Nach unserem kleinen Ausflug letzte Woche in die wilde Welt der Spekulationen, möchte ich euch diese Woche wieder ein relativ langweiliges, aber grundsolides und durchaus wachstumsstarkes Unternehmen vorstellen. Es handelt sich um Casey’s General Stores, eine Tankstellenkette, die sich überwiegend in Kleinstädten des Mittleren Westens der USA breit machte. Tatsächlich ist Casey’s General Stores deutlich mehr, als nur eine Tankstelle – so betreibt man mit knapp 2.200 Geschäftsstellen nicht nur die 4. größte Gemischtwarenkette, sondern auch die 5. größte Pizzakette (hinter Pizza Hut, Domino’s, Little Caesars Pizza & Papa John’s) des Landes.
Werfen wir heute also mal einen Blick hinter die Kulissen des Fortune 500-Unternehmens und schauen uns die Entstehungsgeschichte, das Geschäftsmodell und natürlich auch die Zukunftsperspektiven etwas genauer an.
Ihren Ursprung findet die heutige Casey’s General Stores Inc. am 25. Juni 1903, als Domenic Lamberti in der italienischen Kleinstadt Piandelagotti geboren wurde. Schon in seiner frühen Jugend wurde Domenic klar, dass er sein Glück in Amerika suchen wollte. So wanderte er schließlich aus und ließ sich in Iowa nieder. Da er es als italienischer Einwanderer nicht sonderlich leicht hatte, fand er zunächst nur eine Anstellung in einem Bergwerk. Damit gab sich Dominic allerdings nicht zufrieden, weshalb er sich im Jahr 1935 dazu entschied, sein eigenes Geschäft in Des Moines zu eröffnen. Dort wollte er zwar anfangs nur Kohle und Eis verkaufen, doch nach und nach entwickelte sich sein Geschäft zu einem kleinen Gemischtwarenladen. Da immer mehr Kunden mit dem Auto kamen, entschied sich Domenic auch eine Zapfsäule für Benzin zu installieren. Im Jahr 1937 wurde sein Sohn Donald F. Lamberti geboren, der schon in seiner frühen Kindheit im Geschäft seines Vaters aushalf. Mit gerade mal 22 Jahren musste er sein Buchhaltungsstudium an der Drake University abbrechen und das Familiengeschäft übernehmen, da sich die Gesundheit seines Vaters drastisch verschlechterte.
In den nächsten 9 Jahren baute Donald seine Tankstelle und das Sortiment seines Convenience Stores deutlich aus und wurde damit recht erfolgreich. Er freundete sich mit seinem Benzinverkäufer Kurvin C. Fish an, der ihn dazu ermutigte, die Square Deal Oil Company inklusiver ihrer vier Tankstellen und der dreistöckigen Werkstatt in Boone zu übernehmen. Donald überlegte kurz und stimmte schließlich zu, allerdings nur unter der Bedingung, dass sein Freund Kurvin mit ins Geschäft einsteigen und ihm bei der Leitung helfen würde. Als man sich über den Firmennamen Gedanken machte, stand Lamberti’s General Stores im Raum, allerdings wusste man auch, dass einige Leute keine Italiener mochten und alleine aus diesem Grund dort nicht einkaufen würden. Man wollte etwas Generisches, etwas, das niemand ablehnen konnte – so entschied man sich für Kurvins Initialen K.C. [ˈkeɪ-ˈsiː], woraus sich schließlich Casey’s General Stores entwickelte.
