Nach meiner Sommerpause, in der ich eine Menge neuer Energie auftanken konnte, möchte ich heute einen sehr interessanten Schaufelverkäufer vorstellen. Noch mal kurz zur Wiederholung, warum ich Schaufelverkäufer-Aktien so sehr mag: Stellen wir uns mal vor, wir wären mitten in der Ära des Goldrausches. Natürlich wollen auch wir unser Glück versuchen und stürzen uns, wie viele andere Goldgräber auch, mitten ins Abenteuer. Doch faktisch ist es schwer Gold zu finden und ein glückliches Händchen braucht es zudem. Aus dem Grund eröffnen wir lieber ein Schaufelgeschäft – hier sind unsere Gewinne garantiert. Ähnlich verhält es sich beispielsweise auch beim Lottospieler und der Lottogesellschaft.
Bei unserem heutigen Kandidaten ist es gewissermaßen genauso: Ob ein Optionshändler mit einem Trade Gewinn oder Verlust macht, kann der Börse an sich relativ egal sein. Wenn das Unternehmen dahinter dann zudem noch die Dividende in einem anständigen Tempo steigert, werden meine Ohren hellhörig. Werfen wir also heute mal einen Blick auf das Geschäftsmodell der weltweit größten Optionsbörse Cboe Global Markets.
Bevor ich mich der Entstehungsgeschichte der Cboe Global Markets Inc. widme, möchte ich kurz auf die Geschichte von Optionen selbst eingehen. Die wohl früheste Aufzeichnung eines Optionshandels lässt sich in Aristoteles Buch “Politik” finden, das 332 v. Chr. veröffentlicht wurde. In diesem Buch wird die Geschichte von Thales von Milet erzählt, der nicht nur Philosoph und Mathematiker, sondern auch ein begnadeter Astronom war. Einst beobachtete er die Sterne und das Wetter und prognostizierte eine reichliche Olivenernte für das kommende Jahr. Er wusste, dass Olivenpressen nach solch einer großen Ernte sehr gefragt sein würden und man damit eine Menge Geld verdienen könnte. Allerdings fehlte ihm das Geld, um sich einfach alle Olivenpressen der Region zu kaufen. Stattdessen zahlte Thales einen kleinen Geldbetrag, sozusagen eine Prämie, um sich die Nutzungsrechte der Olivenpressen zu sichern. Sein Plan ging auf, die Ernte war reichlich und die Olivenbauern waren bereit, einen deutlich höheren Preis an Thales und seine Olivenpressen zu zahlen. Er handelte somit die wohl erste Call Option der Geschichte.
Auch während der verrückten Zeit der Tulpenmanie spielten Optionen eine entscheidende Rolle, aber der Reihe nach. Es war das 16. Jahrhundert als Konstantinopel, das heutige Istanbul, eine der schönsten Städte der Welt war. Die Palastgärten der Sultane waren reichlich mit blühenden Tulpen geschmückt – der Blume, die damals als Symbol für Macht und Reichtum stand. Schließlich fand die Tulpe ihren Weg nach Europa und schnell verfielen zahlreiche Menschen dem Tulpenfieber. Jeder wollte die begehrten Blumen haben, was die Preise natürlich in die Höhe trieb. Einige holländische Tulpenhändler kamen auf die Idee, sich mit dem Handel von Tulpenzwiebel-Optionen einen fixen Einkaufspreis beim Produzenten zu sichern. Was als Preisabsicherung begann, entwickelte sich rasch zu einem massiven Spekulationsrausch. Menschen tauschten ihr Hab und Gut ein, um noch mehr Tulpenzwiebel-Optionen zu kaufen. Es kam, wie es kommen musste: Die Blase platze, die niederländische Wirtschaft brach zusammen und Optionen wurden als gefährliches Spekulationsinstrument abgestempelt.
Daran änderte sich auch nichts, als in London gegen Ende des 17. Jahrhunderts ein organisierter Markt für Call und Put Optionen geschaffen wurde. Investoren und Finanziers erkannten zwar die Vorteile von Optionen und deren starke Hebelwirkung, doch da diese nun mal in beide Richtungen funktioniert, will der Umgang mit diesem Finanzinstrument gelernt sein. Optionen wurden ihren schlechten Ruf nicht los und in London ist es den Optionsgegner im Jahr 1733 schließlich gelungen, den Handel für illegal zu erklären. Erst 1860 wurde der Optionshandel dort wieder erlaubt. Wenige Jahre später entwickelte der amerikanische Finanzier Russell Sage eine Möglichkeit, Optionen außerbörslich zu handeln. Außerdem wird ihm zugeschrieben, der Erste zu sein, der bei der Optionspreisbildung den Kurs des zugrunde liegenden Vermögenswertes mit einzurechnen. Dennoch war der Optionsmarkt zu dieser Zeit noch unreguliert, intransparent und illiquide.
