Ich bin ständig im Kontakt mit vielen Investoren – sowohl in der Arbeit als auch in verschiedenen sozialen Netzwerken. Ein Thema fällt mir hierbei regelmäßig auf. Die meisten Anleger wollen ihr Geld in Trendthemen investieren. Mal ist es Cannabis, mal ist es Wasserstoff und mal sind es autonome Transportdienstleister. Das Problem ist nur, dass es zu Beginn eines Trends meist viele neue Unternehmen gibt, die sich auf dieses Thema stürzen. Woher soll ein Anleger nun wissen, welche dieser Firmen sich wirklich durchsetzen wird? Das ist reines Glücksspiel.
Vielleicht mögen mich manche als Langweiler abstempeln, aber ich investiere mein Geld lieber in Marktführer. In Unternehmen, die sich seit Jahren am Markt durchgesetzt haben und dabei hochprofitabel sind. Genau in dieses Beuteschema passt auch unser heutiger Kandidat: die Union Pacific Corporation.
Auf die Entstehung der Eisenbahn im Allgemeinen bin ich bereits bei der Canadian National Railway eingegangen. Wer mag, kann sich dort noch mal den ersten Absatz der Entstehungsgeschichte durchlesen.
Zu Beginn war es auch in Amerika so, dass man den Transport auf Straßen und Wasserwegen bewältigen musste. So entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts einige künstlich angelegte Wasserkanäle, auf denen Frachtschiffe große Mengen an Gütern transportieren konnten. So wurde auch der Eriekanal gebaut, der New York City mit den großen Seen verbinden sollte. Das funktionierte sehr gut, doch leider konnte man aus geografischen Gegebenheiten nicht überallhin Kanäle bauen. Beispielsweise versperrten große Gebirgszüge den Wasserweg. Da kam die englische Eisenbahn natürlich wie gerufen. Wie auch in ganz Europa zu dieser Zeit konnten gerade die Engländer mit ihren langjährigen Erfahrungen im Eisenbahnwesen punkten. Nach und nach wurden insgesamt 114 Lokomotiven in die USA geschifft, die dort ab dem 9. August 1829 einsatzbereit betrieben wurden. Es dauerte nicht lange, dass auch in Amerika erste Dampflokomotiven hergestellt wurden. Noch im Jahr 1830 wurden so die ersten beiden Exemplare, Tom Thumb und The Best Friend of Charleston fertiggestellt.
Nun brach allerdings der Bürgerkrieg in den USA aus und der Streckenausbau und auch das Tüfteln an neuen Lokomotiven wurde weitestgehend eingestellt. Tatsächlich wurden auch viele Streckenabschnitte im Krieg zerstört. An diesem Punkt der Geschichte kommt Abraham Lincoln ins Spiel, der gerade zum 16. Präsidenten der USA gewählt wurde. Lincoln, der früher als Anwalt für Eisenbahnrecht arbeitete, galt als großer Förderer der schienengeführten Transportmittel. So unterzeichnete er am 1. Juli 1862, noch während des Krieges, die Genehmigung zum Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn. Allerdings wurde nicht eine, sondern 2 Eisenbahnunternehmen damit beauftragt, die Schienen zu verlegen: Die Central Pacific Railroad, die von Sacramento Richtung Osten baute und die Union Pacific Railroad, die sich von Omaha aus in Richtung Westen arbeitete. Bis ins Jahr 1965 ist allerdings nicht viel geschehen, da man während des Krieges kaum finanziellen Ressourcen, geschweige Bauarbeiter zur Verfügung stehen hatte. Nach Kriegsende konnte es endlich so richtig losgehen und beiden Eisenbahngesellschaften wurde ein tolles Angebot gemacht. Sie bekamen für jeden verlegten Streckenabschnitt einen pauschalen Zuschuss und durften außerdem über das anliegende Land der Schiene verfügen. Mit diesem Angebot brach der Wettstreit zwischen den beiden Eisenbahngesellschaft aus – wer schließlich schneller arbeitete und mehr Schienen verlegte, wurde besser bezahlt. In einem regelrechten Rekordtempo verlegte man Schienen quer durchs ganze Land. Bereits am 10. Mai 1869 traf man sich in Utah und feierte mit einem goldenen Gleisnagel die Vollendung der ersten transkontinentalen Eisenbahnverbindung. Anstatt mehrerer Monate benötigte man nun nur noch knapp eine Woche, um von New York nach Kalifornien zu kommen.
