Wie ich bereits vor einigen Wochen in meinem Artikel zum Medizintechniker Medtronic erwähnte, bin ich ein großer Freund des Investierens in Aktien, die von Megatrends profitieren. Neben der Demografie möchte ich heute auf den anhaltenden Trend hin zu mehr Digitalisierung eingehen. Hierbei geht es nicht etwa rein um die innovativen Technologien, die uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erwarten – beim digitalen Wandel geht es vielmehr um die Vernetzung von Mensch und Maschine in allen Lebensbereichen. Für ebendiese Vernetzung sind leistungsstarke Mikroprozessoren, wie beispielsweise die aus dem Hause Broadcom, notwendig.
Egal auf welchem Gerät du diesen Artikel hier liest, die Wahrscheinlichkeit, dass keine Technologie von Broadcom im Spiel ist, ist verschwindend gering. Die Technik des sechstgrößten Halbleiterkonzerns steckt in Smartphones, Computern, dem WLAN-Router, der Cloud, Spielekonsolen, neuen Autos und vielen vielen mehr. Grund genug, uns das Unternehmen also mal genauer anzusehen.
An der Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an Christopher für den Vorschlag.
Der Halbleitergigant Broadcom Inc., wie man ihn heute kennt, entstand durch eine Reihe kluger Geschäftszusammenschlüsse. Zum besseren Verständnis möchte ich daher die einzelnen Entstehungsgeschichten grob zusammenfassen. Beginnen wir im Jahr 1939, als sich die beiden Standfort Absolventen William Hewlett und David Packard zusammentun, um die Hewlett-Packard Company mit dem geringen Startkapital von 538$ zu gründen. In ihrer kleinen Garage in Palo Alto (Kalifornien), die übrigens als Geburtsstätte des Silicon Valleys gilt, widmeten sie sich anfangs der Herstellung elektronischer Test- und Messgeräte. Ihr erstes verkaufsfähiges Produkt war ein Tonfrequenzgenerator mit dem Namen HP200A. Es dauerte nicht lange, bis die Walt Disney Company auf dieses Gerät aufmerksam wurde, acht Tonfrequenzgeneratoren erwarb und sie bei der Produktion ihrer Zeichentrickfilme einsetzte. Dadurch und auch durch militärische Aufträge während des Zweiten Weltkriegs konnte HP schnell wachsen.
Im Jahr 1961 gründete man Avago, als Tochtergesellschaft von HP, deren Fokus auf der Optoelektronik lag. Im Zuge einer Umstrukturierung gliederte HP im Jahr 1999 einige Geschäftssparten unter dem Namen Agilent aus – darunter auch Avago. 2005 sicherte sich eine Private-Equity-Gruppe Avago Technologies und brachte das Halbleiterunternehmen 2009 schließlich an die Börse. Ab dem Jahr 2013 folgte eine Reihe kluger Geschäftsakquisen. So baute man beispielsweise für 400 Millionen US-Dollar seinen Glasfaserbereich aus, indem man CyOptics übernahm. Noch im selben Jahr kauft man die LSI Corporation für 6,6 Milliarden US-Dollar auf, um sich in den Segmenten Mikroprozessoren und Speicherchips besser aufzustellen. Im Mai 2015 gab man schließlich bekannt, dass man seinen langjährigen Konkurrenten, die Broadcom Corporation, für die stolze Summe von 37 Milliarden US-Dollar übernehmen wird. Aber der Reihe nach …
Die Entstehung von Broadcom geht auf den 20. September 1954 zurück, als in Buffalo (New York) Henry Samueli geboren wurde. Seine Eltern waren jüdisch-polnische Einwanderer, die mit leeren Taschen in Amerika ankamen, aber dankbar waren, dass sie den Nazis entkommen waren. Später zog die Familie nach Los Angeles, um dort einen Spirituoseladen zu eröffnen. Henry, der schon als kleiner Junge von Elektronik fasziniert war und ganz alleine ein Radio zusammenbaute, besuchte die UCLA School of Engineering, um dort sowohl seine Bachelorarbeit zu schreiben, als auch nach seiner Promotion selbst als Professor zu arbeiten. Bald darauf lernte er Henry Nicholas kennen, dessen Doktorvater er schließlich wurde. Gemeinsam mit ihm entschied sich Samueli im Jahr 1991 die Broadcom Corporation zu gründen. Beide investierten 5.000$, von denen man sich das benötigte Equipment kaufte und man begann mit der Produktion von integrierten Schaltkreisen für den aufstrebenden Kommunikationsmarkt. Das Geschäft entwickelte sich hervorragend und man konnte rasant wachsen. Im Jahr 1998 brachte man das Unternehmen an die Börse und nutzte das frische Kapital, um kleinere Halbleiterunternehmen aufzukaufen. Wie bereits erwähnt, erfolgte 2015 die Übernahme durch den in Singapur ansässigen Konkurrenten Avago Technologies. Als die Akquise im Januar 2016 abgeschlossen wurde, erfolgte die Umbenennung in Broadcom Ltd. und 2017 mit der Firmensitzverlagerung in die USA in Broadcom Inc.. Heute ist man ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Infrastrukturtechnologie und legt seinen Fokus auf die Verbindung verschiedener Geräte, das Internet der Dinge und die 5G Technologie.
