Lindt & Sprüngli

Lindt & Sprüngli

Eine absolute Premiumaktie

Eine Aktie nach dem momentanen Kurs zu beurteilen, ist meiner Meinung nach vollkommener Quatsch. Gerade von Börsenneulingen höre ich oft den Satz: “Aktie A ist gerade viel zu teuer – schau dir mal lieber Aktie B an, die ist in letzter Zeit viel günstiger geworden. Hier hat man ein viel größeres Potenzial!” Natürlich trügt der Schein und es gibt genügend Gründe, warum die eine Aktie “teuer” ist und die andere so “günstig”. Ich würde nicht darauf spekulieren, dass eine gefallene Aktie zurückkommt und erst recht würde ich niemals behaupten, dass ich mehr als der Markt über eine Aktie weiß und sie somit besser einschätzen kann.

Nach Berkshire Hathaway, dem Unternehmen mit dem höchsten Aktienkurs, möchte ich nun die zweitteuerste Aktie der Welt vorstellen – die Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG. Versüßt der angehende Dividendenaristokrat und Marktführer im Premiumschokosegment vielleicht auch bald dein Depot?

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG:

Bevor ich mit der Entstehungsgeschichte der Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG beginne, möchte ich kurz auf die Geschichte der Schokolade im Allgemeinen eingehen. Alles begann vor circa 4.000 Jahren im alten Mittelamerika, dem heutigen Mexiko. Damals wurde die erste Kakaopflanze von den Olmeken entdeckt, die im Lauf der Zeit die erste Trink-Schokolade aus den Kakaobohnen zubereiteten. Der Prozess war aufwendig, weshalb man sie nur zu besonderen Ritualen trank. Auch die Mayas entdeckten die Früchte des Kakaobaums, den sie übrigens ka-ka-wa nannten, für sich und feierten im April ein Fest zu Ehren ihres Kakaogottes “Ek Chuah”. Viele Jahrhunderte später, in der Blütezeit der Hochkultur der Azteken stellte man aus Wasser, Kakao, Chili und Vanille ein Getränk her, das man Xocóatl nannte. Außerdem verwendete man Kakaobohnen als Zahlungsmittel.

Erst durch den spanischen Entdecker Hernán Cortés, der 1528 mit einer Schiffsladung Kakaobohnen heimkehrte, wurde Schokolade allmählich auch in Europa bekannt. Es dauerte nicht lange, bis man das bittere Getränk mit Zucker und Honig versüßte. Allerdings war das Getränk nach wie vor sehr dickflüssig und schaumig, da Kakao einen hohen Fettanteil hat und sich dieser nach kurzer Standzeit absetzte. Durch Erhitzung konnte man einen Teil der Kakaobutter abschöpfen, doch der aufwendige Prozess war noch nicht zufriedenstellend. Erst mit der Erfindung einer hydraulischen Kakaopresse durch den Niederländer Coenraad Johannes van Houten im Jahr 1820 wurde es möglich einen großen Teil der Kakaobutter zu entfernen. Die übrige Masse wurde fein gemahlen und ließ sich schließlich leichter verarbeiten. Nur wenige Jahre später entwickelte Philippe Suchard, den ich bereits in meinem Artikel zu Mondelēz International genauer vorstellte, den Mélangeur, der Maschine zur Vermengung von Zucker und Kakaopulver. Zwar war diese neuartige Masse die wohl erste feste Schokolade, allerdings war die Konsistenz noch krümelig und porös. Das lag am Zucker, der durch die Restfeuchtigkeit nach einiger Zeit wieder kristallisierte.

Die Geschichte des heutigen Premium-Schokoladen-Konzerns findet ihren Ursprung am 20. Oktober 1776, als David Sprüngli in Andelfingen (einer Gemeinde im Kanton Zürich) geboren wurde. Nach seiner Schulzeit begann er als Gehilfe bei dem Pastetenbäcker Hans Kaspar Waser. Wenig später, genauer gesagt im Jahr 1819, begann er in der Zuckerbäckerei von Hans Jakob Vogel zu arbeiten. Als dieser unerwartet verstarb, übernahm erst dessen Witwe den Betrieb, ehe David im Jahr 1836 einige Schuldscheine auf sich nahm und die Konditorei aufkaufte. Gemeinsam mit seinem Sohn Rudolf Sprüngli wollte er die neu umbenannte Confiserie Sprüngli & Sohn umstrukturieren und ausbauen. Rudolf hörte vom Erfolg von Philippe Suchard und rasch überzeugte er seinen Vater ebenfalls ins Schokoladengeschäft einzusteigen. Gesagt, getan stellten die beiden bald ihre ersten eigenen Schokoladentafeln her. Diese wurden innerhalb kürzester Zeit zum Kassenschlager und bald musste man, um mit der Nachfrage Schritt zu halten, eine größere Schokoladenmanufaktur aufbauen. Das Geschäft konnte sich über die Jahre blendend entwickeln. Als sich Rudolf 1892 aus dem Geschäft zurückzog, übergab er seinen beiden Söhnen die Geschäftsleitung. David Robert Sprüngli erbte die Confiserie Sprüngli, während Rudolf Sprüngli Junior die Schokoladenmanufaktur in Zürich übernahm.

