Als Investor sollte man sich immer folgendes fragen: Möchte ich Spannung und den Nervenkitzel der Börse spüren oder suche ich mir langweilige Unternehmen, mit denen ich nachts ruhig schlafen kann? Ich gehöre definitiv zu den Langweilern – ich möchte stabile, möglichst krisensichere und ertragreiche Dividendenzahler in meinem Depot.
Bei diesen Anforderungen kommt man natürlich nicht an dem Zahnpasta-Hersteller Colgate-Palmolive vorbei. Schaut man sich die beliebtesten Marken an, die Konsumenten immer wieder kaufen, belegt Colgate hinter Coca-Cola den zweiten Platz. Doch Colgate vertreibt nicht nur Zahnpflegeprodukte, sondern auch Reinigungsmittel für den Haushalt, Shampoos, Duschgels, Seifen und sogar Tiernahrungsmittel. Doch wie sieht es mit dem zukünftigen Wachstum aus? Kann Colgate-Palmolive seinen langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen?
William Colgate wurde 1783 in England geboren, wo er auf einer kleinen Farm aufgewachsen ist. Sein Vater Robert war, entgegen der britischen Nation, Sympathisant der amerikanischen Unabhängigkeit. Auf Grund dieser Überzeugung musste er gemeinsam mit seiner Familie auch das Land verlassen. Sie wanderten nach Baltimore in Maryland aus. Auch hier bewirtschaftete Robert Colgate eine Farm. Seinen Sohn William zog es allerdings nach New York City, wo er zunächst als Kerzenmacher arbeitete. Von seinem Können überzeugt, machte sich Colgate im Jahr 1806 selbstständig. Er eröffnete sein Geschäft in der Dutch Street mitten in Manhattan. Dort verkaufte er neben Kerzen auch Seife und Wäschestärke. Die William Colgate & Company war geboren.
Als William 1857 verstarb, übernahm sein Sohn Samuel Colgate das Geschäft und benannte es in Colgate & Company um. Er steckte den Firmengewinn umgehend in die Weiterentwicklung und Forschung neuer Produkte. So brachte er 1872 eine parfümierte Seife auf den Markt und nur ein Jahr später stellte er seine erste aromatische Zahnpasta (damals noch in Gläsern) der Öffentlichkeit vor. Erst im Jahr 1896 verkaufte man die Zahnpasta Colgate Ribbon Dental Cream in Tuben. Schnell wurde sie zum Verkaufsschlager und Colgate konnte kontinuierlich weiter wachsen.
Doch woher kommt nun der Name Palmolive? Dazu müssen wir noch mal ins Jahr 1864 zurück, als die B.J. Johnson Soap Company aus Wisconsin Seife aus Palmöl und Olivenöl herstellt. Diese Seife wurde so beliebt, dass man sich nach ihr umbenannte in die Palmolive Company. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war genau diese Seife die meistverkaufte der Welt. Im Jahr 1926 fusionierte man mit einem weiteren Seifenhersteller und wurde so zur Palmolive-Peet Company und nur 2 Jahre später kaufte man die Colgate Company auf. Weil der Firmenname zu lang wurde, strich man 1953 Peet – seitdem heißt man Colgate-Palmolive Company. Es folgten einige weitere Geschäftsübernahmen, darunter auch seit 1976 der Tiernahrungshersteller Hill’s Pet Nutrition und seit 2004 die schweizer GABA-Gruppe, die unter anderem Elmex und Meridol vertreibt.
Heute ist der Konsumgüter-Hersteller hauptsächlich in 4 verschiedenen Sparten tätig. Im Bereich Oral Care, wo Colgate übrigens Weltmarktführer für Zahnpasta ist, wird mit 47 Prozent noch am meisten Geld erwirtschaftet. Die Sparte Personal Care, mit Seifen, Shampoos und Deodorants sorgt für 20 Prozent des Umsatzes. Die Putz- und Reinigunssparte Home Care mit Ajax und den Waschmitteln von Fabuloso trägt 18 Prozent bei und Pet Nutrition mit den Produkten von Hill’s 15 Prozent. Colgate-Palmolive ist somit relativ breit aufgestellt und kann Schwächephasen einzelner Bereiche leicht wegstecken.
Wie geht es bei Colgate-Palmolive zukünftig weiter?
Schaut man sich den Aktienkurs an, muss man feststellen, dass Colgate-Palmolive seit Frühjahr 2015 mehr oder weniger seitwärts läuft. Das liegt sicher unter anderem daran, dass die Produkte wenig Innovation bieten und das Geschäftsmodell eher langweilig ist. Aber auch ein starker Dollar und steigende Rohstoffpreise tragen dazu maßgeblich bei. Auch dem Vorstand ist das natürlich nicht entgangen. Man möchte seine wichtigsten Marken überarbeiten und verstärkt in Werbung, seine Produktpalette und den Onlinehandel investieren. Außerdem soll das Elmex- und Meridol-Vertriebnetz ausgeweitet werden.
Im Gegensatz zu vielen anderen Konsumgüterherstellern hat der Colgate-Hersteller relativ früh bemerkt, dass man in Schwellenländer expandieren sollte. So konnte man die Produkte bereits 1937 in Indien kaufen. Knapp 20 Jahre später wurde dort die erste Fabrik eröffnet. Auch heute noch profitiert Colgate-Palmolive von seinem starken Vertriebsnetz in Asien. Man möchte von der wachsenden Mittelschicht und generell der wachsenden Bevölkerung profitieren. Und Zahnpflegeprodukte sind längst noch nicht überall in der Welt angekommen – gute Chancen also für Colgate. Zuletzt sorgte die Tiernahrungssparte mit dem Tochterunternehmen Hill’s für stärkeres Wachstum. Inzwischen darf man sich zur Nummer 3 der weltweiten Haustierfutter-Hersteller zählen. Und auch dieser Markt wird in Zukunft weiter wachsen.
Werden Dividendenjäger hier glücklich?
Ich denke schon. Colgate-Palmolive zahlt seit 1895 eine Dividende an seine Aktionäre aus. Und seit 1963 wird diese sogar Jahr für Jahr angehoben. Der Durchschnitt der Dividendenerhöhung in den letzten 10 Jahren liegt bei circa 8%. Man zählt also zu den heiß begehrten Dividenden Königen (Steigerung über 50 Jahre). Allerdings muss man auch dazusagen, dass in die Dividende in den letzten Jahren nur noch gering angehoben wurde, aber besser als nichts. Die Ausschüttungsquote liegt mit 60 Prozent im grünen Bereich – es bleibt somit noch genug Geld im Unternehmen für Investitionen.
Fazit:
Ja, Colgate-Palmolive macht aktuell eine Übergangsphase durch und das sieht man auch ganz klar am Aktienkurs. Ich glaube dennoch, dass diese Phase bald überwunden werden kann und der Kurs wieder anzieht. Man hat extrem starke Marken im Portfolio, die auch in Zukunft weltweit gebraucht werden. Wer also eine solide Aktie und einen zuverlässigen Dividendenzahler sucht, der ist hier gut aufgehoben.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.