Immer mehr Menschen begeistern sich für die Börse. Im Coronajahr 2020 nutzen viele die günstigen Einstiegschancen und begannen ihr Geld in Aktien, Fonds oder ETFs zu investieren. Somit ist inzwischen knapp jeder sechste Deutsche in Aktien investiert – ein Wert, der beinahe so hoch ist, wie zur Jahrtausendwende. Der mit Abstand größte Anstieg ließ sich in meiner Generation, der jungen Erwachsenen unter 30 Jahren, finden. Hier kamen etwa 70 Prozent mehr Anleger dazu, als noch im Vorjahr. Ein Trend, von dem gerade auch nachhaltige Anlageklassen profitieren können.
Aus diesem Grund möchte ich heute Schwedens Marktführer im Bereich der umweltfreundlichen Heizungs- und Lüftungstechnik vorstellen. Gewissermaßen nutzt NIBE Industrier die Kraft der Natur und entlastet damit gleichzeitig die Umwelt. Schauen wir uns das Unternehmen mal etwas genauer an und wer weiß, vielleicht ist die Aktie ja auch etwas für dein Depot …
Zunächst möchte ich einen kleinen Exkurs in den Bereich der Wärmetechnik machen. Der Ursprung hierfür findet sich im 18. Jahrhundert, als der schottische Chemiker und Mediziner William Cullen beim Experimentieren mit verdampftem Diethylether seinem Reaktionsgefäß so viel Wärme entzog, dass sich eine kleine Menge Eis bildete. Es dauerte allerdings bis ins Jahr 1852, bis man erkannte, dass sich das Prinzip dieser Kältemaschinen auch umkehren ließe und man es somit hervorragend zum Heizen nutzen könnte. Dennoch waren fossile Brennstoffe, wie Öl und Gas damals günstiger und Wärmepumpen konnten sich eine lange Zeit nicht durchsetzen. Erst in den 1970er-Jahren, als die Rohölpreise massiv in die Höhe schossen, wurden umweltschonende Wärmepumpen attraktiver. Als dann in den letzten Jahrzehnten das Umweltbewusstsein zunehmend anstieg, begann der endgültige Siegeszug dieser sauberen Heiztechnik.
Aber zurück zur Entstehungsgeschichte der heutigen NIBE Industrier AB. Hier lässt sich der Ursprung im Jahr 1885 finden, als Christian Bergh Backer in dem kleinen Dorf Flisa (Norwegen) geboren wurde. Bereits in jungen Jahren zeigte sich, dass er eine wissenschaftliche Begabung hatte. So war es nicht verwunderlich, dass er während seines Studiums auch als Assistent eines Hochschulprofessors in Trondheim arbeitete. Dieser arbeitete unter anderem daran, reines Magnesium aus Meereswasser zu gewinnen. Christian erforschte die Eigenschaften des chemischen Elementes und erkannte, dass Magnesiumoxid ein außerordentlich guter Wärmeleiter ist. Mit dieser Erkenntnis machte er sich daran, ein neues Rohrheizelement zu entwickeln, das er schließlich mit Erfolg im Jahr 1921 zum Patent anmeldete. Einige Jahre später verkaufte er Lizenzen für seine Methode und baute eigene Produktionsanlagen auf. Im Jahr 1938 baute Christian Backer sein eigenes Unternehmen in England auf, die Backer Electric Ltd. Da seine Ehefrau Elsa schwedische Wurzeln hatte, entschied er sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch dort ein Unternehmen aufbauen zu wollen.
Gemeinsam mit einem Kollegen, machte sich Christian auf Reise nach Schweden, um dort Produzenten von seinen Heizelementen zu begeistern. Tatsächlich zeigten einige Interesse, allerdings bestand er darauf, dass sein Name im jeweiligen Firmenname aufgenommen wird. Da dies keiner tun wollte, gab man die Reise schon fast auf. Auf dem Rückweg besuchte man noch Nils Bernerup, den Cousin von Elsa. Dieser leitete eine große Schweinezucht und verfügte über nützliche Geschäftskontakte. So kam es, dass man 1949 gemeinsam die Backer Elektro-Värme AB in Sösdala gründete und begann Rohrheizelemente herzustellen und zu vertreiben. Im Jahr 1952 kaufte Nils zusätzlich eine kleinere Firma und gründete die NIBE-Verken AB (die Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamen). Hier konzentriert man sich zuerst auf Warmwasseraufbereiter, dann auf Kaminöfen und ab dem Jahr 1981 auf die Herstellung von Wärmepumpen. 1989 entschied die Familie Bernerup, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen und verkaufte alle Geschäftsanteile an einige Mitarbeiter und externe Investoren. Diese schlossen die Backer Elektro-Värme AB und die NIBE-Verken AB zusammen und formten daraus die NIBE Industrier AB. Das Geschäft entwickelte sich blendend und 1997 folgte schließlich der Börsengang an der Stockholmer Börse, um dadurch die globale Expansion voranzutreiben.