Die entscheidende Verbesserung der damals sandigen Schokoladenkonsistenz sollte Rodolphe Lindt gelingen – aber der Reihe nach. Er wurde am 16. Juli 1855 in Bern als Sohn eines Apothekers geboren. Da Trinkschokolade damals noch als Stärkungsmittel in Apotheken verkauft wurde, kam Rodolphe schon früh mit ihr in Kontakt. Im Alter von 18 Jahren absolvierte er in Lausanne eine Ausbildung bei dem befreundeten Schokoladenfabrikanten Charles Kohler. Mit den erlernten Fähigkeiten und dem Willen eine zartere Schokolade herzustellen, machte sich Rodolphe einige Jahre später selbstständig. Er kaufte sich einige Maschinen, zwei leer stehende Mühlen in der Nähe von Bern und begann zu experimentieren. Schnell wurde ihm bewusst, dass er der Schokoladenmasse mehr Feuchtigkeit entziehen musste, nur so konnte man verhindern, dass der Zucker wieder kristallisierte. So entwickelte er eine Längsreibe, bestehend aus einem länglichen Becken, in der sich die flüssige Schokolade befand, über das sich Granitwalzen vor- und zurückbewegten. Die Reibung sorgte für eine Erhitzung und die Feuchtigkeit konnte nach und nach verdunsten. Der Überlieferung nach soll Rodolphe einmal vergessen haben, die Maschine abzuschalten und so ließ er sie aus Versehen für ganze 72 Stunden arbeiten. Als er daraufhin die zart schmelzende und köstliche Schokolade vorfand, traute er seinen Augen nicht. Dies war zweifelsohne ein Meilenstein in der Geschichte der Schokolade.

Mit seiner zarten Schokolade hätte Lindt seine Konkurrenten leicht aus dem Weg räumen können, aber er war kein Geschäftsmann, wohl eher ein ausgiebiger Lebemann. Er produzierte seine Schokolade nach seinem Geheimrezept, verkaufte diese und war damit glücklich. Einer seiner frühsten Hauptabnehmer war der Berner Zuckerbäcker Jean Tobler. Da sich Lindt aber weigerte seine Produktion auszubauen, entschied sich Tobler im Jahr 1899 seine eigene Fabrik zu gründen – Toblerone. Kurz darauf bot Rudolf Sprüngli Junior, der natürlich von Lindt’s bahnbrechendem Erfolg hörte, ihm ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,5 Millionen Schweizer Franken an. Lindt akzeptierte und die Aktiengesellschaft Vereinigte Berner und Zürcher Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli war geboren.

Zunächst arbeiteten Rodolphe Lindt und Rudolf Sprüngli Junior über die nächsten Jahre zusammen, doch als es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten auch über die Preisgestaltung der Schokolade kam, entschied sich Lindt im Jahr 1905 das Unternehmen zu verlassen. In den folgenden Jahren begann Lindt & Sprüngli mit der weltweiten Expansion. Bereits im Jahr 1915 verkaufte man rund 3/4 seiner Produkte in 20 verschiedenen Ländern. Während der Weltwirtschaftskrise und auch in der Zeit des Zweiten Weltkriegs hatte es der Schokokonzern nicht leicht – zum einen konnten sich nur noch die Wenigsten edle Schokolade leisten, des Weiteren galten deutlich strengere Einfuhrbeschränkungen für Zucker und Kakao. Durch Lizenzvereinbarungen und Produktneuheiten ist es dem Konzern aber ab den 1950er-Jahren gelungen, wieder auf Wachstumskurs zu kommen. So erblickt beispielsweise an Ostern 1952 der Goldhase das Licht der Welt und 1967 folgten die beliebten Lindor-Kugeln. Auch durch kluge Geschäftsakquisen konnte Lindt & Sprüngli stark wachsen, weshalb man sich auch 1986 entschied, das Unternehmen an die Börse zu bringen. Heute ist die Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG mit Sitz in Kilchberg am Zürichsee vor allem im Segment der Premium-Schokolade und Pralinen bestens positioniert.

