Wenn auch etwas verspätet, möchte ich euch allen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2022 wünschen. Seit Jahresauftakt sind die Märkte wieder ordentlich unter Druck geraten. Es scheint ganz so, als hätte die Börse nur nach einem Grund gesucht, um wieder etwas Luft abzulassen. Wer beim Investieren langfristig orientiert ist, sollte sich von solchen “Turbulenzen” allerdings nicht beirren lassen. Setzt man auf Unternehmen, die ein solides Geschäftsmodell mit vielversprechenden Zukunftsaussichten haben, kann man tatsächlich nicht viel falsch machen. Ich bin auch immer ein großer Freund davon, in Unternehmen zu investieren, deren Produkte man im Alltag regelmäßig selbst konsumiert.
Heute möchte ich daher einen genaueren Blick auf den Nahrungsmittelkonzern Kellogg Company werfen. Das für seine Cornflakes bekannte Unternehmen machte erst kürzlich einige negative Schlagzeilen, da Mitarbeiter wegen üblen Arbeitsbedingungen auf die Straße gingen. Wir haben es hier also mit einem etwas kontroversen Investment mit verlockenden 3,5 Prozent Dividendenrendite zu tun.
Die Ursprünge des heutigen Nahrungsmittelkonzerns führen uns nach Michigan, wo am 26. Februar 1852 John Harvey Kellogg geboren wurde. Seine Eltern waren Anhänger der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die an das bevorstehende Ende der Welt und die Wiederkunft von Jesu Christi glaubten. So zog die Familie im Jahr 1856 nach Battle Creek, einer kleinen Stadt in Michigan, die sich schon bald zum Zentrum dieser Glaubensgemeinschaft entwickeln sollte. John war ein zielstrebiger Schüler und obwohl er eigentlich Lehrer werden wollte, entschied er sich doch für ein Medizinstudium. Finanziell wurde er dabei von seiner Kirche unterstützt, die die damalige Medizin strikt ablehnte. Nachdem er 1875 seinen Doktortitel erworben hatte, übernahm er die Leitung eines örtlichen Gesundheitsinstituts, welches er über die Jahre zur international bekannten und geschätzten Kurstätte Battle Creek Sanitarium ausbaute. Aufgrund seiner adventistischen Gesundheitsgrundsätze verbot er dort Fleisch, Zucker, Alkohol, Tabak und Koffein. Auch Sex und Masturbation waren in seinen Augen schwere Sünden, weshalb er tatsächlich nie die Ehe mit seiner Frau vollzog. Insbesondere konzentrierte er sich auf die Gesundheit der Verdauungsorgane, prangerte fettige, salzige oder scharfe Speisen an und verschrieb tägliche Einläufe mit Wasser und Joghurt – nun, jeder wie er meint … ☺︎
Zur damaligen Zeit war es üblich Speck und Ei oder die aufgewärmten Reste vom Vortag als Frühstück anzurichten. Da man seinen Patienten im Sanatorium aber fast nur fade Breie und Brote aus Nüssen und Getreide anbieten konnte, machte sich Dr. Kellog schon bald auf die Suche nach einer abwechslungsreicheren und schmackhafteren Alternative. So experimentierte er oft in seiner Küche, wo er beispielsweise 1877 einen doppelt gebackenen Keks aus Mehl, Hafer und Maismehl kreierte. Als sich eine Patientin an diesem Keks einen Zahn ausbrach, servierte er ihn fortan zerstückelt. Gegen Ende 1879 kam auch Dr. Kellogg‘s acht Jahre jüngerer Bruder Will Keith ins Sanatorium, um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. Will entwickelte sich rasch zum Mann für alles – er kümmerte sich nicht nur um die Patienten, sondern war auch Hausmeister und Buchhalter zugleich. Als die beiden Brüder eines Abends im Jahr 1894 ein leichter zu verdauendes Brot backen wollten, geschah das Unerwartete. Sie wurden aufgrund eines dringenden Anliegens gerufen und ließen alles stehen und liegen. Am nächsten Morgen fanden sie in der Schüssel die Teigreste vom Vortag, die etwas eingetrocknet und aufgequollen waren. Ohne groß darüber nachzudenken, rollten sie den Teig aus, der sofort zerbröselte. Dennoch entschieden sie, die Brösel zu backen und waren umso erstaunter, als sie daraufhin wohlschmeckende und knusprige Getreideflocken vorfanden.
Die Kellogg’s Brüder nannten ihre neue Kreation Granose und gaben sie den Patienten zum Frühstück. Die liebten diese neuartigen Getreideflocken so sehr, dass sie sogar nach ihrem Aufenthalt dafür zahlten, um sie sich nach Hause schicken zu lassen. John und Will gründeten die Sanitas Food Company, die allerdings ausschließlich an ehemalige Patienten verkaufte. Ihre Gewinnmarge war sagenhaft: aus einem Büschel Weizen für 60 Cent konnte man so viele Getreideflocken herstellen, um 12 Dollar einzunehmen. Will experimentierte ein wenig weiter und stellte fest, dass Flocken aus Mais noch knuspriger, schmackhafter und vor allem länger haltbar waren. Er witterte das große Geschäft, wollte Zucker hinzufügen und seine Cornflakes überall verkaufen, doch sein Bruder verbot es ihm. Der köstliche Frühstücksnack machte schnell die Runde und innerhalb weniger Jahre gab es dutzende Frühstücksflocken-Produzenten in der Stadt. Im Jahr 1906 ergriff Will die Initiative, trennte sich von seinem Bruder und gründete die Battle Creek Toasted Cornflake Company. Nun fügte er dem Teig Malz, Zucker und Salz hinzu und begann seine Kellogg’s Cornflakes in Massen herzustellen. Den Gewinn steckte er umgehend in Werbemaßnahmen.
