Bald ist wieder Steuersaison, dann heißt es alle Dokumente, Rechnungen und Belege zusammensuchen und die Steuererklärung pünktlich abgeben. Selbst wenn man als Arbeitnehmer meist nicht dazu verpflichtet ist, eine Einkommenssteuererklärung abzugeben, kann es sich in den meisten Fällen dennoch sehr lohnen. Durchschnittlich bekommen diejenigen, die eine Erklärung eingereicht haben, 1027 Euro rückerstattet. Und auch wenn das Ganze mit ein wenig Aufwand verbunden ist, sollte man sich das keinesfalls entgehen lassen.
In Amerika gibt es einen klaren Marktführer, der sich auf Finanzsoftware-Lösungen für Privatpersonen, Kleinunternehmen und auch Buchhaltungsdienstleistern spezialisiert hat. Die Rede ist von der Intuit Inc., die in ihrer Unternehmensgeschichte bereits mehrfach bewiesen hat, dass sie wandlungsfähig ist und sich gegenüber größeren Playern behaupten kann – mehr dazu aber im heutigen Artikel.
Die Geschichte der Intuit Inc. findet ihren Ursprung am 26. Juli 1952, als Scott David Cook in einem Vorort von Los Angeles geboren wurde. Bereits als Jugendlicher interessierte sich Scott sehr für die neuartigen Computer und die damit verbundenen Möglichkeiten. Kurzerhand brachte er sich selbst das programmieren bei. Etwas später besuchte er die University of Southern California, an der er seinen Abschluss in Wirtschaft und Mathematik machte. Direkt anschließend absolvierte er seinen MBA an der Harvard Business School. Für seine Karriere zog er nach Cincinnati, um bei Procter & Gamble im Markenmanagement zu arbeiten, wo er auch seine künftige Frau Signe Ostby kennenlernte. Wegen des angenehmeren Klimas zog er im Jahr 1980 mit seiner Frau nach San Francisco, wo er rasch eine Anstellung bei der Beratungsfirma Bain & Co. fand. Als die beiden eines Abends am Küchentisch saßen und ihre gemeinsamen Haushaltsfinanzen durcharbeiteten, kam Scott die zündende Idee – er wollte eine Software entwickeln, mit der sich Finanzen leicht verwalten und lästige Papierkram-Arbeiten automatisieren lassen.
Ohne lange zu zögern, entschied sich Scott, seine Idee weiter auszuarbeiten und suchte sich hierfür einen Programmierer an der Stanford University. Auf der Suche nach einem Schwarzen Brett, wo er seine Suchanzeige aufhängen wollte, stieß er auf den vorbeilaufenden Studenten Thomas Proulx, den er um Hilfe bat. Im Gespräch stellte sich heraus, dass dieser bereits als Programmierer tätig war und bereit war, Scott zu helfen. In seinem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim schrieb Thomas die erste Version von Quicken, einem simplen Programm zur Verwaltung persönlicher Finanzen. Scott war begeistert, hatte hier und da noch ein paar kleinere Verbesserungswünsche, aber er wusste, dass das Programm ein voller Erfolg werden würde. Gemeinsam mit Thomas gründete er deshalb im Jahr 1983 die Intuit Inc. – benannt nach der möglichst intuitiven Bedienung.
Während Thomas an weiteren Funktionen tüftelte, nutzte Scott seine Marketingerfahrung und führte viele Gespräche mit bestehenden und potenziellen Kunden, um deren Bedürfnisse und Wünsche zu erfragen. Zwar verbesserten sie dadurch ihre Software, der Vertrieb stellte sich aber als deutlich komplizierter heraus, als gedacht. Man fand keinen Einzelhändler, der das noch unbekannte Programm in seinem Laden aufnehmen wollte. Als Scott nicht mehr in der Lage war, Gehälter zu zahlen, verließen drei der anfänglich sieben Mitarbeiter das junge Unternehmen. Die restlichen vier glaubten an das Produkt und arbeiteten über ein halbes Jahr ohne Bezahlung weiter. Scott selbst stand zu diesem Zeitpunkt mit über 300.000 Dollar in der Kreide. Als ihre Software im Jahr 1986 in einer Fachzeitschrift positiv erwähnt worden war, stiegen die Verkaufszahlen allmählich an. Schließlich steckte man sein letztes Geld in eine kostspielige Werbekampagne und konnte damit Intuit erfolgreich wiederbeleben. In den folgenden Jahren wurde Quicken zu einer der meistverkauftesten Finanzsoftwarelösungen des Landes. Den Gewinn investierte man umgehend in die Entwicklung neuer Programme, mit denen man nun auch Steuererklärungen für Privatpersonen und Kleinunternehmern erstellen konnte. Nach einem gescheiterten Fusionsversuch mit dem Software-Riesen Microsoft musste man sich schließlich gegen Microsoft Money behaupten. Die Absatzzahlen begannen zu schwächeln und Intuit musste sich als Internet-Unternehmen innerhalb kürzester Zeit neu erfinden. Heute betreibt Intuit die Steuererstellungssoftware TurboTax, die Finanz-App Mint, das Buchhaltungsprogramm QuickBooks für Kleinunternehmen, sowie die Profi-Anwendung ProConnect und arbeitet verstärkt mit künstlicher Intelligenz und cloudbasierten Lösungen, um ihre Kunden bestmöglich zu bedienen.
