In jedem großen Konzern gibt es geregelte und systematisierte Arbeitsabläufe. Das ist auch sinnvoll, schließlich lassen sich Erfolge auf diese Weise replizieren. Wir kennen dieses Schema bereits von verschiedenen Franchisenehmern, wie McDonald’s oder Starbucks. Doch häufig sind nicht nur die Arbeitsprozesse klar definiert, sondern auch die Arbeitsbekleidungen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Mitarbeiter schnell von Kunden erkannt werden, es sorgt auch für ein Zugehörigkeitsgefühl und dient selbstverständlich in vielen industriellen Fabriken dem Arbeitsschutz.
Natürlich etablierten sich über die Jahre verschiedene Dienstleister, die sich auf genau diesen Part spezialisiert haben. So auch unser heutiger Kandidat Cintas, der neben der Reinigung von Arbeitskleidung und Corporate Identity Textilien, wie z.B. Teppichen auch Erste Hilfe Sets und Feuerlöscher wartet. Mit diesem Geschäft ist der Dividendenaristokraten seit Jahren Marktführer.
Im Jahr 1884 wurde Richard “Doc” Farmer geboren. Im Alter von nur 14 Jahren trat er als Dompteur einem Wanderzirkus bei. Dort lernte er die Trapezkünstlerin Amelia Boven kennen, die wenig später seine Frau wurde. Die beiden waren glücklich und zufrieden mit ihrer Arbeit, bis im Jahr 1929 die Weltwirtschaft zusammenbrach und sie ihre Karrieren beenden mussten. Farmer versuchte sich in verschiedenen Berufen, wie Amateurboxen, Schmieden oder Eisenbahn fahren, bis er sich schlussendlich dem Schrottsammeln widmete. Schnell erkannte er den großen Bedarf von sauberen Putzlumpen in Fabriken und Manufakturen und konzentrierte sich fortan auf genau dieses Thema. Er sammelte ölverschmierte Tücher, wusch sie mit verschiedenen Chemikalien und verkaufte sie an seine Geschäftskunden. Schnell entwickelte sich daraus ein effizienter Reinigungs- und Leihservice und die ACME Overall & Rag Laundry war geboren.
Farmer holte schmutzige Lumpen und Arbeitsgewänder regelmäßig in den Fabriken ab, reinigte sie und brachte sie anschließend wieder zurück. Das Geschäft lief so gut, dass er laufend neue Kunden gewinnen und schnell expandieren konnte. Im Jahr 1936 zog er deshalb nach Cincinnati, um dort eine eigene Wäscherei zu eröffnen. Als Standort diente ein altes Schwimmbad, das er gemeinsam mit seinem Adoptivsohn Herschell umbaute und renovierte. Bei einer großen Überschwemmung im Jahr 1937 wurde leider die ganze Arbeit zunichtegemacht. Die beiden ließen sich davon nicht entmutigen, bauten schnell alles wieder auf und konnten schon bald den Betrieb aufnehmen. Als Richard im Jahr 1952 verstarb, musste Herschell das Ruder übernehmen. Sein Sohn, der ebenfalls Richard Farmer hieß, schloss 1956 sein Studium ab und trat der US-Marine bei. Nur ein Jahr später wurde er aus medizinischen Gründen entlassen und trat nun ebenfalls ins Familienunternehmen ein.
Richard war voller Tatendrang und strotzte nur so vor neuen und kreativen Ideen. Er überredete seinen Vater einen Kredit aufzunehmen und im großen Stil in die Verleihung und Reinigung von Arbeitsuniformen zu investieren. Kurzerhand übergab Herschell seinem 23-jährigen Sohn die Geschäftsleitung. Nach und nach baute Richard das Uniformengeschäft aus und benannte nun auch die Firma in ACME Uniform & Shop Towel Supply Co. um. In den 1960er-Jahren gelang Richard mit pflegeleichteren und langlebigeren Textilien der finale Durchbruch. Schon damals wusch sein Unternehmen 80 Tonnen Uniformen pro Woche und erwirtschaftete damit einen Jahresumsatz von rund 1,8 Millionen US-Dollar. 1972 entschied man sich für den neuen und einprägsameren Firmennamen Cintas Corporation und ging damit im Jahr 1983 an die Börse.
Mit dem frischen Kapital des Börsenganges wurde eine schnellere Expansion ermöglicht. So konnte Cintas nicht nur landesweit moderne Reinigungsfabriken eröffnen und das eigene Logistiknetzwerk ausbauen, man konnte auch einige Unternehmen aufkaufen und in das bestehende Geschäft integrieren. Immer wieder wagte sich Cintas in neue Geschäftsbereiche, wie Sicherheit, Erste Hilfe, Brandschutz und Teppichreinigung. Mit großem Erfolg, denn heute ist Cintas der Marktführer seiner Branche und bedient mit rund 45.000 Mitarbeitern über 1 Million Kunden, von der kleinen Autowerkstatt bis zur internationalen Hotelkette. Damit erwirtschaftet man momentan einen Jahresumsatz von über 7 Milliarden US-Dollar und kein Ende ist in Sicht.
