraschend gut und schon bald wagte man den Schritt an die Börse. Mithilfe der neuen finanziellen Mittel baute man sein internationales Logistiknetzwerk weiter aus. Im Jahr 1987 zählte man tatsächlich zu den 100 am schnellsten wachsenden Unternehmen in den USA, was man unter anderem auch Großkunden wie Apple Computer, Nike oder IBM zu verdanken hatte. In den nächsten Jahren zog die Globalisierung weiter an, das Im- und Export-Geschäft zwischen Asien und den USA wuchs rasant und der Bedarf nach einem zuverlässigen Logistikpartner sorgte für hervorragende Wachstumszahlen bei Expeditors. Heute beschäftigt man über 19.000 Mitarbeiter an etwa 350 Standorten in mehr als 100 Ländern. Neben dem Speditionsgeschäft mit Luft- und Seefracht kümmert man sich nach wie vor um die Zollabwicklung und bietet weitere Logistikdienstleistungen an.
Wie kann sich Expeditors International of Washington in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich noch mal kurz das Geschäftsmodell des Logistikkonzerns zusammenfassen. Expeditors International of Washington bietet eine ganze Reihe verschiedener globaler Logistikdienstleistungen an: von der Konsolidierung und Weiterleitung von Luft- und Seefracht, über Zolldienstleistungen hin zu Lagerhaltung, Bestandsmanagement, Frachtversicherungen, Frachtüberwachung und -verfolgung sowie spezielle Lieferkettenlösungen für zeitlich begrenzte oder temperaturempfindliche Transporte. Mit seinen Dienstleistungen bedient Expeditors eine Reihe verschiedener Industriezweige, darunter Luft- und Raumfahrt, Automobil und Mobilität, Mode, Gesundheitswesen, Fertigung, Öl und Energie, Einzelhandel und Technologie.
Werfen wir nun einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q3 2021 – endete am 30. September 2021). Der Gesamtumsatz in dieser Berichtssaison lag mit 4,32 Milliarden US-Dollar deutlich über dem Ergebnis aus dem Vorjahresquartal. Im Q3 2020 berichtete man noch 2,35 Mrd. US-Dollar – wir haben hier also eine Steigerung von unglaublichen 83,8 Prozent. Den Gewinn konnte Expeditors sogar um 88 Prozent steigern, von 191,3 Millionen US-Dollar auf nun 359,1 Mio. US-Dollar. Je Aktie entspricht dies einem Gewinn von 2,09 US-Dollar – im Vorjahresquartal waren es noch 1,12 US-Dollar je Aktie. Hauptsächlich die anhaltend hohe Nachfrage führte zu diesem Rekordergebnis und das wohlgemerkt in Zeiten, in denen die globale Infrastruktur nach wie vor maßlos überlastet ist. Mir zeigt das, wie effizient Expeditors International of Washington arbeitet und wie man auch solche schwierigen Zeiten solide meistern kann. Am 22. Februar 2022 werden übrigens die neuen Zahlen des Logistikers veröffentlicht. Ich bin gespannt, wie die Zahlen ausfallen werden und vor allem wie der Markt darauf reagieren wird.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit dem Jahr 1993 erhalten Investoren der Expeditors International of Washington Inc. eine halbjährliche Dividende. Dem Logistikdienstleister ist es seitdem auch gelungen, die Dividende in jedem Jahr zu zahlen und gleichzeitig zu steigern, was ihn somit zu einem Dividendenaristokraten macht. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate bei soliden 8,4 Prozent. Die momentane Dividendenrendite beläuft sich auf etwas über 1,0 Prozent und die geringe Ausschüttungsquote von gerade mal 17,1 Prozent signalisiert noch viel Wachstumspotenzial für die Zukunft.
Fazit:
Der Lieferkettenoptimierer Expeditors International of Washington ist ohne Zweifel solide aufgestellt und in einem umkämpften Markt für die Zukunft bestens positioniert. Ich bin optimistisch, dass Anleger noch viele Jahre Freude mit dieser Aktie haben werden. Wer also noch ein Logistikunternehmen für sein Portfolio sucht, sollte sich dieses hier noch mal genauer ansehen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.
4 Responses
Hallo Benedikt,
laut Aktienfinder soll der Umsatz ja wieder sinken, wie siehst du das?
Habe bei Addtech und Exponent gross nachgekauft, Sika und Microsoft immer mal wieder stückweise.
Lg Thomas
Grüß dich Thomas,
ich bin ehrlich gesagt nicht so der große Fan von Prognosen. Aber du hast recht, beim Aktienfinder sind die ab diesem Jahr wieder etwas rückläufig.
Dass die Umsätze in diesem Tempo nicht ewig weiter steigen können, ist denke ich klar. An und für sich ist Expeditors International of Washington finanziell aber bestens aufgestellt – weshalb ich schon an eine starke Zukunft glaube.
Bei Exponent bin ich seit letztem Donnerstag übrigens auch investiert – und habe bereits nachgekauft 🙂
Generell kaufe ich momentan bei einigen Werten nach. Mal schauen, wie der Markt so weiterläuft.
Dir alles Gute & liebe Grüße
Benedikt
Hallo Benedikt,
klasse, dann können wir uns zusammen über die 20% mehr Dividende freuen 🙂
Lg Thomas
Hallo Thomas,
haha. Ja, da hast du Recht.
Exponent hat mal wieder geliefert 🙂
Liebe Grüße
Benedikt