Wie kann sich Intuit in Zukunft weiterentwickeln?
Bevor ich mich mit den Chancen und Risiken des Softwarekonzerns widme, möchte ich einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q1 2021 – endete am 31. Oktober 2020) werfen. In diesem Quartal ist es Intuit gelungen, den Umsatz um stolze 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf nun 1,32 Mrd. US-Dollar zu steigern. Aufgrund geringerer Ausgaben konnte man auch den Gewinn je Aktie deutlich steigern: von 0,41 USD im Q1 2020 auf nun 0,94 USD – das entspricht einer Steigerung von unglaublichen 129 Prozent! Kein Wunder, dass die Aktie durch die Decke ging. Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Quartalszahlen, die in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.
Im Folgenden möchte ich auf einige interessante Chancen der Intuit Inc. eingehen. Zum einen sei zu erwähnen, dass so lange es Staaten gibt, es auch Steuerregelungen geben wird und diese werden mit Sicherheit auch regelmäßig angepasst und verändert. Fakt ist auch, dass wir Menschen bequem sind und die meisten wohl eher wenig Freude daran haben, sich jährlich neu in die Steuerthematik einzulesen. Auch Softwareprogramme, in denen mal einmal seine Daten eingegeben hat, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut verwenden – warum noch mal die Mühe machen und alle Daten von Neuem eingeben? Und jetzt stell dir bitte mal vor, man müsste nicht nur seine eigenen Daten übertragen, sondern auch all die seiner hunderten Mitarbeitern. Für Intuit, die vor einigen Jahren von Festpreisen auf Abonnementpreise umgestellt haben, bedeutet das, dass man tatsächlich über eine Art Bequemlichkeits-Burggraben verfügt. Die Buchhaltungssoftware QuickBooks wird größtenteils von vielen kleineren Unternehmen verwendet, da sie eine effiziente und smarte Finanzverwaltung gewährleistet. Fällt hier mal ein Kunde weg, tut das Intuit nicht so weh, als wenn man nur wenige Großkunden bedienen würde.
Intuit erwirtschaftet den größten Teil seines Umsatzes im Heimatland Amerika. Für die nächsten Jahre/Jahrzehnte ist dort auch noch genug Wachstumspotenzial vorhanden, dennoch beginnt das Unternehmen vermehrt ins Ausland zu expandieren. Sicherlich muss man die Softwarelösungen an die geltenden Steuergesetze des jeweiligen Landes anpassen, dieser Aufwand sollte aber überschaubar sein. Momentan verfügt Intuit über 10.000+ Mitarbeiter, die in 20 Geschäftsstellen verteilt in 9 Ländern vertreten sind.
Als Risiko kann man erwähnen, dass Intuit keine schwache Konkurrenz hat. Beispielsweise ist auch Automatic Data Processing im Markt der Finanzdienstleistungen tätig, wobei sich diese eher auf größere Unternehmen konzentrieren und denen komplett die Arbeit abnehmen, während Intuit lediglich die Software bereitstellt. Des Weiteren steht natürlich auch das Risiko im Raum, dass Staaten plötzlich Steuern total simpel gestalten und Softwareangebote dadurch obsolet werden. Allerdings kann ich mir das heute noch nicht wirklich vorstellen …
Wie steht es um die Dividende?
Nun, wie es nicht selten bei Technologieunternehmen der Fall ist, schüttete auch Intuit eine lange Zeit keine Dividende aus. Erst im Jahr 2011 begann die Softwareschmiede seine Aktionäre am Unternehmensgewinn zu beteiligen. Seitdem ist es auch gelungen, die Dividende von Jahr zu Jahr zu steigern und das in einer ordentlichen Dynamik. Da hier die Betrachtung auf den letzten 10 Jahren nicht wirklich sinnvoll ist, schauen wir uns die letzten 5 Jahre an – hier wurde die Dividende um durchschnittlich 15,8 Prozent gesteigert. Bei solch einem Wert kann man auch die geringe Dividendenrendite von 0,5 Prozent hinnehmen. Luft nach oben ist noch reichlich vorhanden, auch die Ausschüttungsquote ist mit momentan 30,1 Prozent recht niedrig.
Fazit:
Der Softwareschmiede Intuit ist es gelungen, sich vom Studentenwohnheim an die Spitze der Finanzsoftwarebranche zu arbeiten. Man verfügt über ein starkes Produktportfolio und schreckt sicherlich auch in Zukunft nicht davor zurück neue Wege zu gehen, um seinen Kunden das beste Angebot bieten zu können. Ich persönlich packe mir die Aktie auf die Watchlist und werde bei einem Rücksetzer zugreifen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.