Wie ich bereits in meiner Einleitung bei der Gentex Corporation, dem Marktführer für automatisch dimmbare Autorückspiegel, erwähnt habe, bin ich absolut kein Freund von Automobilaktien. Keine Frage, die Volkswagen Aktie hat sich in den letzten Monaten fabelhaft entwickelt – schaut man sich das ganze aber mal langfristig an, ergibt sich meiner Meinung nach kein schönes Bild. Und solange es genügend lukrativere Alternativen gibt (eine hat sich im Titelbild versteckt), sehe ich ehrlich gesagt keinen Grund sein Geld in diese doch recht schwierige Branche zu investieren.
Aber auch Autoliebhaber sollen auf meinem Blog nicht zu kurz kommen, aus welchem Grund ich heute die Genuine Parts Company vorstellen möchte. Der Dividendenkönig zählt zu den größten Ersatzteilherstellern der Automobilbranche. Abgesehen davon versorgt das Unternehmen ein globales Netzwerk von Autowerkstätten.
Die Entstehungsgeschichte der Genuine Parts Company geht auf Carlyle Fraser zurück, der am 23. Dezember 1894 in dem kleinen Dorf Cornwall-on-Hudson (New York) geboren wurde. Keine 10 Jahre zuvor baute Carl Benz das erste Automobil mit einem Viertaktmotor und elektrischer Zündung. Sein patentierter Motorwagen hatte eine Leistung von 0,67 PS und erreichte 16 km/h Höchstgeschwindigkeit. Als man das große Potenzial erkannte, entwickelten verschiedene Ingenieure das Auto weiter und mit dem Model T der Ford Motor Company ging im Jahr 1908 das erste Auto in Massenproduktion. Amerika verliebte sich in das Auto und mehr und mehr Fahrzeuge wurde verkauft. Dies sorgte natürlich auch für eine steigende Nachfrage von Autoersatzteilen. Im Jahr 1925 gründete Carlyle mit einigen anderen Geschäftsleuten die National Auto Parts Association, um genau diesen Bedarf zu decken. Nur knapp 3 Jahre später startete er mit seinem Partner William Martin ein eigenes Unternehmen, als die beiden den Ersatzteilladen Motor Parts Depot in Atlanta (Georgia) für etwa 40.000 Dollar aufkauften. Der ehemalige Besitzer behauptete noch, dass das Autogeschäft seinen Höchstpunkt bereits erreicht habe, doch die beiden Gründer ließen sich nicht ausbremsen.
Noch im ersten Geschäftsjahr benannte man das Unternehmen in Genuine Parts Company (GPC) um und erzielte einen Jahresumsatz von 75.000 Dollar. Allerdings beschäftigte man sechs Mitarbeiter und hatte einige zusätzliche Ausgaben zu stemmen, weshalb man letztendlich einen Verlust von 2.500 Dollar verbuchen musste. GPC wusste, dass man seinen Kunden einen schnellen und zuverlässigen Service bieten musste, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und das erforderte hohe anfängliche Investitionen. Die gute Beziehung zur National Auto Parts Association (NAPA) erwies sich ebenfalls als sehr vorteilhaft und Carlyle konnte nach und nach ein Netzwerk von Autoteilgeschäften aufbauen, das Produkte von Herstellern kaufte und anschließend gewinnbringend an den Mann brachte. Auch die große Weltwirtschaftskrise von 1929 spielte dem jungen Unternehmen tatsächlich in die Karten. Ein neues Auto konnte sich kaum noch jemand leisten und je älter ein Auto wurde, desto mehr Ersatzteile benötigte es. Um seinen Kunden Qualitätsprodukte zu einem erschwinglichen Preis anbieten zu können, entschied man sich ab dem Jahr 1931 Gebrauchtteile in einer kleinen Werkstatt selbstständig aufzuarbeiten. Alleine in diesem Jahrzehnt konnte man seinen Umsatz von 339.000 Dollar auf 3,18 Millionen Dollar steigern.
