Die Märkte sind weiterhin unter Druck – gerade junge, stark zukunftsorientierte Unternehmen, die noch nicht wirklich profitabel sind, haben bereits ordentlich korrigiert. Schaut man sich beispielsweise mal den Ark Innovation ETF an, der von der Ökonomin Cathie Wood verwaltet wird, gab dieser vom Allzeithoch schon über 50 Prozent ab. Noch interessanter wird es, wenn man diesen ETF mit dem Nasdaq 100 Index aus den Jahren der Dotcom-Blase vergleicht. Ich habe das Ganze mal hier dargestellt – die Ähnlichkeiten sind wirklich verblüffend. Ich will damit nicht sagen, dass es wieder so kommen wird. Wenn wir aber eins aus der Geschichte lernen können, dann dass Geschichte dazu neigt, sich zu wiederholen.
Heute möchte ich ein etabliertes, hochprofitables und dennoch top innovatives Halbleiterunternehmen vorstellen. Die Analog Devices Inc. ist ein weltweit führendes Unternehmen unter anderem für Datenumwandlungs- und Signalverarbeitungstechnologien, die gerade bei der Digitalisierung der Industrie eine entscheidende Rolle spielen. Werfen wir heute mal einen genaueren Blick auf diesen interessanten Schaufelverkäufer.
Die Ursprünge des heutigen Halbleiterunternehmens gehen auf Raymond Stuart Stata zurück, der am 12. November 1934 in der kleinen Bauerngemeinde Oxford (Pennsylvania) geboren wurde. Sein Vater arbeitete als selbstständiger Elektroinstallateur. Dass Ray, wie man ihn meistens nannte, schon früh ein Interesse an Technologie entwickelte, war somit nicht verwunderlich. Ohne lange zu überlegen, entschied er sich nach seiner Highschool Ingenieur zu werden und hierfür das Massachusetts Institute of Technology zu besuchen. Da er bei Weitem aus keiner wohlhabenden Familie kam, musste er sein Studium gegenfinanzieren, indem er auf dem Campus Zimmer putze und in der Bibliothek aushalf. Im Jahr 1958 absolvierte Ray seinen Master-Abschluss in Elektrotechnik am MIT und begann bei der Hewlett-Packard Company, einem der renommiertesten Technologieunternehmen der damaligen Zeit, im Vertrieb zu arbeiten. Dort konnte er zwar sehr viel über die Branche lernen und wichtige Erfahrungen sammeln, ihm wurde aber schnell bewusst, dass er sein eigenes Unternehmen gründen möchte.
Im Jahr 1962 verließ Ray HP und gründete gemeinsam mit seinen beiden ehemaligen Kommilitonen Matthew Lorber und Bill Linko die Solid State Instruments Inc. – ein kleines Unternehmen, das hauptsächlich Geräte zum Testen von Gyroskope herstellte. Das Geschäft lief tatsächlich eher schleppend, dennoch erhielt man innerhalb des ersten Jahres ein Übernahmeangebot der Kollmorgen Corporation. Die drei Gründer willigten ein, bekamen jeweils 50.000 US-Dollar und verpflichteten sich für weitere zwei Jahre dort zu arbeiten. Ray und Matthew waren Gründer mit Leib und Seele und zögerten nicht lange, ehe sie wieder Pläne für ein neues Unternehmen schmiedeten. Auf der Suche, was sie herstellen konnten, stießen sie schließlich auf leistungsstarke Signalverstärker – Schaltkreise zur Verstärkung elektrischer Signale. Diese waren wichtige Bauelemente von analogen Geräten und Systemen und erfreuten sich einer stetig wachsenden Nachfrage. Dennoch waren Signalverstärker eher ein kleiner Nischenmarkt und auch die Konkurrenzprodukte konnten die beiden Elektroingenieure nicht wirklich überzeugend. Man hatte also seinen Markt gefunden und nur wenige Tage, nachdem der Vertrag mit Kollmorgen ausgelaufen war, genauer gesagt am 18. Januar 1965, gründeten die beiden die Analog Devices Inc..
Schon bald engagierten sie den smarten Ingenieur Richard Burwen, der mit seinem technischen Know-how die ersten Operationsverstärker-Modelle entwarf. Diese waren deutlich leistungsstärker als die der Mitbewerber und verkauften sich daher fast von allein. Bereits im ersten Geschäftsjahr erreichte das junge Unternehmen die Gewinnzone. Stetig entwickelte man neue Module und konnte sich über Umsatzsteigerungen von etwa 80 Prozent pro Jahr erfreuen. Nur vier Jahre nach Gründung wurde Analog Devices mit einem Jahresumsatz von 8,7 Millionen US-Dollar zum Marktführer von modularen Operationsverstärkern. Um sich neues Kapital zu beschaffen, ging man im März 1969 an die Börse. Kurz darauf folgte die erste Geschäftsübernahme: Pastoriza Research, einem Hersteller von speziellen integrierten Schaltkreisen, die analoge Signale, wie Druck oder Temperatur, in digitale umwandelten konnten. Fortlaufend investierte man in die Entwicklung neuer, innovativer Produkte und konnte somit über die Jahre ordentlich wachsen. Heute ist die Analog Devices Inc. eines der führenden Halbleiterunternehmen in seinem Segment und beliefert seine +125.000 Kunden weltweit mit mehr als 75.000 Produkte.
