2019 war für viele ein Jahr des Umdenkens. Greta Thunberg und weitere Klimaschutzaktivisten fordern eine drastische Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Außer Frage steht, dass wir dringend handeln müssen – besser gestern als heute! Doch unsere Klimapolitik denkt viel zu kurzfristig und nicht nachhaltig genug. Der Kohleausstieg wird noch einige Jahre dauern und erneuerbare Energiequellen können längst noch nicht den aktuellen Bedarf abdecken. Und dieser wird in Zukunft munter weiter steigen. Was sollen wir also tun?
Microsoft-Gründer Bill Gates träumt von einer grünen und sicheren Atomenergie. Doch auch diese wird noch eine Weile dauern. Gerade, weil Atomkraft wegen der vielen dramatischen Unfälle bei vielen verhasst ist. Für ExxonMobil und auch viele weitere Energieexperten ist klar: In den nächsten Jahrzehnten wird die Nachfrage nach Öl und Gas global weiter ansteigen. Auch wenn das Geschäft schmutzig ist, werden wir wohl nicht ohne auskommen – für Dividendenjunkies eine willkommene Gelegenheit.
Die Geschichte und der sagenhafte Aufstieg der heutigen ExxonMobil Corporation beginnt im Jahr 1839 mit der Geburt von John Davison Rockefeller. Er wuchs in einer armen Familie auf. Sein Vater William Avery Rockefeller verließ die Familie und reiste als Kräuterdoktor und Scharlatan durch das Land. Als John 16 Jahre alt war, begann er bei der Speditionsfirma Hewitt & Tuttle zu arbeiten. Zunächst half er dort nur als Buchhalter aus, bekam aber später aufgrund seiner Wissbegier und Initiative eine Festanstellung. 1858 bekam er ein Jobangebot von Maurice B. Clark, der gemeinsam mit ihm und einem weiteren Teilhaber ein Makler- und Agenturgeschäft in Cleveland aufbauen wollte. Doch, als Rockefeller mitbekam, dass Edwin L. Drake in Titusville, Pennsylvania im Jahr 1859 endlich erfolgreich Erdöl fand, wusste er schnell, dass das sein neues Hauptgeschäft werden würde.
Da Rockefeller aber kein Fan von Glücksspiel war – und nichts anderes war die Suche nach Erdöl – schnappte er sich den klugen Chemiker Samuel Andrews und sorgte für eine verbesserte Weiterverarbeitung des Rohöls. Bei seinem Verfahren wurde deutlich weniger Erdöl verschwendet, als bei konkurrierenden Raffinieren. Um sein Kerosin (Destillat von Erdöl) im ganzen Land zu verkaufen, fertigte Rockefeller sogar eigene Fässer an und kümmerte sich selbst um die Speditionsaufgaben. Das Geschäft lief super und sein Unternehmen Rockefeller, Andrews & Flagler konnte bald weitere Raffinerien eröffnen und Konkurrenten aufkaufen. Da das leicht entzündliche Kerosin allerdings oft für verheerende Brände sorgte, ging die Nachfrage leider wieder zurück. Um dem entgegenzuwirken, reorganisierte Rockefeller sein Unternehmen im Jahr 1870. Die Standard Oil Company war geboren und mit praktischen Öllampen, für die natürlich sein Produkt benötigt wurde, stieg die Nachfrage rasant. Lange Zeit verfrachteten Eisenbahnunternehmen sein Öl, doch als ihm diese zu gierig wurden, begann Rockefeller mit dem Bau seiner eigenen Pipeline.
Die Standard Oil Company kontrollierte in ihrer Spitzenzeit rund 70 Prozent des Kerosinweltmarktes. Die Regierung unter Theodore Roosevelt wollte Monopole zerschlagen und so musste auch Rockefeller’s Unternehmen nach einem langjährigen Gerichtsprozess im Jahr 1911 dran glauben. Der große Ölkonzern wurden in 34 eigenständige Unternehmen zerschlagen. In der Folge stürzten die Aktienkurse enorm ein. Für Rockefeller war das die Gelegenheit – er kaufte sich riesige Aktienpakete seiner Unternehmen. Als die Ölnachfrage im Ersten Weltkrieg und mit der Erfindung des Automobils in zuvor unvorstellbaren Ausmaß anstieg und die Aktien dementsprechend nachfolgten, wurde John D. Rockefeller zum ersten Dollarmilliardär der Welt.
