Als Privatanleger und Investor steht man immer vor der kniffligen Frage, in welche Anlageklasse oder Aktiengesellschaft man sein Geld investieren möchte. Während manche ausschließlich ethisch vertretbare und nachhaltige Unternehmensanteile kaufen, bauen sich andere ein kleineres Sündenportfolio auf. Hier auf DividendeOhneEnde möchte ich Firmen vorstellen, die sich toll entwickelt haben und eine vorbildliche Dividendenpolitik pflegen – unabhängig von Moral und Ethik. Die Frage, ob und wie viel man investiert, muss sich letztendlich immer jeder selbst beantworten.
Heute stelle ich euch das Rüstungs- und Technologieunternehmen Lockheed Martin mal etwas genauer vor. Hauptsächlich agiert das Unternehmen mit Sitz in Bethesda, Maryland (USA) in vier verschiedenen Sektoren: militärische und zivile Luftfahrtechnik; Raketen sowie un-/bemannte Kampfsysteme; mehrere Missionssysteme für Land, Wasser und Luft; sowie Satelliten und Raumfahrzeuge. Damit ist Lockheed Martin der größte Rüstungskonzern der Welt.
Fliegen war für die Menschheit schon immer etwas Besonderes. Bereits das Universalgenie Leonardo da Vinci skizzierte im Jahr 1487 eine Luftschraube, mit der man theoretisch die Lüfte hätte erkunden können. Allerdings gelangen erst Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Gleitflüge. Einige kluge Ingenieure ebneten den Weg der Gebrüder Wright, die es sich Beginn des 20. Jahrhunderts zur Aufgabe machten, bemannte, motorisierte Flugzeuge zu bauen. 1903 gelangen die ersten Flugversuche – wahre Meilensteine der Luftfahrtgeschichte. Auch der Geschäftsmann Glenn Luther Martin war vom Fliegen so fasziniert, dass er 1908 ein eigenes Flugzeug in einer angemieteten Kirche baute. Nachdem dies gelungen war, gründete er im Jahr 1912 sein Unternehmen Glenn L. Martin Aircraft Company. Gemeinsam mit 14 Angestellten baute und vermarktete er seine Flugzeuge. Abnehmer war damals die noch recht junge US-Luftwaffeneinheit. Um sich für den Ersten Weltkrieg besser aufzustellen, fusionierte man 1916 mit der Wright Company. Allerdings lief die Kooperation nicht wie geplant und nur ein Jahr später trennte man sich wieder. Fortlaufenden entwickelten sich die Fluggeräte und auch im Zweiten Weltkrieg belieferte man die US-Army. Im Jahr 1961 fusionierte man mit dem Baustoffkonzern American-Marietta Corporation und die Martin Marietta Corporation entstand.
Auch die Brüder Allan und Malcolm Loughead waren begeisterte Flugzeugbauer. Nachdem ihr erstes Unternehmen wegen mangelnder Nachfrage schnell pleitegegangen war, gründeten sie 1916 die Loughead Aircraft Manufacturing Company. Dort stellten sie Wasserflugzeuge her. Malcolm wandte sich allerdings von der Luftfahrt ab und entwickelte später ein neuartiges Hydrauliksystem. Allan hingegen baute sein Unternehmen weiter aus und strukturierte es 1926 um. Die Lockheed Aircraft Company war geboren. Der neue Name leitete sich vom Familiennamen ab – später änderten auch die Brüder ihre Nachnamen in Lockheed. Im 2. Weltkrieg entwickelte und verkaufte das Unternehmen insgesamt 19.278 Militärflugzeuge. Auch in der Nachkriegszeit und im Kalten Krieg arbeitete man eng mit der US-Regierung zusammen. Im März 1995 fusionierte man letztendlich mit der Martin Marietta Corp., um gemeinsam als Lockheed Martin Corporation zu agieren. Ein Jahr später brachte man die Baustoffsparte Martin Marietta Materials als eigenständiges Unternehmen an die Börse.
Mit Düsenjets, Tarnkappenflugzeugen, Kampfhubschraubern, Raketenabwehrsystemen, Kommunikationssatelliten und vielem mehr ist Lockheed Martin heute das weltgrößte Rüstungsunternehmen. Größter Umsatzbringer ist nach wie vor das US-Verteidigungsministerium. Aber nach und nach wachsen auch die anderen Geschäftsbereiche. Inzwischen ist auch bei den großen Techfirmen das Weltraumfieber wieder ausgebrochen. Neben Elon Musk’s SpaceX und Richard Branson’s Virgin Galactic arbeitet auch Jeff Bezos’ Blue Origin an Weltraumerkundungsmissionen. Der Amazon-Gründer arbeitet hier aktuell eng mit Lockheed Martin zusammen, um erneut zum Mond zu fliegen. Dieses Mal aber um dort zu bleiben …
Was erwartet uns in Zukunft bei Lockheed Martin?
