Auch, wenn ich bereits seit 1999 Aktionär bin, befasse ich mich erst so richtig intensiv mit dem Thema Börse und Finanzen seit dem Jahr 2011. Seitdem bin ich auch verstärkt in Dividendenaktien investiert. Und mir ist sehr wohl bewusst, dass ich seit 2011 eine wunderbare Wirtschaftsphase mitgemacht habe. Eine richtige Finanzkrise, wie in den Jahren 2007 bis 2009, habe ich noch nicht aktiv miterlebt. Wer damals in Bankaktien investiert war, musste vermutlich sehr stark leiden. Doch sind jetzt alle Bankaktien gleich Teufelszeug und sollte man lieber die Finger von der gesamten Branche lassen?
Ich sage ganz klar nein, es gibt nämlich einige durchaus interessante Banken, die man sich definitiv mal etwas genauer anschauen sollte. So zum Beispiel die Bank of Nova Scotia oder eben die Bank of Montreal. Ja, schon wieder eine kanadische Bankaktie und diesmal sogar eine, die bereits seit 1828 Dividende zahlt. PS.: Das war kein Zahlendreher …
Die Entstehung der Bank of Montreal haben wir unter anderem dem Schotten John Richardson zu verdanken. Er wurde im Jahr 1754 geboren und wuchs in Portsoy, Schottland, auf. Sein Vater Thomas war als erfolgreicher Kaufmann tätig und lernte seinen Sohn schon recht früh in dieses Geschäftsfeld ein. Nach seiner künstlerischen Ausbildung am King’s College in Aberdeen zog John im Jahr 1773 nach Amerika. Dort arbeitete er bei seinem Onkel James Phynn, der die erfolgreiche Pelzhandelsfirma namens Phynn, Ellice & Co. in Schenectady im Bundesstaat New York leitete. Kurz bevor der amerikanische Unabhängigkeitskrieg ausbrach, entschieden sich Phynn und sein Geschäftspartner Alexander Ellice eine Zweigniederlassung in London zu gründen und außerdem den Hauptsitz der Firma nach Montreal zu verlegen. Nach dem Krieg wurde John Richardson nach Montreal geschickt, um dort zusammen mit seinem Cousin das Unternehmen zu reorganisieren. Im Jahr 1798 fusionierten die beiden mehrere kleinere Betriebe, um so die XY Company zu gründen. Als John immer wieder nach einer Möglichkeit suchte, Kredite aufzunehmen, seine Ersparnisse zu sichern und Fremdwährungen zu wechseln, schloss er sich mit 8 weiteren Geschäftsleuten zusammen, um am 23. Juni 1817 die Montreal Bank zu gründen. Somit galt diese Bank, als die Erste amtlich eingetragene des Landes.
Die Montreal Bank wuchs rasant. Fast unmittelbar nach der Gründung wurde man die Zentralbank der Regierung Niederkanadas. Man eröffnete mehrere Büros in der Umgebung und fing auch an, mit anderen Banken in London, New York und Boston zusammenzuarbeiten. Einmal brauchten die Amerikaner eine große Menge an spanischen Silberdollar für einen Handel mit China und Ostindien. Doch da ihre Reserven aufgebraucht waren, musste die Montreal Bank aushelfen. So schickten sie insgesamt etwa 130.000 Silbermünzen in 65 Holzfässern à 100 Pfund (ca. 45 kg) verpackt mit einer Postkutsche auf primitiven Straßen durch die Berge nach Boston. Das war die erste Devisentransaktion der Bank. Im Jahr 1822 wurde die Bank von einem Privatunternehmen zu einer Aktiengesellschaft mit 144 Aktionären umgewandelt. Seitdem ist man auch offiziell als Bank of Montreal bekannt. Im Jahr 1828 erhielten diese Aktionäre bereits die erste Gewinnausschüttung in Form von Dividenden. Und seit dem Jahr 1864 wurde man nun auch zur offiziellen Zentralbank Kanadas. Somit war man auch für die Finanzierung einiger Regierungsgeschäfte, wie beispielsweise den Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn, zuständig.
Auch wenn man heute nicht mehr die Zentralbank Kanadas ist, zählt man dennoch zu den größten Banken in Nordamerika. Man bedient inzwischen mehr als 12 Millionen Kunden und verdient sein Geld im Privat- und Firmenkundengeschäft, in der Vermögensverwaltung und im Investment Banking.
Wie sehen die Zukunftsaussichten der Bank of Montreal aus?
Außer Frage steht, dass Bankaktien seit der Finanzkrise wirklich unsexy sind. Und von den meisten Banken würde ich auch definitiv die Finger lassen. Man sehe sich nur mal die langfristigen Aktienkurse einer Deutschen Bank, einer Commerzbank oder einer Citigroup an. Auch für Dividendeninvestoren war die Finanzkrise mit solchen Aktien ein echtes Trauerspiel. Viele Banken mussten ihre Dividende kürzen, wenn nicht sogar komplett streichen. Doch wie kommt es dann, dass Kanadas Banken fast unversehrt davonkamen? Nun, das liegt an der Regierung, die schon lange vor der Finanzkrise verschiedene Regularien vorschrieb. So wurde es Banken bereits im Jahr 2005 verboten mit strukturierten Produkten zu handeln. Gezwungenermaßen musste man also die Finger von verbrieften Kreditportfolios lassen, die später ein Mitauslöser der Krise waren. Auch, wenn sich die Banken damals noch ärgerten, weil die Konkurrenzbanken fette Gewinne einfuhren, dankten sie es später. Selbst das World Economic Forum zeichnete Kanada für das gesündeste Bankensystem der Welt aus. Deutschland und auch die USA lagen hier übrigens auf den Plätzen 39 und 40! Langweilig ist eben doch sexy :-)
Man muss aber zugeben, dass auch die Aktienkurse kanadischer Banken seitdem nicht sonderlich gut gelaufen sind. Man stürzte zwar nicht so ab, wie andere Banken, aber so richtig steigen konnte man auch nicht. Ich denke, das liegt einfach daran, dass Investoren seitdem eher Angst haben ins Bankensystem zu investieren. Hier kann sich also eventuell eine lukrative Gelegenheit bieten, denn für eine erfolgreiche und steigende Weltwirtschaft werden nun mal guten Banken benötigt.
Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Wie bereits oben erwähnt, zahlt die Bank of Montreal schon seit 1828 Jahr für Jahr eine Dividende an seine Aktionäre. Wenn das mal kein Anzeichen für ein kerngesundes Geschäftsmodell ist?! Die Dividendenrendite beträgt momentan saftige 4 Prozent und das bei einer Ausschüttungsquote von rund 46 Prozent. Allerdings muss man auch zugeben, dass hier die Dividendensteigerungsrate mit nur etwa 3 Prozent schon relativ gering ausfällt. Dividendenkönig darf man sich übrigens nicht nennen, da man zeitweise die Dividende nicht steigerte. Könige müssen immer zahlen & steigern.
Fazit:
Die Bank of Montreal zählt für mich zweifelsohne zu den Banken, in denen ich gerne mein Geld investieren würde. Man hat sich einen breiten und wachsenden Kundenstamm aufgebaut und ist in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig. Läuft das Privatkundengeschäft mal nicht wie gewünscht, gibt es beispielsweise noch die Vermögensverwaltung, die das Ganze abfängt. Gerade für einkommensorientierte Dividendeninvestoren kann sich hier ein Investment lohnen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.