Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiß sicherlich, dass ich Schaufellieferanten sehr mag. Was ich damit meine? Ganz einfach: Wer hatte damals wohl die höheren Erfolgschancen – der Goldgräber oder der Schaufellieferant? Natürlich wollen wir unsere Investitionen nicht dem Glück überlassen und müssen daher auf solide und aussichtsreiche Geschäftsmodelle setzen. Aus diesem Grund möchte ich heute FactSet Research Systems vorstellen. Okay, ich gebe zu, dass dieser Vergleich durchaus hinkt. Schließlich liefert FactSet keine Schaufeln, sondern bereits das kostbare Gold des digitalen Zeitalters – Zahlen, Daten & Fakten.
FactSet stellt Finanzdaten, Analysewerkzeuge und Softwarelösungen bereit, die von Banken, Versicherungen und anderen Institutionellen dringend benötigt werden. Auch Webseiten, wie z.B. der Aktienfinder (mit dem ich letzte Woche ein Interview führte) zählen zu den Kunden.
Wer noch etwas tiefer in die Entstehungsgeschichte der Finanzdaten eintauchen möchte, sollte sich an dieser Stelle mal meinen Artikel zur S&P Global Inc. durchlesen. Die Geschichte von FactSet geht auf das Jahr 1928 zurück, als Howard E. Wille in Greenwich (Connecticut) geboren wurde. Nach seiner Schulzeit begann er als Wertpapieranalyst und Investmentmanager für mehrere Firmen zu arbeiten, bis er im Jahr 1961 Chief Investment Officer der Piedmont Advisory Corporation wurde. Knapp 5 Jahre später bekam er ein Jobangebot der New Yorker Investmentfirma Faulkner, Dawkins & Sullivan Inc., wo er als Partner und Forschungsleiter arbeiten sollte. Ohne lange zu überlegen, nahm er das Angebot an und forschte anschließend an innovativen Lösungen zur Bereitstellung komplexer Finanzdaten. Als im Jahr 1977 die Shearson Hayden Stone Inc. das Unternehmen übernahm und es zu Meinungsverschiedenheiten über Willes Arbeit kam, entschied er sich zu kündigen. Gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Chuck Snyder, der als Direktor der Computerforschung arbeitete, gründete er im Jahr 1978 die FactSet Research Corporation.
Die beiden erkannten den dringenden Bedarf an kurz und prägnanten Finanzanalysen. Aus dem Grund veröffentlichten sie vierseitige Finanzübersichten über verschiedene Unternehmen, die sie “Company FactSet” nannten. Mit Fahrrad-Kurieren verschickten sie ihre Analysen an Banken und Investmenthäuser in Manhattan. Snyder, der deutlich jünger und technisch versierter war, als Wille, kümmerte sich um die technische Bereitstellung der Daten, während sich Wille auf den Vertrieb konzentrierte. Zu dieser Zeit steckten Computer-Analysen noch in den Kinderschuhen und man benötigte eine Vielzahl von Programmierern, um verschiedene Datensätze aus den sperrigen Großrechnern zusammenzuführen und nutzerfreundlich zu machen. Kein Wunder also, dass viele Analysten weiterhin auf Papier setzten. FactSet machte es sich von Anfang an zur Aufgabe, diese aufkommenden Technologien zu nutzen, um seinen Kunden unkompliziert nützliche Finanzdaten- und Analysen mit an die Hand zu geben. Nach mehr als zwei Jahren Forschung und Entwicklung war FactSet so weit und brachte im Jahr 1981 sein erstes Terminal auf den Markt. Ein Computerprogramm holte sich die Daten aus einer Vielzahl verschiedener Quellen, berechnete manche Werte selbst und stellte auf Knopfdruck vollständige Analysen zur Verfügung.
FactSet, die nun immer mehr Kunden dazugewinnen konnten, bauten ihren Service stets weiter aus. Bald folgten erste Schnittstellen zu Tabellenkalkulationsprogrammen und erste Aktien-Screener. Nutzer konnten dort nach Aktien mit den eingegebenen Kriterien filtern, was die Suche nach neuen Investments deutlich erleichterte. Im Jahr 1991 veröffentlichte FactSet sein erstes Windows-Programm und ebnete damit den Weg für neue Kundschaft. Außerdem eröffnete man erste Büros in Europa und Asien. 1996 ging man unter dem neuen Namen FactSet Research Systems Inc. an die New Yorker Börse. Fortlaufend investierte das Unternehmen in die Weiterentwicklung seiner Dienstleistungen. In diesem Zuge zögerte man auch nicht mit Geschäftsübernahmen. So erwarb man nicht nur eine Datenbank von Thomson Reuters, sondern kaufte in den letzten Jahren vermehrt kleinere Finanzdaten-Anbieter. Damit ist FactSet heute sehr gut positioniert und versorgt weltweit rund 133 Tausend Kunden mit seinen Softwarelösungen und Analysewerkzeugen. Dennoch gibt es weiterhin hohes Wachstumspotenzial.