Der Lindt & Sprüngli Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
LISN.SW
WKN:
859568
ISIN:
CH0010570759
Land:
Schweiz
Marktkapitalisierung:
24.0 Mrd. €
Dividendenrendite:
1.2%
Zahlungsintervall:
jährlich
Erste Dividende:
1996

Aussichten

Wie kann sich Lindt & Sprüngli in Zukunft entwickeln?
Zunächst möchte ich, wie gewohnt, einen kurzen Blick auf die zuletzt veröffentlichten Finanzkennzahlen werfen. In diesem Fall sehen wir uns den Jahresbericht 2020 an. Es dürfte keine Überraschung sein, dass das Geschäft des Schokoherstellers, 2020 von der globalen Pandemie ordentlich getroffen wurde. An wichtigen Feiertagen, wie Weihnachten und Ostern, an denen meist viel Schokolade verschenkt wird, galten (bzw. gelten immernoch) Besuchsbeschränkungen. Außerdem waren viele Verkaufsstellen im letzten Jahr lange geschlossen – kein Wunder also, dass der Gesamtumsatz um 6,1 Prozent auf 4,02 Mrd. Schweizer Franken zurückging. Der Nettogewinn sank sogar um ganze 37,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 320 Mio. CHF. Dennoch spricht Lindt & Sprüngli davon, dass es ihnen gelungen ist, den Marktanteil in allen Marktregionen zu steigern. Fakt ist nämlich, dass gerade die Industrieländer von günstiger Schokolade zunehmend gesättigt sind, während das Premiumsegment weiter zulegt. Aus diesem Grund ist man auch sehr zuversichtlich, dass man bald wieder zu alter Stärke gelangt. Abgesehen davon konnten auch die Umsätze im E-Commerce-Bereich letztes Jahr stark zulegen.

Ein Thema, das für Lindt & Sprüngli zukünftig noch weiter in den Vordergrund rücken wird, ist das Thema Nachhaltigkeit. Tatsächlich erreichte der Konzern bereits im letzten Jahr einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen: 100 Prozent der Kakaobohnen sind rückverfolgbar und sogar extern zertifiziert. Für Lindt & Sprüngli war dies aber erst der Beginn und man legte einen kompletten Nachhaltigkeits-Fahrplan vor, an dem man nun intensiv arbeitet. Ich für meinen Teil wäre bereit mehr Geld für eine Schokolade zu zahlen, wenn sie in der gesamten Wertschöpfungskette fair und umweltbewusst hergestellt wurde. Wie eine kürzliche Studie zeigte, ist Lindt & Sprüngli (jedenfalls die deutsche Tochtergesellschaft) momentan auf Platz 1 der beliebtesten Arbeitgeber. Alles in allem ist der Schokokonzern also auf einem sehr guten Weg.

Noch eine Information am Rande: ähnlich wie bei Berkshire Hathaway gibt es auch bei Lindt & Sprüngli einen günstigeren Partizipationsschein ohne Stimmrechte – kostet etwas weniger als 10 Prozent der großen Namensaktie.

Wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit dem Jahr 1996 erhalten Aktionäre der Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG eine Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden. Läuft alles planmäßig, darf sich der Schokokonzern ab diesem Jahr zu den begehrten Dividendenaristokraten zählen. Die Dividendensteigerungsrate betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt bei ordentlichen 15,9 Prozent – betrachtet auf den letzten 5 Jahren sogar bei 20,6 Prozent. Auch die momentane Dividendenrendite in Höhe von knapp 2 Prozent kann sich durchaus sehen lassen. Einzig die Ausschüttungsquote, die normalerweise um die 50 Prozent liegt, ist (aufgrund des Gewinneinbruchs im letzten Jahr) mit 132 Prozent momentan deutlich zu hoch. Abgesehen von der monetären Dividende macht Lindt & Sprüngli seine Investoren auch mit einer Sachdividende glücklich. Auf der Hauptversammlung bekommt man als eingetragener Aktionär der Namensaktie einen 4-5 kg schweren Koffer voll mit Schokolade, Pralinen und anderen Kreationen des Hauses.

Fazit:
Der süße Schweizer Schokokonzern Lindt & Sprüngli arbeitete sich an die Spitze des Schokoladen-Premium-Segments. Für die Zukunft ist man ebenfalls bestens aufgestellt, weshalb ich keinen Zweifel daran habe, dass auch die Aktionäre, die das nötige Kleingeld dafür haben, noch lange Freude an dem Unternehmen haben werden. In diesem Sinne: Frohe Ostern!

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
1.2 %
3 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
7.1 %
2 von 6
Ausschüttungsquote
55.1 %
4 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
26 Jahre
5 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
185.3 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
3.3 %
1 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
3.5 %
1 von 3
Verschuldungsgrad
17.3 %
2 von 3
Gesamtpunktzahl
=
21 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

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Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

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