Berechtigterweise konnte das Thema “Nachhaltiges investieren” in den letzten Jahren immer mehr Anleger begeistern. Investoren sind vermehrt auf der Suche nach Unternehmen, die umweltbewusst handeln, fair mit ihren Mitarbeitern umgehen und eine transparente und ethische Unternehmensführung an den Tag legen. Ich finde diesen Trend sehr wichtig und gut, schließlich entscheiden gerade wir Anleger welches Unternehmen unser Geld bekommt und welches eben nicht. Ein Unternehmen, das nicht nach den ESG-Kriterien handelt und dessen Aktienkurs dadurch fällt, kann so vielleicht zum Umdenken gebracht werden.
Beim nachhaltigen Investieren spielt auch unsere wichtigste Lebensressource Wasser eine große Rolle. Getreu dem Motto: “Was man nicht messen kann, kann man nicht verbessern.” machte es sich Badger Meter zur Aufgabe Wasserversorger und Kommunen auf der ganzen Welt mit innovativster und genauester Mess- und Regeltechnik auszustatten. Schauen wir uns den Konzern aus Wisconsin also mal etwas genauer an.
Wir schreiben das Jahr 1900 am Lake Michigan nördlich von Chicago. Der Winter war hart in Milwaukee, die eiskalten Winde waren stürmisch und die Temperaturen sanken rapide. In ihren Häusern kauerten sich die Familien zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Nichts war vor diesen eisigen Wintern bewahrt, selbst Wasserleitungen in den unbeheizten Kellern drohten einzufrieren und aufzuplatzen. Auch die Wasserzähler, die die Stadtverwaltung erst kürzlich installieren ließ, um den Wasserverbrauch ihrer Bewohner zu messen, waren anfällig für diese Temperaturen. Die beiden örtlichen Tüftler Albert E. Gumz und Albert W. Wingender erkannten dieses Problem und begannen mit verschiedenen Metallen zu experimentieren. Im Jahr 1902 gelang ihnen der Durchbruch und sie meldeten ihren “frostsicheren” Wasserzähler beim Patentamt an. Ihre Erneuerung war eine weiche Gusseisenbodenplatte, die brach, sobald das Wasser im Zähler gefror, um so den Druck zu senken und Schäden an den teuren Funktionsteilen zu verhindern. Die Bodenplatte anschließend auszutauschen, war leicht und kostengünstig.
Die beiden Gründer Gumz und Wingender mieteten sich eine kleine Maschinenwerkstatt in der Innenstadt von Milwaukee und begannen ihre Wasserzähler zu produzieren. Schnell erkannten sie, dass sie mehr Kapital benötigten, um zu wachsen. So machten sie sich auf die Suche nach Investoren und stießen auf die beiden lokalen Unternehmer Frederick C. Bogk und John J. Leach, die bereit waren in das junge Unternehmen zu investieren. Bald darauf, am Nachmittag des 8. März 1905 trafen sich die vier Männer, um die Badger Meter Manufacturing Company formell zu gründen. Wisconsin trägt übriges den Spitznamen Badger State (englisch für Dachs), da in den frühen 1820er-Jahren, als dort der Bergbau boomte, tausende Minenarbeiter vorübergehend in selbst gegrabenen Höhlen wohnten – genau wie ein Dachs. Das Geschäft entwickelte sich gut und konnte in den nächsten Jahren solide wachsen. Im Jahr 1910 verkaufte man bereits jährlich knapp 3.700 Wasserzähler zu etwa 8 Dollar das Stück. Bis 1918 konnte man diese Menge auf 10.000 Zähler pro Jahr steigern und das mit gerade mal 12 Mitarbeitern, inklusive den Büroangestellten. Nicht selten mussten alle mit anpacken und auch am Wochenende arbeiten. Die harte Arbeit zahlte sich aus und 1919 konnte man sich eine größere Fabrik mit eigener Gießerei leisten. Zu dieser Zeit übernahm man auch regelmäßig kleinere Nebenaufträge für die A.O. Smith Corporation und einen örtlichen Automobilzulieferer.
Die goldenen Zwanziger begannen für Badger Meter ausgesprochen glorreich. Alles war auf Wachstum getrimmt, man entsendete Handelsvertreter nach Chicago, Kansas City, Brooklyn, Denver und Portland und viele Gemeinden rüsteten ihre Wasserwerke auf. Mit der Stadtverwaltung von Chicago handelte man beispielsweise einen Großvertrag über stolze 400 Wasserzähler pro Tag aus. Von solchen Aufträgen beflügelt schüttete man im Jahr 1929 eine 300-prozentige Dividende an seine Aktionäre aus. Dass die Weltwirtschaftskrise dem Unternehmen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte, dürfte wohl niemanden wundern. Man musste massenhaft Mitarbeiter entlassen, Stundenlöhne kürzen, seine Preise senken und die Dividende streichen. Glücklicherweise wurde Badger Meter 1933 kurz vor dem Bankrott durch eine Großbestellung aus Mexiko City über 30.000 Wasserzähler gerettet. Die Lage besserte sich zunehmend, man konnte weiterwachsen und über die Jahre stets innovative Produktneuheiten auf den Markt bringen. Heute ist die Bader Meter Inc. einer der führenden globalen Anbieter von Wasserlösungen, die Durchflussmessungen, Qualitätskontrollen und andere Systemparameter umfassen. Außerdem versorgt man seine Kunden mit wertvollen Daten und Analysen, die bei der nachhaltigen Nutzung von Wasser unerlässlich sind.