Wie kann sich Broadcom in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q1 2021 – endete am 31.01.2021) werfen. Der Gesamtumsatz in diesem Zeitraum lag bei 6,65 Mrd. US-Dollar, was einen Zuwachs von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal bedeutet. Der Nettogewinn betrug 1,3 Mrd. US-Dollar, beziehungsweise 3,05 USD je Aktie. Verglichen mit den 385 Mio. US-Dollar aus dem Vorjahresquartal war dies eine überaus ordentliche Steigerung. Auch CEO und Präsident Hock Tan gab an, dass dieses Wachstum die wichtige Rolle des Unternehmens spiegle, die es in diesem Umfeld der rasanten digitalen Transformation spiele. Das Halbleitergeschäft, das für etwa 74 Prozent des Gesamtumsatzes im ersten Quartal 2021 sorgte, erwirtschaftete 4,9 Mrd. US-Dollar – stolze 17 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auch die kleinere Infrastruktursoftware-Sparte wuchs um 5 Prozent und brachte dabei 1,74 Mrd. US-Dollar ein. Zu guter Letzt äußerte man sich auch zu den Aussichten des zweiten Quartals. Hier rechnet man mit einem Umsatz von rund 6,5 Mrd. US-Dollar, ebenfalls einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Wie gesagt, Broadcom ist das momentan sechs größte Halbleiterunternehmen und ein maßgeblicher Treiber der Digitalisierung unserer Welt. Egal, ob man im Auto das Navi einschaltet oder über seine Airpods Musik hört, Broadcom-Technik ist in fast jedem Gerät verbaut, das Zugriff zum Internet hat oder über Funkfrequenzen mit anderen Geräten kommuniziert. Broadcom ist zudem absoluter Vorreiter der 5G Technologie, deren Infrastruktur in den kommenden Jahren noch weltweit ausgebaut wird. Gemeinsam mit Samsung als Partner stellte man erst kürzlich die neueste Technologie Wi-Fi 6E vor, die noch Akku-schonender und leistungsstärker sein wird.
Zwar hat Broadcom ein starkes und zukunftsfähiges Produktsortiment, Fakt ist aber auch, dass man sehr starke Konkurrenz hat, die ebenfalls ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen möchte. Das Unternehmen Qualcomm, das man übrigens im Jahr 2017 für eine Rekordsumme von 117 Mrd. US-Dollar aufkaufen wollte, zählt zu den größten konkurrierenden Unternehmen. Damals lehnte Donald Trump die Akquise ab, weil Broadcom zu diesem Zeitpunkt noch in Singapur firmierte und man keine weiteren amerikanischen Unternehmen abwandern lassen wollte. Auf der anderen Seite ist vermutlich genau dieser Konkurrenzdruck dafür verantwortlich, dass Broadcom so auf die Zukunft fokussiert ist und viele weitere Innovationen vorantreiben möchte. Zweifelsohne wird man in den kommenden Jahren stark von der Digitalisierung profitieren können.
Wie steht es um die Dividende?
Wie es bei nicht wenigen Technologieunternehmen der Fall war, ließ sich auch Broadcom mit der Dividende etwas Zeit. Erst gegen Ende des Jahres 2010 erhielten Aktionäre des Halbleiterkonzerns erstmalig eine Beteiligung am Unternehmensgewinn in Form von Dividenden. Seitdem ist es aber gelungen, die Ausschüttung von Jahr zu Jahr anzuheben und das in einem mehr als ordentlichen Tempo. Da hier die Betrachtung der Dividendensteigerungsrate auf den letzten 10 Jahren wenig Sinn ergibt, blicken wir auf die Rate der letzten 5 Jahre. Diese liegt bei unglaublichen 58,3 Prozent. Zugegeben, kann ich mir beim besten Willen aber nicht vorstellen, dass diese Wachstumsraten zukünftig so weitergehen. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei starken 3,1 Prozent, die Ausschüttungsquote aber bei viel zu hohen 159 Prozent. Diesen Wert sollte man also dringend im Auge behalten.
Fazit:
Der Halbleitergigant Broadcom baute sich über die Jahre ein sehr solides, innovatives und wachstumsstarkes Produktsortiment auf. Ich bin sehr optimistisch, was die Zukunft des Unternehmens angeht und würde langfristig orientierten Anlegern empfehlen, sich Broadcom noch mal genauer anzusehen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
6 Antworten
Hallo Benedikt, hat mich sehr gefreut, dass Du meinen Wunsch erfüllt hast 🙂 Danke
PS: Hab was in die Kaffeekasse getan 😉
Hallo Christopher,
vielen vielen Dank 🙂
Das freut mich wirklich sehr.
Schönen Abend & allzeit gute Rendite
Benedikt
Hallo Benedikt.
Ich glaube, dass dir ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Die Ausschüttungsqoute auf den Gewinn ist aktuell 159% auf den Cashflow jedoch gesunde 47,4%.
Weshalb sollte man jetzt genau vorsichtig sein?
Gruß
Jörg
Hallo Jörg,
jap du hast recht, das muss ich wohl übersehen haben.
Vielen Dank für den Hinweis 🙂
Schönen Tag dir & liebe Grüße
Benedikt
Hallo Benedikt, als stiller Leser wollte auch ich mich einmal für deine ausführlichen und gut recherchierten Analysen bedanken, Broadcom ist in das Depot gewandert! 🙂
Liebe Grüße
Michael
Hallo Michael,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Freut mich natürlich sehr 🙂
Liebe Grüße & Alles Gute
Benedikt