West Pharmaceutical Services

West Pharmaceutical Services

Schaufelverkäufer & Dividendenaristokrat

Wer eine Lösung für ein großes Problem hat, wird damit eine Menge Geld verdienen können. In wohl jeder Unternehmensbiografie habe ich diesen Satz bereits gelesen. Doch lasst mich diesen Satz mal an unsere momentane Situation anpassen: Wer einen wirksamen Coronaimpfstoff hat, verdient damit gutes Geld. Setzte man als Aktionär schon früh auf den Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech, bewahrheitete sich dies zweifelsfrei. Curevac-Aktionäre hingegen hatten leider nicht so viel Glück. Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich sogenannte Schaufelverkäufer sehr mag. Warum sich dem Risiko eines wirkungsvollen Impfstoffs aussetzen, wenn man doch auch von einem Zulieferer profitieren kann?

Das amerikanische Unternehmen West Pharmaceutical Services ist ein weltweit führender Hersteller von hochwertigen Verpackungskomponenten für injizierbare Medikamenten. Schauen wir uns den Pharmazulieferer heute mal etwas genauer an.

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der West Pharmaceutical Services Inc.:

Die Ursprünge der heutigen West Pharmaceutical Services Inc. gehen auf das Jahr 1893 zurück, als Herman O. West in Minnesota geboren wurde. In jungen Jahren verließ sein Vater die Familie und seine Mutter musste sich fortan alleine um ihn und seine Geschwister kümmern. Herman war ein guter und wissbegieriger Schüler. Doch leider fehlte es der Familie an Geld, weshalb er nach seinem Highschool-Abschluss zwei Jahre lang als Versandmitarbeiter in einer kleinen Holzfirma arbeiten musste, um sich das nötige College-Geld zu verdienen. Als er genug angespart hatte, zog er nach Pennsylvania und besuchte dort die Universität. Im Alter von 25 Jahren meldete er sich bei der Navy zum Militärdienst, doch glücklicherweise endete der Erste Weltkrieg kurz darauf. Nach seinem Studium begann Herman als Buchhalter bei einem zahnmedizinischen Versorgungsunternehmen zu arbeiten, doch mehr und mehr freundete er sich mit dem Gedanken an, selbst eine eigene Firma für zahnmedizinisches Zubehör zu gründen.

Am 27. Juli 1923 war es so weit und Herman gründete gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Mancill und seinen beiden ehemaligen Studienkommilitone Jesse R. Wike und Norman F. Wiss sein eigenes Unternehmen mit dem Namen The West Company. In einem kleinen Haus in der 1117 Shackamaxon Street in Philadelphia richteten sie ihre erste Produktionsstätte ein und begannen bald damit Schleif- und Polierscheiben aus Gummi herzustellen, die sie anschließend an Zahnärzte in der Region verkauften. Die Nachfrage war außerordentlich groß und das Geschäft konnte sich hervorragend weiterentwickeln. Aus dem Grund zögerte man nicht lange und erweiterte innerhalb weniger Jahre die Produktpalette um weitere pharmazeutische Gummikomponenten, wie Kolben, Stopfen und Pipettensauger. Als der schottische Mediziner und Bakteriologe Alexander Fleming im September 1928 durch einen glücklichen Zufall das wirksame Antibiotikum Penicillin entdeckte, revolutionierte dies die Medizinwelt. Kurz darauf wurde man vom Pharmakonzern Eli Lilly gebeten, einen neuartigen Gummiverschluss für injizierbare Medikamente zu entwickeln, der mehrmals durchstochen werden konnte und dennoch die Sterilität innerhalb des Behälters bewahrte und keine Verunreinigungen einführte.  Genau dieser Gummistopfen verhalf der West Company zu ihrem guten Ruf in der gesamten Pharmabranche.

In den folgenden Jahren begann man weitere Produktionsstandorte aufzubauen, die unter anderem mit größeren und effizienteren Gummipressen ausgestattet waren. So konnte etwa eine neue Presse die Gummiteile automatisch schneiden, wodurch die zeitaufwendige Arbeit von Hand entfiel. Alleine dadurch konnte man seine Produktionskapazität erheblich steigern. Waren es 1947 noch 200 Millionen produzierte Gummiteile, so waren es 1965 bereits über 2 Milliarden, die jährlich das Werk verließen. Im Jahr 1970 brachte man The West Company an die Börse und nutzte die frischen Investitionsgelder, um weiterzuwachsen und die Entwicklung neuer Produkte voranzubringen. Auch wagte man sich in andere Geschäftsfelder, allerdings war dies nicht immer mit Erfolg gekrönt. Seit den 1990er-Jahren konzentriert man sich wieder auf seine Kernkompetenz, benannte sich in West Pharmaceutical Services Inc. um und zählt heute zu den weltweit führenden Anbietern von Verpackungen für injizierbare Medikamente, der Fertigung von medizinischen Einweggeräten und analytischen Dienstleistungen.