Ein Umstand, der die Vorstände des Rüstungskonzerns sicher erfreuen wird, ist die Präsidentschaft von Donald Trump. Dieser erhöhte nämlich das Rüstungsbudget um knapp 4,6% auf stolze 649 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2018. Und das, obwohl die USA weltweit gesehen ohnehin die unangefochtene Nummer 1 in Sachen Militärausgaben war. Abgesehen davon gründete Trump im Februar 2019 die “US Space Force”. Seine neue Weltraumarmee soll die Vorherrschaft der USA im All sicherstellen. Hier kann Lockheed Martin sicher gutes Geld verdienen. Man denke erstmal an den starken Burggraben, den das Unternehmen sich mittlerweile aufgebaut hat. Kaum ein anderer Rüstungshersteller arbeitete so oft und so intensiv mit der US-Regierung zusammen. Inzwischen kann man auf so ein großes Know-how zurückgreifen, dass es für Konkurrenten sehr schwierig wird hier mitzumischen. Hingegen muss man schon ganz deutlich sagen, dass das Unternehmen sehr abhängig von den USA ist. Auch wenn man aktuell versucht sich hiervon etwas zu lösen – bei einer Investition sollte das jedem bewusst sein. Es ist eben eine Chance und ein Risiko zugleich.
Die Zukunftsaussichten für Lockheed Martin bleiben aber aus meiner Sicht dennoch positiv. Zum einen konnte man kürzlich große Aufträge an Land ziehen. So unter anderem den Verkauf von 32 Kampfjets an Polen, der rund 6,5 Mrd. US-Dollar einspielen dürfte. Außerdem kaufte die US-Regierung einige neue Raketen und auch der deutschen Bundeswehr unterbreitete man in einem Joint Venture mit MBDA ein milliardenschweres Angebot für Raketenabwehrsysteme. Des Weiteren hat Lockheed Martin zusammen mit Boeing (ebenfalls ein Joint Venture “United Launch Alliance“) den Zuschlag für eine Mond-Mission von der US-Regierung erhalten. Laut Nasa sollen bereits 2024 wieder Menschen auf dem Mond landen – hierfür hat Bezos die Raumfähre Blue Moon entwickeln lassen. Lockheed Martin soll bei dieser Mission die Astronauten nach der Mondlandung zurück zur Raumstation befördern. Lange Rede, kurzer Sinn: der Konzern arbeitet an vielen Projekten, die über kurz oder lang eine Menge Geld in die Kassen spülen dürften.
Und wie steht’s um die Dividende?
Seit der Fusion zur Lockheed Martin Corporation im Jahr 1995 werden Aktionäre an den Unternehmensgewinnen beteiligt. Nachdem die Dividende im Jahr 1999 gekürzt wurde, wurde sie auch bis 2003 nicht erhöht. Seitdem wird die Dividende aber wieder Jahr für Jahr gesteigert – Durchschnittswert der letzten 10 Jahre liegt hier bei 14,8%. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 2,3% und die Ausschüttungsquote bei soliden 43%. Aktuell darf man sich mit dem Titel Dividendenadel schmücken.
Fazit:
Nun, aus Investorensicht handelt es sich hierbei wirklich um kein schlechtes Unternehmen. Man ist aktuell sehr breit aufgestellt und arbeitet zusammen mit anderen großen Firmen an vielen zukunftsweisenden Technologien. Aber nicht nur für Wachstumsstrategen kann dies ein attraktives Investment sein, sondern auch für Dividendeninvestoren. Wie ich oben schon schrieb, die Frage der Moral muss letztendlich jeder mit sich selbst klären.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
2 Antworten
Danke für die ausführliche Vorstellung des Unternehmens Lockheed Martin.
Aus Investorensicht sehr interessant, nur muss sich jeder selbst darüber im Klaren sein ob man dort investiert sein möchte. Ich für meinen Teil denke, dass es noch einige andere attraktive Unternehmen gibt, in die man gut investieren kann.
Hallo Sabrina,
ich gebe dir vollkommen recht.
Wie gesagt, ich möchte hier ganz unvoreingenommen Unternehmen vorstellen.
Lockheed Martin oder generell Rüstungsunternehmen habe ich aber auch nicht im Depot.
Liebe Grüße
Benedikt