Wie steht es um die Zukunft von Badger Meter?
Bevor ich mich dieser Frage widme, möchte ich noch mal kurz das Geschäftsmodell von Badger Meter zusammenfassen. Man ist der führende globale Anbieter für innovative, genaue und langlebige Durchflusslösungen für Wasser und andere Flüssigkeiten. Zur Überwachung der Wasserqualität nutzt man optische und elektrochemische Messgeräte, die Echtzeit- und On-Demand-Datenparameter liefern. Badger Meter unterteilt sein Geschäft in zwei Sparten:
Man zählt Kunden unter anderem aus den Branchen Automobil, Baugewerbe, Gebäudetechnik, Luft- und Raumfahrt, Öl & Gas, Prüftechnik und Chemie. Eigenen Angaben zufolge schätzt man, dass etwa 90 Prozent der Produkte in wasserbezogenen Anwendungen zum Einsatz kommen. Generell kann man sagen, alles, was durch ein Rohr oder eine Leitung fließt, kann Badger Meter messen, steuern und entsprechend analysieren. Man beschäftigt zurzeit rund 1.600 Mitarbeiter, die in Produktionsstätten und Einrichtungen in den USA, Mexiko, England, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Singapur, Schweden, Tschechien, Österreich, Schweiz und Deutschland arbeiten.
Werfen wir nun einen Blick auf die zuletzt veröffentlichten Daten des ersten Quartals 2021 (endete am 31. März 2021). Der Gesamtumsatz in diesem Zeitraum lag bei 117,8 Mio. US-Dollar, was einem Anstieg von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Der Gewinn je Aktie lag mit 0,47 US-Dollar ebenfalls deutlich höher als im Vorjahr. Hier konnte man eine Steigerung von stolzen 15 Prozent realisieren. Des Weiteren gab Badger Meter bekannt, dass man mit der Akquise der Analytical Technology Inc. seine Kompetenz im Hinblick auf Wasserqualitätsmessung erweitern möchte. Das Unternehmen aus Pennsylvania ist spezialisiert auf Lösungen zur Überwachung der Wasserqualität und bietet außerdem Technologien zum Nachweis toxischer Gase in verschiedenen Anwendungsbereichen. Zwar musste auch Badger Meter im Zuge der Coronapandemie 2020 Umsatzeinbußen hinnehmen, da in vielen Gemeinden und Industrieunternehmen Investitionen erst mal pausiert wurden, dennoch konnte man zum aktuellen Quartalsende neue Auftragsrekorde vorweisen.
Wir leben zwar auf dem blauen Planeten, dennoch werden wir in Zukunft deutlich sparsamer mit unserem Trinkwasser umgehen müssen. Es gibt etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser auf der Erde, allerdings sind hiervon nur 2,5 Prozent Süßwasser. Davon sind wiederum 2/3 in Gletschern und Eis fest gebunden. Weitere 30 Prozent sind Grundwasser unter der Erde. Nur etwa 0,3 des Süßwasservorrates beziehungsweise 0,008 Prozent allen Wassers sind uns Menschen relativ leicht zugänglich. Hinzu kommt der Fakt, dass durch den Klimawandel starke Hitzewellen und Dürren auch in Europa keine Seltenheit mehr werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wasser ist extrem kostbar und wir sollten alles dafür tun, um achtsamer damit umzugehen. Badger Meter bietet hier Produkte, mit denen sich nach eigenen Angaben jährlich mehr als 18,9 Mrd. Liter Wasser einsparen lassen. Alles in allem muss ich zugeben, dass ich sehr optimistisch bin, was die Zukunft von Badger Meter angeht.
Und wie siehts mit der Dividende aus?
Wie bereits in der Entstehungsgeschichte erwähnt, erhielten die Badger Meter Aktionäre ihre erste Beteiligung am Unternehmensgewinn im Jahr 1929. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zu dieser Zeit musste die Dividende damals zwischenzeitig pausiert werden. Seit dem Jahr 1984 ist es dem Unternehmen aber gelungen, in jedem Quartal eine Dividende auszuschütten, doch erst im Jahr 1992 etablierte man die jährliche Dividendensteigerung. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt die Dividendensteigerungsrate bei 9,7 Prozent – bei 5 Jahren sogar bei 12,5 Prozent. Die momentane Dividendenrendite ist mit 0,8 Prozent zwar recht gering, dennoch signalisiert die Ausschüttungsquote in Höhe von 41 Prozent noch einiges an Spielraum für die Zukunft.
Fazit:
Badger Meter erarbeitete sich mit innovativen Durchflussmesstechniken über die Jahre eine führende Marktstellung. Ich bin zuversichtlich, dass das Geschäft auch in Zukunft weiter wachsen kann, weshalb ich mir bei nächster Gelegenheit selbst einige Aktien des Unternehmens ins Depot holen werde.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.