Banken stehen aktuell vor massiven Zukunfts-Herausforderungen. Durch die Digitalisierung, künstliche Intelligenzen und innovative Fintechs wird das bisherige Bankenkonzept ordentlich aufgerüttelt. Digitale Angebote spießen überall aus dem Boden, während vielerorts veraltete Bankfilialen schließen müssen. Experten zufolge ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Techgiganten wie Google, Apple, Amazon oder Facebook, die bereits heute in die Finanzbranche vorgestoßen sind, eigene Bankkonten anbieten und somit zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für Banken werden könnten. Auch eine lang anhaltende Niedrigzinspolitik trägt hier nicht gerade positiv bei.
Dennoch ist man sich einig, dass Banken auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Hierfür muss man sich aber vom Produktverkäufer hin zum Lösungsanbieter wandeln. Der Kunde muss im Mittelpunkt stehen, nicht der provisionsstarke Aktienfonds mit hohen Managementgebühren. Die Commerce Bank, die übrigens erst in diesem Jahr zur besten Bank Amerikas im Hinblick auf Kundenzufriedenheit gekürt wurde, macht auch Anleger seit Jahrzehnten glücklich. Schauen wir uns das Unternehmen heute mal etwas genauer an.
Für die Entstehungsgeschichte der heutigen Bankenholding Commerce Bancshares Inc. muss ich ein klein wenig ausholen. Machen wir also einen kleinen Zeitsprung ins späte 17. Jahrhundert, als sich nach und nach einige Kolonien an der Ostküste Nordamerikas bildeten. Diese ersten 13 Kolonien betrieben natürlich untereinander, aber auch mit Europa, Handel – vor allem mit Rohstoffen, wie Tabak und Baumwolle. Für diesen Zweck musste eine neue Währung her, die auch rasch entstand. Zwar versuchte das Britische Empire diese unabhängige Währung zu verbieten, im Endeffekt wich man dann aber auf spanische oder niederländische Zahlungsmittel aus. Zu dieser Zeit entstand übrigens auch der Begriff “Spanish Dollars” – abgeleitet vom Taler. Einige Jahre nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg setzte sich schließlich der Dollar als neue Währung durch. Allerdings gab es noch keine staatliche Regulierung, was dazu führte, dass Banken (die damals wirklich jeder gründen konnte, der wollte) ihr eigenes Geld druckten. Diese Banknoten sahen unterschiedlich aus und konnten jeweils nur bei der ausgegebenen Bank eingetauscht werden. Ging eine Bank also mal pleite, war auch deren Geld wertlos. Erst der National Currency Act, den Präsident Lincoln im Frühjahr 1863 unterzeichnete, reformierte das ganze System und sorgte für Ordnung.
Als der Amerikanische Bürgerkrieg 1865 zu Ende war, wuchs die Wirtschaft der Vereinigten Staaten in einem noch nie dagewesenen Tempo. Vor allem in Kansas City, einem wichtigen Knotenpunkt für die Erschließung des Westens, wuchsen die Bevölkerungszahlen rasant und der Handel nahm lebhaft zu. Francis Reid Long erkannte dieses Potenzial, nahm 10.000 Dollar in die Hand und entschied sich gemeinsam mit seinem Kollegen Nathaniel Grant und A. S. Branham die Long, Grant & Company zu gründen. Wenig später benannte man sich in Kansas City Savings Association um. Jede heranwachsende Gemeinde benötigt einen Dienstleister, der neue Unternehmen, wie Lebensmittelläden, Transportfabriken oder Lagerhäuser finanziert. Francis war sehr angesehen in der Stadt, sodass man ihn 1869 zum Bürgermeister wählte. Noch im selben Jahr stellte man den Bau der Hannibal-Brücke, der ersten Missouri-Flussüberquerung, fertig. Diese beschleunigte abermals das Wachstum der Stadt und etablierte Kansas City als wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Chicago und dem Südwesten.