Ok, aber wie entwickelte sich daraus die ExxonMobil Corporation? Nun, das ist recht schnell erklärt – ExxonMobil ist ein Zusammenschluss von 2 der 34 Unternehmen der ehemaligen Standard Oil Company. Aus der Standard Oil of New Jersey (abgekürzt SO – gesprochen EssO) entstand die Exxon Corporation. Und aus der Standard Oil Company of New York (abgekürzt Socony) entwickelte sich später die Mobil Oil Corporation. Aufgrund gesetzlicher Änderungen konnten sich beide Konzerne im Jahr 1999 wieder vereinigen. Heute ist ExxonMobil immer noch eines der erfolgreichsten Unternehmen der Branche und außerdem zählt man zu den profitabelsten Konzernen der Welt. Im Up- und Downstream-Geschäft fördert und vermarktet man Erdöl und Erdgas. Außerdem bietet man verschiedene Chemiedienstleistungen und Endprodukte an.
Wie werden die Geschäfte von ExxonMobil zukünftig weiterlaufen?
Schaut man sich die langfristige Entwicklung des Ölpreises an, so stellt man schnell fest, dass er im Jahr 2014/2015 massiv eingebrochen ist. Auch, wenn er inzwischen wieder einen stabilen Boden bilden konnte und sogar leicht angestiegen ist, so ist man dennoch lange nicht auf dem Niveau von 2013. Natürlich sind Konzerne wie ExxonMobil und auch Royal Dutch Shell maßgeblich vom Ölpreis abhängig. Man muss aber zugeben, dass ExxonMobil diese Talfahrt mit nur wenigen Schrammen leicht wegstecken konnte. Im Gegenteil: der Ölmulti konnte am Tiefpunkt einige pleite gegangenen Unternehmen günstig aufkaufen. Man geht hier also gestärkt aus der Krise hervor.
Durch verschiedene Investitionsprogramme versucht der Konzern, sich immer unabhängiger vom Ölpreis zu machen. So investiert man hauptsächlich in das Upstream-Geschäft – hier soll bis 2025 das Produktionsvolumen auf 5 Millionen Barrel pro Tag gesteigert werden. Auch im Downstream- und Chemiegeschäft möchte ExxonMobil seine Ergebnisse deutlich steigern. Hierfür sollen weitere und modernere Raffinerien gebaut bzw. bestehende Raffinerien erweitert werden. So soll beispielsweise eine neue Kunststoffverarbeitungsanlage in Baytown für knapp 2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 in Betrieb gehen. Des Weiteren versucht der Konzern seine Downstream-Aktivitäten im Ausland auszubauen.
Das Thema Nachhaltigkeit wird gerade der jüngeren Generation immer wichtiger. Man muss tatsächlich zugeben, dass sich hier Shell in den vergangenen Jahren deutlich vorbildlicher aufstellen konnte. ExxonMobil hatte es in seinem Heimatland in diesem Punkt aber auch nicht so schwer wie Shell und andere europäische Energiekonzerne. Diese bekamen den Druck der Politik und Umweltaktivisten deutlich zu spüren. In Amerika, wo aktuell der wohl bekannteste Klimawandelleugner an der Macht ist, wird auf das Thema Nachhaltigkeit noch nicht so viel Wert gelegt, wie es eigentlich sollte. Nichtsdestotrotz haben die Vorstände von ExxonMobil den Punkt Nachhaltigkeit natürlich auch auf der Agenda stehen.
Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Hier kann ExxonMobil voll und ganz überzeugen. Bereits seit dem Jahr 1882 erhalten Aktionäre eine Gewinnausschüttung. Und diese wird seit 1981 jährlich gesteigert. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre wurde die Dividende jährlich um circa 7,8 Prozent gesteigert. Man zählt also zu den begehrten Dividendenaristokraten. Momentan gibt es eine Dividendenrendite von 4,95 Prozent. Da der Gewinn zuletzt etwas einbrach, liegt die Ausschüttungsquote aktuell bei 99,7%. Aber keine Sorge: ExxonMobil hat noch eine Cashreserve & der Gewinn sollte in den folgenden Jahren auch wieder ansteigen.
Fazit:
ExxonMobil ist ein breit aufgestellter Mineralöl- und Erdgaskonzern, der sicher in den nächsten Jahrzehnten noch von der steigenden Energienachfrage profitieren wird. Auch wenn wir heute gerne alle Umweltsünder verbannen würden, so sind wir dennoch momentan abhängig von ihnen. Und wenn es mal so weit ist, dass unser Bedarf durch nachhaltige Energie gedeckt werden kann, dann wird ExxonMobil sicher um die Ecke kommen und diese Firmen aufkaufen. Wie auch bei der Bank of Montreal letzte Woche, profitieren hier gerade einkommensorientierte Dividendenjäger von einem Investment.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.