Wie kann sich Analog Devices in Zukunft weiterentwickeln?
Bevor ich dazu komme, möchte ich noch mal kurz das Geschäftsmodell der Analog Devices Inc. zusammenfassen. Das Halbleiterunternehmen beschäftigt etwa 15.900 Mitarbeiter in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von analogen, Mixed-Signal- und digitalen Signalverarbeitungsschaltungen, die in Industrie-, Kommunikations-, Computer- und Verbraucheranwendungen eingesetzt werden. Um es etwas einfacher auszudrücken: Die Produkte aus dem Hause Analog Devices wandeln Phänomene der realen Welt wie Temperatur, Druck, Schall, Licht, Geschwindigkeit oder Bewegung in elektrische Signale um. Man schlägt sozusagen die Brücke zwischen der physischen und der Computerwelt.
Werfen wir nun einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q4 2021 – endete am 30. Oktober 2021). Der Gesamtumsatz im Zeitraum von August bis Oktober 2021 lag mit 2,34 Milliarden US-Dollar deutlich über dem Ergebnis aus dem Vorjahresquartal. Im Q4 2o2o erwirtschaftete man noch einen Umsatz von 1,53 Mrd. US-Dollar – hier haben wir also eine Steigerung von 53 Prozent, die hauptsächlich durch die Stärkung der beiden Absatzmärkte Industrie und Automobil befeuert wurde. Der bereinigte Gewinn stieg von 636 Millionen US-Dollar auf nun eine Milliarde US-Dollar. Zu guter Letzt konnte auch der Gewinn je Aktie von 1,44 US-Dollar auf 1,73 US-Dollar gesteigert werden. Ich denke, diese Quartalszahlen können sich wirklich sehen lassen.
Sieht man sich die Umsatzverteilung der Analog Devices Inc. an, sieht man schnell, dass wir es hier wirklich mit einem Halbleiterkonzern der Industrie zu tun haben. Mit 49 Prozent ist diese Geschäftssparte mit großem Abstand am entscheidendsten. Gefolgt von der Sparte Automobil, die etwa 20 Prozent zum Umsatz beiträgt. 16 Prozent verdient man mit Produkten für Kommunikation- und Infrastrukturlösungen und etwa 15 Prozent mit verschiedenen Verbraucheranwendungen. Kein Wunder also, dass gerade das Thema Industrie 4.0 zum wichtigen Wachstumstreiber wurde. Fakt ist, dass aktuell mehr und mehr Industrieunternehmen mitten im digitalen Wandel stecken und Fabrikanlagen grundlegend modernisiert werden. Zukünftig werden intelligente Maschinen selbstständig Fertigungsprozesse koordinieren können und Roboter den Mitarbeitern bei der Montage schwerer Arbeiten unterstützen. Auch der Materialfluss könnte zukünftig größtenteils durch künstliche Intelligenzen übernommen werden. Analog Devices ist mit seinem Angebot hier zweifelsohne bestens aufgestellt.
Abgesehen davon wird das Technologieunternehmen auch zukünftig durch Geschäftsakquisen wachsen können. Zuletzt kaufte man den Halbleiterhersteller Maxim Integrated auf, wodurch Analog Devices seine Position als führender Anbieter von leistungsstarken Halbleitern weiter ausbauen konnte. Eine Übernahme birgt zwar stets auch Gefahren, dennoch bin ich zuversichtlich, dass man hier bedacht vorgeht und genau weiß, was man tut. Alles in allem bin ich tatsächlich optimistisch, was die Zukunft des Halbleiterkonzerns angeht.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Die erste Beteiligung am Unternehmensgewinn in Form von Dividenden erhielten Analog Devices Investoren bereits im Jahr 1975. Allerdings wurde seitdem nicht in jedem Jahr die Dividende gezahlt. Erst seit 2003 wird die Dividende in jedem Jahr gezahlt und zudem auch gesteigert. Betrachtet auf den letzten 10 Jahren ist es dem Halbleiterkonzern gelungen, die Gewinnausschüttung um durchschnittlich 10,0 Prozent pro Jahr anzuheben. Auch die aktuelle Dividendenrendite in Höhe von 1,6 Prozent kann sich durchaus sehen lassen. Lediglich die momentane Ausschüttungsquote finde ich mit 74,8 Prozent etwas zu hoch.
Fazit:
Analog Devices konzentrierte sich anfangs nur auf einen kleinen Nischenmarkt, den man schnell zu dominieren wusste. Über die Jahre entwickelte sich daraus eines der führenden Halbleiterunternehmen, das unter anderem für seine leistungsstarken Datenumwandlungstechnologien bekannt ist. Ich halte das Geschäftsmodell für vielversprechend und kann mir gut vorstellen, dass Anleger mit der Aktie noch lange Freude haben werden.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.