Die Kansas City Savings Association profitierte vom Wachstum und der guten wirtschaftlichen Lage der Region, gleichzeitig führte man seine Geschäfte, im Gegensatz zu einigen anderen Banken, sehr konservativ. Man finanzierte Unternehmen bei der Gründung und Expansion, achtete aber genauestens auf seine Kredite. Francis zog sich allmählich aus dem Geschäft zurück und die Bank wechselte mehrmals den Besitzer, bis sich Dr. William Stone Woods im Jahr 1881 eine Mehrheitsbeteiligung sicherte. Er reorganisierte die Bank, benannte sie in National Bank of Commerce um und modernisierte die Geschäftspraktiken. Auch versuchte er weitere Filialen zu eröffnen, doch dies wurde ihm vom damaligen Gesetz verboten – so kaufte er kurzerhand eine Reihe weiterer Banken in benachbarten Staaten. Die konservative Haltung der Bank zahlte sich aus, als während einigen Finanzkrisen hunderte Banken pleitegingen. Bis heute konnte sich die Bankenholding Commerce Bancshares Inc. im Mittleren Westen Amerikas stark weiterentwickeln. Man bietet allgemeine Bankdienstleistungen sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden an und kümmert sich neben dem Privat- und Firmenkundengeschäft auch um Vermögensverwaltung und Investment Banking.
Wie kann sich Commerce Bancshares zukünftig entwickeln?
Fassen wir zunächst noch mal kurz das Geschäftsmodell der Bankenholding mit Hauptsitz in Kansas City (Missouri) zusammen. Die Commerce Bancshares Inc. ist im Endeffekt lediglich die Muttergesellschaft der Commerce Bank, die wiederum über ihre Tochtergesellschaften ein breit gefächertes Angebot an Finanzdienstleistungen anbietet – unter anderem das Bankgeschäft für Privat- und Unternehmenskunden, die Vermögensverwaltung, sowie die Investitions- und Nachlassplanung. Dabei beschäftigt man momentan über 4.766 Mitarbeiter in 157 Full-Service-Bankfilialen in Missouri, Kansas, Illinois, Oklahoma und Colorado. Commerce Bancshares hat sein Geschäft in drei operative Segmente aufgegliedert:
Werfen wir nun einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q1 2021 – endete am 31. März 2021). In Zeitraum von Januar bis März 2021 ist es der Commerce Bancshares Inc. gelungen, den Umsatz um solide 5,3 Prozent auf 341,8 Millionen US-Dollar zu steigern. Aufgrund geringerer Ausgaben konnte man den Gewinn von 49,6 Mio. USD im Q1 2020 auf nun 130,9 Mio. USD steigern. Heruntergebrochen je Aktie bedeutet dies eine Gewinnsteigerung um knapp 164 Prozent auf 1,11 USD – ein Ergebnis, mit dem man definitiv mehr als zufrieden sein kann.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, werden Banken in Zukunft starke Konkurrenz bekommen. Auch die Commerce Bank wird hiervon sicherlich nicht verschont, dennoch glaube ich, dass man auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gute Zukunftsaussichten vor sich hat. Für die Bank aus dem Mittleren Westen stand von jeher der Kunden im Mittelpunkt – man selbst möchte zu einer “Super-Community-Bank” werden und arbeitet hierfür kontinuierlich an Verbesserungsmöglichkeiten in den Bereichen Kundenbetreuung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Außerdem schreckt man nicht davor zurück, schlecht laufende Geschäftsbereiche zu veräußern. Zusammengefasst kann man behaupten, dass die Commerce Bancshares Inc. für die Zukunft gut aufgestellt ist und seinen Aktionären noch lange ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern sollte.
Wie steht es um die Dividende?
In alten Archivtexten habe ich herausgefunden, dass die Kansas City Savings Association bereits im Jahr 1887 eine halbjährliche Dividende ausgezahlt hat. Ob sie seitdem stets gezahlt oder gesteigert wurde, ließ sich daran leider nicht erkennen. Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass mindestens seit 1968 in jedem Jahr eine Dividende gezahlt wurde und diese zudem jährlich gesteigert werden konnte. Somit zählt Commerce Bancshares zu den wenigen begehrten Dividendenkönigen. Die Dividendensteigerungsrate betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt bei 5,5 Prozent. Die momentane Dividendenrendite mit 1,4 Prozent ist solide und die Ausschüttungsquote in Höhe von 29,8 Prozent spiegelt eine gesunde Dividendenpolitik wider.
Fazit:
Banken werden sich in Zukunft, genaue wie viele andere Branchen auch, wandeln müssen. In meinen Augen stehen die Chancen für Commerce Bancshares ausgesprochen gut, dass dieser Wandel gelingen wird. Langfristanleger, die einen zuverlässigen Dividendenzahler mit Wachstumspotenzial suchen, sollten sich das Unternehmen mal genauer ansehen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.