Wie sehe ich die Zukunft der Cintas Corp.?
Schauen wir uns zu Beginn die aktuellen Quartalsergebnisse an. Auch Cintas wurde von der Coronapandemie nicht verschont und musste natürlich Umsatzeinbußen verbuchen. Im 4. Quartal 2020 (endete am 31. Mai 2020) belief sich der Umsatz auf 1,6 Mrd. US-Dollar, was einem Rückgang von 9,7% gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Beim Gewinn hingegen übertraf man die Erwartungen der Analysten – hier realisierte man 1,35$/Aktie gegenüber den erwarteten 1,23$/Aktie.
Die Einnahmen setzen sich aus folgenden Segmenten zusammen: 78,5% Uniformvermietung und Facility Services – hier gab es einen Umsatzrückgang von 11% gegenüber dem Vorjahr auf 1,2 Mrd. US-Dollar; 12,1% Erste Hilfe und Sicherheitsdienste – in diesem Segment stieg der Umsatz um 20% auf 196,3 Mio. USD; die restlichen 9,4% erwirtschaftet Cintas in seinen anderen Geschäftsfeldern, wie z.B. Mitarbeiterschulungen – hier sank der Umsatz um 24,5% im Vergleich zum Vorjahr auf 152,3 Mio. USD.
Generell ist Cintas ein tolles Unternehmen mit einem massiven Burggraben. Für die über 1 Million Geschäftskunden gibt es kaum einen Grund den Dienstleister zu wechseln. Im Gegenteil: Cintas kann durch seinen hervorragenden Service und seiner hohen Qualität fortlaufend neue Kunden dazugewinnen. Wer jetzt denkt: “1 Million Kunden, da geht wohl nicht mehr viel!” liegt völlig falsch, schließlich gibt es rund 16 Millionen Firmenkunden allein in Nordamerika. So ein rasantes Wachstum kann man natürlich nicht im Alleingang stemmen, aus dem Grund wird Cintas auch in Zukunft nach attraktiven Übernahmekandidaten Ausschau halten.
Dass ein Investment in Cintas auch Risiken birgt, ist selbsterklärend. Man stelle sich mal vor, alle Menschen arbeiten im Homeoffice, Industriebetriebe werden vollständig automatisiert und auch sonst würden Roboter alle relevanten Tätigkeiten übernehmen. Ok, in so einem Szenario hätte es Cintas wahrlich schwer, aber wie realistisch ist das? Ich glaube schon, dass auch durch die Coronapandemie, in Zukunft mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, dass aber niemand mehr Arbeitskleidung benötigt halte ich für Zukunftsmusik. Das langfristige Überleben von kleineren Reinigungsbetrieben stelle ich mir schwer vor, hier werden sich aber vermutlich wieder tolle Übernahmechancen für Cintas ergeben. Ich kann mir also gut vorstellen, dass Cintas hier als Sieger hervorgehen wird.
Ein weiteres Risiko ist die Abhängigkeit der USA. Geht es der amerikanischen Wirtschaft schlechter und steigt die Arbeitslosigkeit, so wird das auch Cintas deutlich zu spüren bekommen. Generell bin ich aber zuversichtlich, dass das Dienstleistungsunternehmen nach und nach auch mehr auf dem globalen Markt positionieren und langfristig unabhängiger von den USA machen wird.
Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Investoren erhielten die erste Gewinnausschüttung in Form von Dividenden im Jahr 1984. Seitdem ist es Cintas gelungen, jährlich die Dividende zu zahlen und zudem jährlich zu steigern. Und genau hier gibt der Dividendenaristokrat momentan Vollgas – betrachtet auf 10 Jahre liegt die Dividendensteigerungsrate bei 19,9 Prozent, bei 5 Jahren sogar schon bei 23,7 Prozent! So eine tolle Leistung gelingt nicht vielen Konzernen. Da nehme ich auch die relativ geringe Dividendenrendite von 0,8 Prozent gerne in Kauf. Die Ausschüttungsquote ist mit 31,5 Prozent sehr solide – es bleibt also genug Geld im Konzern, um weiterzuwachsen.
Fazit:
DividendeOhneEnde-Stammleser sollten es inzwischen längst wissen: Ich liebe solche langweiligen Investments. Cintas reiht sich hier perfekt mit ein. Das Unternehmen ist marktführend in seiner Branche und verzeichnet deshalb ein anhaltendes Wachstum, sowohl im Kurs als auch in der Dividende. Natürlich gibt es auch Risiken, dennoch bin ich sehr zuversichtlich, was Cintas Zukunft angeht.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.