Dank der Fertigstellung der transkontinentalen Eisenbahn gegen Ende des 19. Jahrhunderts ergab sich in den USA eine noch nie dagewesen Gelegenheit, seine Produkte landesweit in großen Mengen zu vertreiben. Will’s junges Unternehmen wuchs in einer rasanten Geschwindigkeit. Stets baute er neue Produktionsanlagen auf und legte bereits 1914 den Grundstein für seine internationale Expansion, indem er sein erstes Werk in Kanada errichtete. Erst 1922, als der Rechtsstreit mit seinem Bruder zu Will’s Gunsten entschieden wurde, konnte man sich in The Kellogg Company umbenennen. Fortlaufend brachte Kellogg’s neue Frühstückscerealien auf den Markt, perfektionierte seine Marketingstrategien und konnte damit ein ordentliches Geschäft aufbauen. Etwas spät erkannte man den Trend zu gesünderem Essen. Aktuell steckt Kellogg’s in einer Umstrukturierungsphase, um effizienter, nachhaltiger und gesünder produzieren zu können. Hierfür konzentriert man sich auch wieder verstärkt auf seine Kernmarken. Ich bin zuversichtlich, dass der Lebensmittelkonzern in Zukunft wieder an alten Erfolgen anknüpfen kann.
Wie kann sich die Kellogg Company in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich noch mal schnell das Geschäftsmodell der Kellogg Company zusammenfassen. Der Lebensmittelkonzern produziert neben seinen Frühstückscerealien auch Snacks wie Cracker, Chips, Toastergebäck und Müsliriegel sowie Fertiggerichte und pflanzliche Fleischersatzprodukte. Dabei betreibt Kellogg’s Produktionsanlagen in 21 Ländern und vermarktet seine Lebensmittel in mehr als 180 Ländern. Kellogg’s verkauft hauptsächlich an Einzelhändler, die wiederum an den Endverbraucher verkaufen. Da Kellogg’s eine etablierte und geschätzte Marke ist, geben Einzelhändler dem Konzern große und prominente Regalflächen, die man sich aber natürlich mit Konkurrenten wie Nestlé oder General Mills teilen muss. Um nur einige der Top-Marken aus dem Hause Kellogg Company zu nennen: Allen voran die Hausmarke Kellogg’s, Cheez-It, Pop-Tarts, Pringles, Bear Naked und Morningstar Farms.
Werfen wir nun einen Blick auf die Daten des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q3 2021 – endete am 2. Oktober 2021). Der Gesamtnettoumsatz in dieser Berichtssaison lag mit 3,62 Milliarden US-Dollar etwa 6 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Dieses Wachstum wurde hauptsächlich durch positive Entwicklungen in den Schwellenregionen Afrika, Russland und Brasilien vorangetrieben. Aufgrund höherer Ausgaben ging der Nettogewinn allerdings von 352 Millionen US-Dollar auf 305 Millionen US-Dollar zurück. Demzufolge sank natürlich auch der bereinigte Gewinn je Aktie von 1,02 USD auf nun 0,90 USD.
Langfristig gesehen, schätze ich die größten Wachstumschancen des Lebensmittelgiganten in den Entwicklungsländern ein. Anerkennen muss man auch, dass der Konzern zahlreiche Top-Marken besitzt, die kaum besser positioniert sein könnten. Ich denke, dass Kellogg’s allgemein ein recht langweiliges Investment sein dürfte. Übermäßiges Wachstum sollte man hier zwar mit Sicherheit nicht erwarten, aber ich bin optimistisch, dass auch die Aktie wieder auf Erfolgskurs kommen kann.
Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit dem Jahr 1925 beteiligt der Frühstücksflockenkonzern seine Aktionäre am Unternehmensgewinn in Form von Dividenden. Fortan wurde zwar in jedem Jahr eine Dividende gezahlt, allerdings konnte man diese nicht immer steigern. Zuletzt in den Jahren 2001 bis 2004 wurde die Gewinnausschüttung vorübergehend eingefroren. Auch muss man sich als Kellogg’s Aktionär darauf einstellen, dass die Dividende nur in kleinen Schritten gesteigert wird. So lag die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate der letzten 10 Jahren bei gerade mal 3,7 Prozent. Positiv hingegen ist aber die Dividendenrendite – hier bekommen Aktionäre aktuell etwa 3,5 Prozent. Die Ausschüttungsquote in Höhe von 62,9 Prozent könnte in meinen Augen durchaus etwas geringer sein, schließlich muss das Unternehmen noch ordentlich investieren, um wieder an Fahrt zu gewinnen.
Fazit:
Zweifelsohne besitzt die Kellogg Company ein breites Portfolio an etablierten Marken. Ja, ich bin auch zuversichtlich, dass man in Zukunft seine wachsende Kundschaft bedienen und damit gute Gewinne erwirtschaften kann. Investoren, die eine höhere Dividende suchen, könnten sich Kellogg’s noch mal genauer ansehen. Ich für meinen Teil werde hier aber vorerst nicht zuschlagen – die Dividendensteigerungsrate ist mir zu gering und mir fehlt schlichtweg die Zukunftsphantasie bei diesem Investment.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?
Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.