Wie schätze ich die Zukunftschancen von FactSet ein?
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Zahlen des vierten Quartals 2020. Hier konnte FactSet durchaus überzeugen – der Quartalsumsatz stieg auf 383,6 Millionen US-Dollar, was einer Steigerung von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gleich kommt. Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf die positiven Entwicklungen in den Bereichen Analysen und Vermögensverwaltungs- und Softwarelösungen. Der bereinigte Gewinn pro Aktie steig um 10,3 Prozent auf 2,88 US-Dollar (2,61$ Q4 2019). Schaut man sich die Umsatzverteilung an, fällt schnell auf, dass man den größten Teil des Umsatzes im Heimatland Amerika erwirtschaftet (Seite 8 Quartalsbericht). Nichtsdestotrotz wächst man momentan im asiatischen Raum deutlich stärker, als in Europa oder Amerika.
Sein Geschäftsmodell gliederte FactSet in vier verschiedene Sparten. Im Bereich Research Solutions stellt man Dienstleistungen wie Kennzahlenanalysen, Screeningmöglichkeiten und Unternehmensnews zur Verfügung. Analytics Solutions ist das zweitgrößte Umsatzsegment von FactSet und stellt Risikoanalysen und -bewertungen zur Verfügung. Der Bereich Wealth Solutions konzentriert sich auf Vermögensverwalter und hilft bei der Überwachung und Planung ihrer Portfolios. Zu guter Letzt bietet FactSet noch Content & Technology Solutions. Hier werden Finanzdaten aufbereitet und über verschiedene Schnittstellen in die Anwendungen der Nutzer integriert (wie auch beim Aktienfinder). Dieser Bereich wächst momentan am stärksten.
Mit Bloomberg, Thomson Reuters und S&P Capital IQ hat FactSet definitiv keine schwache Konkurrenz. Dennoch holt FactSet stetig auf, da man auf modernste Lösungen mit intuitiver Bedienung der Software setzt. In diesem Bereich ist man seinen Konkurrenten voraus. Analysten, die allerdings seit Jahrzehnten mit den Bloomberg-Terminals arbeiten, werden wohl kaum wechseln und sich wieder neu einarbeiten wollen. Wer hingegen mal mit FactSet gearbeitet hat, ist davor meist überzeugt. Das untermauert auch der Fakt, dass ganze 95 Prozent der Kunden ihre Verträge von Jahr zu Jahr verlängern. Aus meiner Sicht stehen also die Chancen gut, dass FactSet auch in Zukunft weiter wachsen und eventuell sogar die Marktführerschaft an sich reißen kann.
Und wie sieht es mit der Dividende aus?
Für Technologieunternehmen nicht unüblich investierte auch FactSet eine lange Zeit seine Gewinne stets in eigenes Wachstum. Erst im Jahr 1999 begann man damit, seine Aktionäre am Gewinn zu beteiligen. Seitdem ist es dem Unternehmen auch gelungen, die Dividende von Jahr zu Jahr anzuheben. Die Dividendensteigerungsrate betrachtet auf den letzten 10 Jahren liegt bei soliden 12,7 Prozent. Die aktuelle Dividendenrendite ist mit 0,9 Prozent zwar nicht sonderlich hoch, das ist aber auch dem hervorragend gelaufenem Aktienkurs geschuldet. Auch die Ausschüttungsquote von momentan nur knapp 30 Prozent lässt auf ein langfristiges Wachstum hoffen.
Fazit:
FactSet Research Systems entwickelte sich einem der wichtigsten und erfolgreichsten Finanzdatenlieferanten. Seine Systeme und Softwarelösungen sind aus der Branche nicht mehr wegzudenken. Ohne Zweifel ist noch ein langfristiges Wachstumspotenzial vorhanden, weshalb ich mir die Aktie auch zum heutigen Kurs ins Depot legen würde.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.