Bevor ich nun genauer auf die Chicago Board Options Exchange eingehe, sollten wir uns zum besseren Verständnis auch die Entstehung der Chicago Board of Trade, deren Mitglieder die CBOE gründeten, ansehen. Für die Entwicklung und Infrastruktur der Stadt Chicago hätte das Jahr 1848 nicht besser laufen können. In diesem Jahr wurde schließlich nicht nur die erste Eisenbahnverbindung gelegt, man wurde auch ans Telegrafennetz angeschlossen und stellte zudem den Illinois-/Michigan-Kanal fertig, der die Stadt mit wichtigen Handelsrouten auf dem Mississippi verband. Abgesehen davon war der Boden des Mittleren Westens sehr fruchtbar und Landwirte konnten sich über ertragreiche Erntezeiten freuen. Allerdings war der Getreidemarkt noch sehr chaotisch. Im Winter, als das Getreide knapp war, stiegen die Preise ins Unermessliche und im Sommer, während der Erntezeit, mussten Bauern extrem niedrige Preise akzeptieren. Das ganze ging tatsächlich so weit, dass es sogar manche Landwirte vorzogen, ihr Getreide zu verbrennen oder es in den Michigansee zu kippen, da die Lagerung und der Transport schlichtweg zu teuer waren. Um dem entgegenzuwirken, setzte sich eine Gruppe von Geschäftsleuten zusammen, die 1848 das Chicago Board of Trade (CBOT) gründete und erstmals standardisierte Termingeschäfte anbot.
Landwirte konnten nun in der Pflanzzeit einen garantieren Preis aushandeln, den sie zur Erntezeit erhalten würden. Auf der anderen Seite konnten sich Einkäufer eine fixe Lieferung sichern. Da anfangs noch kaum gehandelt wurde, versuchte das Board neue Geschäftskunden mit gratis Mahlzeiten anzulocken. Zunehmend wurde Chicago, auch durch die geeignete Infrastruktur, zum wichtigsten nationalen und internationalen Agrarzentrum. Um den Handel weiter voranzutreiben, führte das Board of Trade neue Qualitätssicherungssysteme ein, die zudem den Handelsablauf deutlich vereinfachten. Musste man zuvor noch Getreidesäcke durch die Gegend schleppen, erfolgte der Handel von nun an mit Zertifikaten. Diese Entwicklung sorgte dafür, dass deutlich mehr Futurekontrakte gehandelt wurden und sich das Geschäft der Chicago Board of Trade bestens weiterentwickeln konnte.
Einige Trader des Boards hatten gegen Ende der 1960er-Jahre den Wunsch, auch börsennotierte Optionen handeln zu können. Sie erkannten den Erfolg der Termingeschäft-Standardisierung und wollten dasselbe auch für Optionen einführen. Da allerdings die SEC einer Terminbörse nicht genehmigte, nun auch Optionshandel zu betreiben, wurde im Jahr 1973 die Chicago Board Options Exchange als eigenständiges Unternehmen ins Leben gerufen. Man entwickelte Standards zur Optionspreisberechnung und legte Verfallsdaten fest. Am ersten Handelstag der CBOE, dem 26. April 1973, wurden gerade mal 911 Call-Optionen auf insgesamt 16 Aktien gehandelt. Schnell fand das neue System Anklang bei Investoren und bis zum Ende des Jahres wurden bereits über 1,1 Millionen Kontrakte gehandelt – eine große Zahl, die damals in der Tat viele überraschte. Zum Vergleich: 2021 wurden täglich durchschnittlich 39 Millionen Optionen gehandelt. Put-Optionen führte die CBOE erst etwas später im Jahr 1977 ein. Fortlaufend entwickelte man sich weiter, modernisierte die Handelssysteme und bot auch zunehmend mehr Handelsprodukte an. So kann man seit 1983 beispielsweise auch Optionen auf Indizes wie den S&P 500 handeln. Bemerkenswert war auch die Entwicklung des Cboe Volatility Index (VIX) im Jahr 1993, der bis heute das bevorzugte Maß für die Marktvolatilität ist. 2010 reorganisiert man sich als Cboe Global Markets Inc. und ging selbst an die Börse. Das frische Kapital nutzte man für Akquisen und baute auf diese Weise eine Börsenholding auf, die neben Optionsbörsen auch Aktien-, Future- und Forexbörsen betreibt.