Wie kann sich NIBE Industrier in Zukunft weiterentwickeln?
Zunächst möchte ich noch mal kurz das Geschäftsmodell des Heiz- und Lüftungstechnikers zusammenfassen. Durch den starken Akquisitionskurs der letzten Jahrzehnte umfasst NIBE heute über 100 unabhängige Unternehmen, die ihre eigenen Marken produzieren und sich auf den folgenden drei Geschäftsfeldern aufteilen.
Insgesamt beschäftigt NIBE Industrier weltweit rund 18.700 Mitarbeiter und wird auch in Zukunft weiterhin passende Geschäftszukäufe tätigen. Eine Liste aller Akquisen stellt NIBE auf dieser Seite hier zur Verfügung. Zuletzt kaufte man das britische Unternehmen Heat Trace auf.
Werfen wir nun einen Blick auf die Zahlen des zuletzt veröffentlichten Quartals (Q1 2021). Der Umsatz Zeitraum von Januar bis März 2021 stieg um 7,7 Prozent auf 6.831 MSEK (entspricht etwa 678 Millionen Euro). Den Gewinn konnte man gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um stolze 45,1 Prozent auf nun 833 MSEK (etwa 82 Mio. Euro) steigern. Der Gewinn je Aktie belief sich auf 1,26 SEK. Im ersten Quartal 2020 lag dieser Wert noch bei 0,84 SEK. Gerteric Lindquist, der CEO von NIBE Industrier, gab sich trotz einiger Schwierigkeiten vorsichtig optimistisch für das Geschäftsjahr 2021. So erwähnte er beispielsweise, dass man durch Lieferengpässe und einige Preiserhöhungen von Zulieferern, auch selbst einen Mangel von Bauteilen feststellen musste. Allerdings sei man durch die geografische Streuung und durch die stabile Rentabilität solide aufgestellt.
Apropos geografische Streuung: Wie man dem Jahresbericht 2020 (Seite 4) entnehmen kann, erwirtschaftet NIBE Industrier etwa 23 Prozent des Konzernumsatzes in Skandinavien, etwa 44 Prozent in den restlichen Europäischen Ländern, 27 Prozent in Nordamerika und 6 Prozent in vereinzelten weiteren Staaten. Wer also, wie ich auch, etwas zu viel USA im Depot hat, könnte vielleicht an NIBE Freude haben.
Wie sieht es mit der Dividende aus?
Seit dem Börsengang im Jahr 1997 beteiligt NIBE Industrier seine Aktionäre am Unternehmenserfolg in Form von jährlichen Dividendenausschüttungen. Dem Wärmepumpenprofi ist es seitdem stets gelungen, die Dividende in jedem Jahr auszuzahlen. Zwar konnte man nicht in jährlich seine Dividende steigern, dafür musste man sie aber immerhin noch nie kürzen. Seit 2013 etablierte man die jährliche Dividendensteigerung und das mit einem phänomenalen Wachstum. Betrachtet auf den letzten 5 Jahren konnte NIBE Industrier seine Dividende jährlich um stolze 16,8 Prozent steigern. Die momentane Dividendenrendite ist mit 0,4 Prozent zwar noch recht gering, die Ausschüttungsquote in Höhe von 31 Prozent signalisiert aber ein solides Steigerungspotential für die nächsten Jahre.
Fazit:
Der Wärmetechniker NIBE Industrier baute sich über die Jahre eine starke und führende Marktstellung auf. Durch seine vielen Geschäftsakquisen und Innovationen ist es den Schweden gelungen, sich als nachhaltigen Anbieter von intelligenten und energieeffizienten Heiztechniklösungen zu positionieren. In meinen Augen sollten sich auch Langfristanleger dieses Unternehmen noch mal genauer ansehen.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.