Auch in der Zeit des Zweiten Weltkriegs wuchs die Genuine Parts Company in einem außerordentlichen Tempo. Viele Autohersteller mussten ihre Produktion auf Kriegsgerätschaften umstellen – das hatte zur Folge, dass man erneut Autos länger fahren musste und somit auch mehr Ersatzteile benötigte. Als man 1948 sein 20-jähriges Firmenjubiläum feierte, knackte man nicht nur die 20 Millionen Dollar Umsatzmarke, sondern brachte das Unternehmen auch an die Börse. In den folgenden Jahrzehnten baute GPC sein Vertriebsnetzwerk bestehend aus Einzelhandelsgeschäften und Logistikzentren weiter aus. Des Weiteren begann man sein Geschäft zu diversifizieren, indem man 1975 die S.P. Richards Company, einen Großhändler für Bürobedarf und 1976 die Motion Industries Inc., einen Distributor von Industrieteilen aufkaufte. 1998 folgte der Elektronikhersteller EIS Inc. und im Jahr 2017 betrat man mit der Übernahme der Alliance Automotive Group den europäischen Markt. Heute ist die Geniune Parts Company mit über 3.600 Niederlassungen in 14 Ländern der weltweit führende Teilehändler.
Wie steht es um die Zukunft der Genuine Parts Company?
Zunächst möchte ich einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q4 2020) werfen. Der Gesamtumsatz in diesem Zeitraum betrug 4,3 Mrd. US-Dollar, was einem Rückgang von 0,7 Prozent entspricht. Durch Kosteneinsparungen ist es der Genuine Parts Company allerdings gelungen einen Nettogewinn von 221 Mio. US-Dollar, beziehungsweise 1,52 USD/Aktie zu erzielen – einer Steigerung von stolzen 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Geschäftssparte Automotiv, die rund 66 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet, konnte im letzten Quartal um einen Prozent zulegen, während die Sparte Industrial (erwirtschaftet die verbleibenden 36 Prozent) um etwa 3 Prozent zurückging. Ich denke, angesichts der momentanen globalen Situation kann man mit diesem Ergebnis durchaus zufrieden sein.
Schaut man sich den Chart an, stellt man schnell fest, dass wir uns in den letzten Jahren in einer Seitwärtsphase befanden. Seit 2014 wollte der Aktienkurs nicht wirklich steigen – auch das Management von GPC erkannte dies und leitete entsprechende Maßnahmen ein. So entschied man sowohl seine Elektroniksparte mit der EIS Inc. im Jahr 2019 und auch seinen Bürogroßhandel mit der S.P. Richards Company im Jahr 2020 zu verkaufen. Ich finde es gut, dass man sich wieder auf die alte Stärke konzentriert und in diesem Zug das eigene Unternehmensportfolio etwas ausmistete.
Auch wenn sich in Zukunft Hyperloops, Flugtaxis und Robocars durchsetzen könnten und unsere bevorzugte Fortbewegungsmittel werden würden, glaube ich dennoch nicht, dass das der Genuine Parts Company nachhaltig schaden würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Menschen auf ihre individuellen Fortbewegungsmittel verzichten würden. Was hingegen durchaus als Risiko betrachtet werden kann, ist, dass Elektroautos deutlich weniger Verschleißteile verbaut haben. Ist hier doch mal etwas defekt, darf dies nur noch ein qualifizierter Handwerker reparieren. Alles in allem bin ich aber zuversichtlich, dass GPC auch dieses Thema auf der Agenda hat und bereits entsprechende Pläne vorliegen hat.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit dem Börsengang der Genuine Parts Company im Jahr 1948 erhalten Aktionäre des Unternehmens quartalsweise eine Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden. In den Anfangsjahren konnte man die Dividende noch nicht jährlich anheben – 1957 änderte sich dies und inzwischen gehört Genuine Parts zu den begehrten Dividenden Königen. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die Dividendensteigerungsrate bei 6,4 Prozent und die momentane Dividendenrendite bei ordentlichen 2,7 Prozent. Aufgrund des Gewinneinbruchs im letzten Jahr liegt die aktuelle Ausschüttungsquote bei über 250 Prozent – in der Regel liegt diese bei etwa 50 Prozent.
Fazit:
Die Genuine Parts Company entwickelte sich vom kleinen Autoersatzteil-Händler zum Marktführer seiner Branche. Vermutlich sollte man von der Aktie keine übermäßigen Renditen erwarten – eine solide Beimischung für ein langfristig ausgerichtetes Dividendenportfolio ist GPC aber alle Male.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.