In Waukee, einer kleinen Gemeinde mit nur 1.500 Einwohnern, eröffnete man eine von Grund auf neu konstruierte Filiale, die umgehend großen Anklang fand. Bereits im ersten Jahr erreichte man das Einkommensziel, das man sich eigentlich für das dritte Geschäftsjahr vorgenommen hatte. Don und Kurvin stellten fest, dass sie in kleineren Ortschaften weniger Konkurrenz hatten und deutlich günstigere Grundstückspreise zahlen musste. Die größeren Convenience-Store-Ketten wie 7-Eleven und Circle K konzentrierten sich eher auf die profitablen Großstädte und auch Tankstellen und Fast-Food-Restaurants waren in kleineren Ortschaften eher rar. Fortan fokussierte sich Casey’s General Stores hauptsächlich auf Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. Man hatte ein solides und bewährtes Geschäftsmodell und wollte weiter expandieren, doch das kostete natürlich eine Menge Geld. So entschied man sich kurzerhand für ein Franchise-Modell, das ebenfalls schnellen Erfolg zeigte. Außerdem ging man im Oktober 1983 an die Börse und konnte sich auch dort frisches Kapital sichern, um weiterzuwachsen. Nur ein Jahr später begann Casey’s mit dem Verkauf von frisch zubereiteter Pizza, bald folgten auch Sandwiches und köstliche Donuts. Bis heute wuchs Casey’s General Stores auf über 2.181 Filialen in 16 Bundesstaaten des Mittleren Westens der USA.
Wie kann sich Casey’s General Stores in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartalberichts (Q2 2021 – endete am 31. Oktober 2020) eingehen. In diesem Zeitraum könnte man den Gewinn je Aktie von 2,21 US-Dollar im Q2 2020 auf nun 3,00 US-Dollar steigern. Das ist ein Wachstum von stolzen 36 Prozent! Zwar verkaufte Casey’s General Stores etwa 8,6 Prozent weniger Kraftstoff, dafür konnte man aber seine Marge in diesem Geschäftszweig anheben und so den Gewinn auch hier um 45 Prozent steigern. Mit seinen Gemischtwaren und Lebensmitteln konnte man ebenfalls 3,5 Prozent mehr Umsatz erzielen, als im Vorjahresquartal. Besonders hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass Casey’s General Stores im vergangenen Quartal 127 Prozent mehr Umsätze mit seinen Online-Plattformen realisieren konnte. Dass Kunden gerade im Corona-Lockdown köstliche Pizza- und Sandwich-Menüs online bestellen, ist wohl keine Verwunderung. Stolz ist man auch auf das eigene Bonussystem Casey’s Rewards, in dem man neulich die Marke der 3 Millionen Mitgliedern überschritt.
Die Vorstände der Casey’s General Stores Inc. versuchen natürlich auch in Zukunft weiterzuwachsen und entschieden sich daher im November 2020 für die Übernahme von Buchanan Energy, einem Convenience Store-Betreiber mit insgesamt 94 Läden hauptsächlich in Illinois und Nebraska. Diese Übernahme war zwar mit rund 580 Millionen US-Dollar die teuerste in der Unternehmensgeschichte, ich bin aber zuversichtlich, dass sich diese Investition auszahlen wird. In Zukunft kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass Casey’s seine Expansion in weitere Bundesstaaten fortsetzen wird und so auch seine Umsätze, Gewinne und Dividendenzahlungen steigern kann.
Apropos, wie steht es eigentlich um die Dividende?
Seit dem Jahr 1990 beteiligt die Casey’s General Stores Inc. ihre Aktionäre am Unternehmensgewinn in Form von Dividenden. Dem Unternehmen ist es seitdem gelungen, die Dividende nicht mehr zu kürzen, allerdings wurde sie nicht in jedem Jahr erhöht. Betrachtet auf einen Zeitraum von 10 Jahren wurde die Dividende durchschnittlich um 10,3 Prozent erhöht. Die momentane Dividendenrendite beträgt zwar nur 0,7 Prozent, dafür ist aber die Ausschüttungsquote mit 14,7 Prozent ebenso extrem gering. In Zukunft ist also noch eine Menge Luft nach oben vorhanden.
Fazit:
Über Casey’s General Stores wird man vermutlich relativ selten etwas hören oder lesen. Es ist eben ein doch recht spannungsfreies Geschäftsmodell, aber es macht Langfristinvestoren seit Jahrzehnten sehr glücklich. Auch was die Zukunft des Unternehmens angeht, bin ich sehr optimistisch, weshalb ich mir bei Gelegenheit ein paar Aktien mit ins Depot holen werde.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
Eine Antwort