Der West Pharmaceutical Services Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
WST
WKN:
864330
ISIN:
US9553061055
Land:
USA
Marktkapitalisierung:
18.5 Mrd. €
Dividendenrendite:
0.3%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
1972

Aussichten

Wie kann sich West Pharmaceutical Services in Zukunft weiterentwickeln?
Werfen wir zunächst einen Blick auf die zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen (Q1 2021 – endete am 31. März 2021). Dass die Coronapandemie das Geschäft eines Pharmazulieferers befeuert, dürfte wohl niemanden wundern. Aber auch mit diesem Wissen sind die folgenden Zahlen überaus beachtlich. Seinen Nettoumsatz konnte man von 491,5 Millionen US-Dollar im Q1 2020 auf nun 670,7 Millionen US-Dollar steigern, mit anderen Worten entspricht dies einer Steigerung von stolzen 36,5 Prozent. Doch damit nicht genug: Der bereinigte Gewinn lag im Zeitraum Januar bis März 2021 unglaubliche 103 Prozent über dem Vorjahresergebnis bei 179,2 Millionen US-Dollar. Dementsprechend konnte sich auch der bereinigte Gewinn je Aktie von 1,01 USD auf 2,05 USD etwas mehr als verdoppeln.

Ich gehe stark davon aus, dass sich die Lage in einiger Zeit wieder normalisiert und die Umsätze erst mal auf ein gesundes Niveau zurücksinken werden. Schaut man sich aber mal die Aktie abseits der Coronaauswirkungen an, stellt man fest, dass es sich dennoch um ein absolutes Qualitätsunternehmen handelt. Langfristig wird man also vermutlich mit Aktien der West Pharmaceutical Services Inc. nicht viel falsch machen können. Die Crème de la Crème der Pharmabranche zählt zum Kundenstamm, fortlaufend werden neue Patente eingereicht und gelegentlich kauft man passende Unternehmen auf.

Wie sieht es mit der Dividende aus?
Eine Beteiligung am Unternehmensgewinn in Form von Dividenden erhalten Aktionäre von West Pharmaceutical Services bereits seit dem Jahr 1972. Seitdem wurde die Dividende auch in jedem Quartal ausgezahlt, allerdings nicht jährlich gesteigert. Zuletzt in den Jahren 1990 bis 1992 wurde die Dividende unverändert bei 0,10 USD gelassen. Seit 1993 ist es dem Medizinzulieferer gelungen, die Gewinnausschüttung jährlich zu steigern, weshalb man sich inzwischen Dividenden Aristokrat nennen darf. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate bei soliden 7,3 Prozent. Mit knapp 0,2 Prozent ist die momentane Dividendenrendite allerdings schon sehr gering, auch wenn die Ausschüttungsquote mit gerade mal 12 Prozent noch viel Potenzial für zukünftige Steigerungen erkennen lässt.

Fazit:
Ich halte das Geschäftsmodell des Pharmaverpackers für sehr interessant. Mir persönlich ist die Aktie momentan etwas zu teuer, dennoch werde ich mir West Pharmaceutical Services auf meine Watchlist packen und eventuell später zugreifen.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
0.3 %
0 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
6.8 %
2 von 6
Ausschüttungsquote
7.9 %
6 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
29 Jahre
5 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
804.6 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
40 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
14.4 %
3 von 3
Verschuldungsgrad
8.9 %
3 von 3
Gesamtpunktzahl
=
25 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

Weitere interessante Unternehmen:

Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
Benedikt Stafflinger

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Der Depotplaner inkl. Depot-Tracker

Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.

Wie ist deine Meinung zu West Pharmaceutical Services?

4 Antworten

  1. Hallo Benedikt,

    habe mir 7 Stück für 265$ ins Depot gelegt,jetzt schon bei 360$…..läuft 🙂
    Werde irgendwann nochmal 5 Stk nachlegen.

    Liebe Grüsse

    Thomas

    1. Hey Thomas,
      richtig gut. Ich muss mich momentan noch etwas gedulden: in einigen Wochen wird meine vermögensverwaltende GmbH final eröffnet sein, erst dann macht es für mich wieder Sinn neue Aktien zu kaufen.
      Im Zuge des Übertrags vom Privat- zu Geschäftsvermögen muss leider einmalig alles verkauft werden. Ist zwar jetzt etwas nervig, langfristig lohnt sich das ganze aber bei mir.
      Mal hoffen, dass ich dann noch einen guten Einstiegszeitpunkt erwische 🙂
      Liebe Grüße
      Benedikt

  2. Eine richtige Perle wie es Sartorius, Thermo Fisher oder Danaher auch sind als Schaufelverkäufer.
    Muss ich mal auf meine lange, lange Watchlist aufnehmen…

    Danke für die Vorstellung.

    Kann man Dein aktuelles Depot irgendwo einsehen?

    Gruß
    Christoph

    1. Hallo Christoph,
      erstmal vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
      Momentan kann man mein Depot noch nicht online einsehen. Ich habe mich dafür einschieden mein Portfolio, meine Optionstrades, einige Tutorials und vieles mehr in einem exklusiven Mitgliederbereich darzustellen.
      Am 25. Juli soll das Ganze live gehen.
      Liebe Grüße
      Benedikt

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