Fortlaufend konnte sich die Union Pacific Corporation weiterentwickeln, sodass sie auch heute noch als einer der Eisenbahn-Marktführer in Amerika gilt. Den Personenverkehr gliederte das Unternehmen weitestgehend aus, um sich voll und ganz auf den Gütertransport zu konzentrieren. Dies ist mit vollem Erfolg auch gelungen.
Wie wird das Geschäft der Union Pacific Corp. in Zukunft laufen?
Ich bin sehr optimistisch, was die zukünftige Entwicklung der UP angeht. Vielleicht kann man das als Deutscher nicht wirklich nachvollziehen, aber in Amerika hat man einen ganz anderen Bezug zu Eisenbahnen. Nur mal zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 357.580 km² – Amerika hat insgesamt eine Fläche 9.831.510 km². Da kann man nicht einfach so alle Güter mit dem Lkw quer durchs Land schicken. In Deutschland mag das noch funktionieren, in Amerika ist das aber schlichtweg nicht möglich. Man braucht also zwingend ein starkes Schiennetz.
Auch, was die Umwelt angeht, punktet die Eisenbahn gegenüber dem Lkw. Ein Zug ersetzt zwischen 200 und 300 einzelne Schlepper. Dass das deutlich umweltfreundlicher ist, ist nicht schwer nachzuvollziehen. Ebenso sieht es auch bei den Kosten aus – man denke nur mal an die Personalkosten der vielen Lkw-Fahrer. Immer wieder wird argumentiert, dass Lkws in naher Zukunft autonom fahren werden. Ja, das mag sein. Allerdings wird dies auch erst mal deutlich kostspieliger, bis es sich irgendwann rentiert. Auf der offenen Straße ist so etwas nicht so leicht umsetzbar, wie hingegen auf der Schiene. Auch dort wird momentan intensiv daran geforscht, Züge autonom zu fahren. Die Erfolgschancen schätze ich hier deutlich höher ein.
Werfen wir nun einen Blick auf die verschiedenen Sektoren, in denen die Union Pacific Corporation ihren Umsatz erwirtschaftet. Am schwersten fällt hier der Bereich “Premium” mit 31% ins Gewicht. Darunter versteht sich der Transport von Automobilen und auch der intermodulare Verkehr. Dicht gefolgt vom Industrial-Sektor, der 29% zum Umsatz beiträgt. Hier versorgt UP die Industrie mit allen möglichen Komponenten. Agricultural Products, also landwirtschaftliche Produkte wie Getreide oder Düngemittel sorgen für 22% und die restlichen 18% trägt der Bereich Energy, mit Öl, Gas und hauptsächlich Kohle bei. Der Union Pacific ist es dabei gelungen, sich eine mehr als gute brutto Marge von 45 Prozent zu erarbeiten. Fakt ist aber auch, dass das Unternehmen stark von der amerikanischen Wirtschaft abhängig ist. Schwächelte diese, wird das auch Union Pacific schnell zu spüren bekommen.
Generell kann man sagen, dass UP über einen sehr starken Burggraben verfügt. Es wird kein neuer Marktteilnehmer aufkommen, der sich schnell ein Schienennetz von 51.800 Kilometer aufbaut. Monopolist ist Union Pacific dennoch nicht. Schließlich gibt es noch die BNSF Railway, die ebenfalls über ein weitreichendes Schienennetz verfügt. In diesen Eisenbahnkonzern können wir übrigens nur noch indirekt investieren, da sie Warren Buffetts Berkshire Hathaway im Jahr 2010 komplett aufkaufte.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Die erste Gewinnausschüttung erhielten Union Pacific Railway Aktionäre bereits im Jahr 1900. Da das Geschäft doch recht Konjunktur-anfällig ist, ist es dem Unternehmen nicht immer gelungen, die Dividende weiter zu erhöhen. So wurde zuletzt in den Jahren 2004 bis 2006 die Dividende beibehalten. Seitdem konnte man aber jährlich erhöhen und das in einem stolzen Tempo. Betrachtet auf 10 Jahre liegt die durchschnittliche Steigerungsrate bei 20,5 Prozent. Die Dividendenrendite liegt momentan bei 2,2 Prozent und die Ausschüttungsquote bei soliden 48 Prozent. Für ein Eisenbahnunternehmen ist das vollkommen in Ordnung.
Fazit:
Die Union Pacific Corporation konnte sich in der Vergangenheit wunderbar entwickeln. Ebenso optimistisch bin ich auch für die Zukunft, schließlich bedient man zahlungsfähige und margenstarke Sektoren. Des Weiteren wird in den USA ein starkes Eisenbahnunternehmen dringend benötigt. Union Pacific ist ein langweiliges Investment, wie es im Buch steht.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.
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