Wie kann sich Cboe Global Markets in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichen Quartals (Q1 2021 – endete am 31. März 2021) werfen. In diesem Zeitraum konnte man zwar den Nettoumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2 Prozent auf nun 365,1 Millionen US-Dollar leicht steigern, dennoch ging der Gewinn aufgrund erhöhter Ausgaben um knapp 10 Prozent auf 204,6 Millionen US-Dollar zurück. In diesem Zuge sank demnach auch der Gewinn je Aktie von 1,42 USD im ersten Quartal 2020 auf aktuell 1,27 USD. Nichtsdestotrotz zeigte sich CEO Edwar T. Tilly zuversichtlich: Man habe in diesem Jahr einen starken Start mit anhaltender Dynamik hingelegt und konnte in jedem Geschäftsfeld die Handelsaktivitäten deutlich steigern. Auch der Geschäftsführende Vizepräsident und CFO Brain N. Schell gab sich überaus zufrieden mit dem abgeschlossenem Quartal. Er ergänzte, dass die Zahlen aufgrund des Rekordjahres 2020 schwer zu vergleichen sein, der robuste Cashflow es dem Unternehmen aber ermöglichte, alleine im ersten Q1 2021 rund 93 Millionen US-Dollar durch Aktienrückkäufe und Dividenden an seine Aktionäre zurückzugeben.
Abgesehen davon kündigte man die Übernahme von Chi-X Asia Pacific an, mit der die Cboe Global Markets Inc. ihren Vertrieb und das Produktangebot für sein globales Kundennetz verstärkt ausbauen möchte. Im Bereich der Geschäftsübernahmen legt das Unternehmen tatsächlich ein ordentliches Tempo vor. Seit 2015 tätigte die Börsenholding 11 Akquisen – mal größere, mal kleinere. Hier liegt selbstverständlich die Gefahr, dass man sich in Zukunft auch mal mit einer Akquise übernimmt. Auf der anderen Seite bin ich sehr zuversichtlich, dass man hierfür die entsprechenden Kompetenzen aufweist und genau weiß, was man tut.
Ein Trend, von dem die Cboe Global Markets Inc. natürlich auch stark profitieren wird, findet sich darin, dass immer mehr Anleger den Optionshandel für sich entdecken. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Ganze im Heimatland Amerika noch mal deutlich verbreiteter (auch durch Smartphone-Broker, wie beispielsweise Robin Hood). Aber auch hierzulande stelle ich fest, dass das Thema zunehmend an Popularität gewinnt und das meiner Meinung nach vollkommen zurecht. Wie zuvor erwähnt, der Optionshandel ist ein Handwerk, das erlernt sein möchte. Wer mit der Hebelwirkung nicht umgehen kann, wird schnell eine Menge Geld verlieren. Wer sich hingegen an sein Risikomanagement hält und das entsprechende Know-how aufweist, kann mit Optionen seinen Cashflow bedeutend steigern. Gerade auch Langfristinvestoren sollten sich dieses Thema mal genauer ansehen.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit ihrem Börsengang im Jahr 2010 erhalten Aktionäre der Cboe Global Markets Inc. eine quartalsweise Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden. Seitdem ist es der Börsenholding auch gelungen, in jedem Jahr die Dividende auszuzahlen und zu steigern. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren steigerte man seine Dividende jährlich um durchschnittlich 15,6 Prozent – betrachtet auf den letzten 5 Jahren pendelte sich dieser Wert bei ebenso ordentlichen 14,1 Prozent ein. Die momentane Dividendenrendite liegt bei 1,4 Prozent und auch die Ausschüttungsquote ist mit 40,8 Prozent in meinen Augen noch vollkommen im grünen Bereich.
Fazit:
Den Optionshandel hat die Cboe Global Markets Inc. zwar nicht erfunden, dafür aber erheblich weiterentwickelt. Inzwischen ist die Börsenholding auch in anderen Finanzmärkten aktiv und baute sich auf diese Weise ein wirklich interessantes und wachstumsstarkes Schaufelgräber-Geschäft auf. Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens angeht und werde mir bei Gelegenheit einige Anteile sichern.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.