Seit der Finanzkrise Ende 2007 haben es Banken, aber auch Versicherungen immer schwieriger. Für Aktionäre sind diese Branchen, seitdem eher unsexy – was ich zum Teil auch voll und ganz nachvollziehen kann. Zu viele Finanzdienstleister haben einfach unseriös und schon fast kriminell gehandelt. Kleine Filmempfehlung hier am Rande: The Big Short – ein Film mit Starbesetzung, der sehr gut auf die Finanzkrise eingeht und zeigt, wie es dazu kommen konnte. Aber darum soll es heute nicht gehen …
Im Folgenden werde ich den britischen Versicherungskonzern Prudential plc. vorstellen. Prudentia kommt übrigens aus dem lateinischen und steht für Weisheit. Da wundert es nicht, dass ein amerikanischer Versicherer (Prudential Financial) genau das auch im Namen stehen haben wollte.
1848 war ein Jahr der politischen Unruhe und Rebellion in ganz Europa. Zudem steckte Großbritannien seit ein paar Jahren in einer schwierigen Wirtschaftskrise. Doch genau zu dieser Zeit setzte sich eine Investorengruppe in London zusammen und gründete eine Versicherung. Ihnen war bewusst, dass Krisen den Wunsch nach Sicherheit hervorrufen. Die Prudential Mutual Assurance, Investment, and Loan Association war geboren. Es dauerte nicht lange, dass auch den Gründern der Name zu lang wurde und man benannte sich in Prudential Assurance Company Limited um.
Allerdings begab sich Prudential in eine sehr wettbewerbsintensive Branche und ihr Start war alles andere als leicht. Alleine in den ersten 18 Monaten erwirtschaftete das Unternehmen gerade mal 1.500 £ Prämien. Wie viele andere Versicherer stand auch Prudential immer kurz vor dem Bankrott. Zu der Zeit bediente man nur die Oberschicht mit Versicherungen – Arbeiter waren zu häufig krank und benötigten so viele finanziellen Leistungen, dass sich das schlicht ergreifend nicht für die Versicherungen lohnte. Doch mit der industriellen Revolution änderte sich das und ab 1854 wurden auch die ersten Versicherungspolicen an die Arbeiterklasse verkauft.
Schnell wurde Prudential das führende Unternehmen für Industriepolicen – während viele anderen Versicherungsgesellschaften pleitegingen. So versicherte man bereits im Jahr 1905 knapp 60% der gesamten britischen Bevölkerung. Mit klugem Management und wirtschaftlichem Denken bleib der Versicherungskonzern erfolgreich und konnte in verschiedene Segmente expandieren. So konzentrierte man sich später überwiegend auf Lebens-/Rentenversicherungen sowie langfristige Sparprodukte. Diese bringen nämlich einen geregelten Cashflow, mit dem der Versicherer arbeiten kann.
Heute ist Prudential in 6 Sparten unterteilt. Prudential UK kümmert sich um die heimische Bevölkerung, Prudential Corporation Asia sorgt für die breite Bevölkerungsgruppe in Asien. Und Prudential Africa möchte auch die afrikanische Bevölkerung an den Vorteilen einer Versicherung Teil haben lassen. Zudem verwaltet die Tochtergesellschaft Jackson National Life das Lebensversicherungsgeschäft, M&G Investments ist die hauseigene Fondsgesellschaft, die Investment- und Sparpläne anbietet und zu guter Letzt der Vermögensverwalter Eastspring, der sich um die Vermögenswerte von größtenteils asiatischen institutionellen und privaten Kunden kümmert.
Was ist in Zukunft bei Prudential geplant?
Der Vorstand des Versicherers plant aktuell sein Europageschäft unter dem Namen M&G Prudential abzuspalten und möchte seinen Fokus mehr auf das schneller wachsende und weniger regulierte Asien-, Afrika- und USA-Geschäft konzentrieren. 2018 verdiente der Lebensversicherer stolze 3 Milliarden Pfund – auch hier war ganz klar das Neukundengeschäft in Asien der große Treiber. Diese Abspaltung läuft natürlich nicht von heute auf morgen, soll aber noch im Jahr 2019/bzw. Anfang 2020 final erfolgen.
Wie steht es um die Dividende?
Seit 1988 bekommen Aktionäre eine Gewinnbeteiligung ausgezahlt. Seit 2005 wurde diese auch jährlich erhöht – und das um stolze 10% im Durchschnitt. Die aktuelle Dividendenrendite von 2,9% und auch die Ausschüttungsquote von circa 50% können sich ebenfalls durchaus sehen lassen.
Fazit:
Prudential ist für die Zukunft bestens aufgestellt. In Asien und auch in Afrika hat man sich super positioniert, um vom Wachstumspotenzial der Schwellenländer zu profitieren – auch wenn die “alten Geschäfte” in Europa und den USA solide weiterlaufen dürften. Für mich ist Prudential eine super Aktie, um mein Dividendendepot etwas weiter zu diversifizieren – einen Versicherer (abgesehen von Berkshire Hathaway) besitze ich noch nicht. Allerdings werde ich die Abspaltung vom Europageschäft noch abwarten.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.