Oft unterhalte ich mich mit verschiedenen Investoren, die alle einen unterschiedlichen Anlageansatz haben. Es gibt keinen richtigen oder falschen Anlagestil – wichtig ist, dass man nicht ständig seine Strategie über den Haufen wirft und blind irgendeinem neuen Trend hinterherrennt. Mein Anlagestil sollte inzwischen bekannt sein: Ich suche mir erfolgreiche, grundsolide, aber dennoch wachstumsstarke Unternehmen heraus, die zudem eine vorbildliche Dividendenpolitik pflegen. Andere hingegen mögen den Nervenkitzel bei spekulativeren Aktien oder Finanzprodukten.
Gerade in der Biotech-Branche gibt es unzählige solcher heißen Papiere. Morgen könnte beispielsweise Firma xy ein Mittel gegen Alzheimer auf den Markt bringen und deren Aktie könnte damit total durch die Decke gehen. Ja, das könnte sein. Da ich aber investieren und nicht spekulieren möchte, schauen wir uns heute lieber mal den Weltmarktführer im Biotech-Segment Amgen an.
Im Jahr 1927 wurde George Blatz Rathmann in Wisconsin, USA geboren. Nach seiner Schulzeit wollte er ursprünglich Medizin studieren, entschied sich dann aber doch für einen Chemiestudiengang an der Northwestern University in Illinois. Zwei seiner älteren Brüder arbeiteten zu dieser Zeit bereits als Chemiker und überredeten ihn. Anschließend zog er nach New Jersey, um an der Princeton University seine Doktorarbeit in Physikalischer Chemie zu schreiben. Im Alter von nur 24 Jahren schloss er diese erfolgreich ab. Kurz zuvor wurde er vom Multikonzern 3M als Forschungschemiker eingestellt. Dort arbeitete er ganze 21 Jahre und entwickelte unter anderem das Anti-Schmutz-Spray Scotchgard. Im Jahr 1972 wurde er Präsident von Litton Medical Systems. Da er dort allerdings sehr unzufrieden war, wechselte er 1975 zu Abbott Laboratories. Hier arbeitete Rathmann in der Diagnostikabteilung und hatte zum ersten Mal mit rekombinanter DNA und anderen Biotechnologien zu tun. Da er so fasziniert von Biotech war, entschied er sich 1980 gemeinsam mit verschiedenen Risikokapitalgebern das Unternehmen Applied Molecular Genetics Inc. zu gründen. 3 Jahre später wurde der Firmenname zu Amgen Inc. geändert.
Selbst den Unternehmensstandort wählte man mit Bedacht – in Thousand Oaks, Kalifornien, unmittelbar neben aufstrebenden Forschungszentren nahegelegener Universitäten. Perfekt, um interessierte Studenten abzufangen. Diese “jungen Wilden”, wie sie gerne genannt wurden, forschten an allen möglichen Dingen. So kam es, dass man selbst an kuriosen Sachen wie Abwehrmitteln gegen Haie, Spinnenseidenproduktion à la Spider-Man, und Wachstumshormonen für größere Hühner forschte. Der lang ersehnte Durchbruch gelang aber erst Mitte der 80er mit Epogen, einem Medikament auf Erythropoetin-Basis, das in der Krebs- und Nierenerkrankungstherapie deutlich nebenwirkungsärmer war als die Behandlung mit Bluttransfusionen. Eine Lizenz zur Vermarktung des neuen Wirkstoffes verkaufte man an Johnson & Johnson, was erstmal ordentlich Geld in die Kassen von Amgen spülte. Nur wenige Jahre später, genauer gesagt im Jahr 1991, kam dann das Medikament Neupogen auf den Markt, das die Produktion weißer Blutkörperchen im Knochenmark anregte. Sowohl Epogen als auch Neupogen entwickelten sich beide zu Amgen’s ersten Blockbuster Medikamenten (Jahresumsatz > 1 Milliarde US-Dollar).
Über die Jahre entwickelte Amgen viele weitere wirkungsvolle Medikamente. Aktuell kann man auf eine Produktpalette mit über 20 Medikamenten blicken. Des Weiteren hat Amgen noch einige Präparate in der Pipeline, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen könnten. Damit ist man deutlich breiter und sicherer aufgestellt, als manch andere Biotech-Werte.
Was steht bei Amgen zukünftig an?
Durchschnittlich betrachtet werden wir alle immer älter. Das ist ohne Frage eine klasse Entwicklung, nur leider ist das auch der Grund, warum immer mehr Menschen an Krebs erkranken. Amgen hat nicht nur selbst einige neue Wirkstoffe im Bereich der Krebsbehandlung entwickelt, man kaufte auch fleißig zu. So zum Beispiel das deutsche Biotech-Unternehmen Micromet Inc., das auf eine innovative Krebstherapie mithilfe von Antikörpern spezialisiert ist. Aber auch Onyx Pharmaceuticals Inc., die bei der Übernahme das wichtige Krebsmedikament Kyprolis mitgebracht haben. Eine ganz besondere Akquisition tätigte Amgen im Mai dieses Jahres. Für insgesamt 167 Millionen Dollar kaufte man sich das dänische Unternehmen Nuevolution, das eine Technologie entwickelt hat, um die Wirksamkeit potenzieller Medikamente bereits im frühen Stadium nachzuweisen. Damit wird sich Amgen zukünftig einiges an Zeit und Geld sparen. Ein weiterer, sehr lukrativer Zukauf gelang Amgen im August. Wegen Fusionsauflagen des Kartellamts musste das Pharmaunternehmen Celgene eines seiner Medikamente verkaufen. Das Schuppenflechtemittel Otezla kostete Amgen zwar stolze 13,4 Milliarden Dollar, man rechnet aber damit, dass es bereits in diesem Jahr rund 2 Mrd. Dollar einspielen könnte. Des Weiteren ist das Präparat noch bis 2028 patentgeschützt.
Klingt alles super, aber warum lief die Aktie dann so lange seitwärts?
Das liegt einfach gesagt daran, dass Amgen lange damit zu kämpfen hatte, dass der Umsatz verschiedener Blockbuster Medikamente in den vergangenen Jahren rückläufig war. Vor allem die beiden Top-Umsatzbringer Neulasta und Enbrel (Jahresumsatz zusammen bei circa 10 Mrd. $) schwächeln schon seit geraumer Zeit. Gerade in der Pharmabranche ist es extrem wichtig, sich nicht auf einzelne Medikamente zu verlassen. Amgen hat daher stets weitergeforscht und schon einige neue Hoffnungsträger ins Rennen geschickt. So zum Beispiel das Cholesterin-Präparat Repatha, das Osteoporose-Medikament Prolia oder das Migränemittel Aimovig. Um den Aktienkurs wieder etwas anzukurbeln, startete Amgen auch ein teures Aktienrückkaufprogramm. 2018 verschwanden so circa 10% der Aktien vom Markt.
Und wie stabil ist die Dividende?
Sehr viele Technologie- und Forschungsunternehmen zahlen lange Zeit keine Dividende. Der Gewinn wird meistens sofort reinvestiert, bis das Geschäft so stabil läuft, dass man irgendwann Aktionäre in Form von Dividenden beteiligen kann. Amgen macht dies erst seit dem Jahr 2011 – seitdem wird sie aber auch Jahr für Jahr gesteigert (Ø letzte 5 Jahre: 19% Steigerung/Jahr). Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 2,6%, was bei einer Ausschüttungsquote von circa 45% sehr solide ist. Ich denke, Amgen hat sich viel Zeit gelassen, um mit der Dividende zu starten. Hier wollte man gewiss auf Nummer sicher gehen, um nicht in der ersten kleineren Krise die Dividende kürzen zu müssen.
Fazit:
Amgen ist ein breit aufgestellter Biotech-Konzern, der es mit unterschiedlichen Medikamenten an die Spitze der Branche geschafft hat. Des Weiteren hat man einige erfolgversprechende Präparate in der Pipeline. Wer seinem Depot also einen Biotech-Wert beimischen möchte, sollte meiner Meinung nach zum Marktführer greifen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
2 Antworten
Hi Benedikt,
wieder eine gute Auswahl – AMGEN vereinbart Zukunftstechnologie und hohes Dividendenwachstum, nicht immer selbstverständlich in der Branche. Top Firma. Leider ist der Kurs seit Mitte des Jahres stark gestiegen, was den Einstieg aus meiner Sicht etwas schwierig macht. AMGEN ist auf meiner Watchlist, aber im Mai/Juni 2019 habe ich es verpasst eine Position aufzubauen. Fehler:-).
Mal sehen wann wieder eine bessere Gelegenheit kommt.
Viele Grüße
Susanne
Hallo Susanne,
ich habe Amgen momentan auch noch nicht im Depot.
Aber wie du schon sagst, es ist halt eine Top Firma in der BioTech-Branche 🙂
Vielleicht ergibt sich ja bald wieder mal eine Chance zum günstigerem Einstieg.
Liebe Grüße
Benedikt