Jetzt mal unter uns: Erledigt ihr gerne euren Papierkram? Im muss zugeben, dass sich bei mir oft kleinere Stapel bilden, die ich dann einmal im Monat abarbeite. Natürlich schaue ich vorher, ob irgendwelche dringenden Rechnungen anstehen oder Themen dabei sind, bei denen ich schneller reagieren muss. Grundsätzlich ist es aber auch für mich immer eine “lästige” Aufgabe. Jetzt stellt euch mal vor, ihr seid selbstständig und habt ein Team von mehreren Mitarbeitern aufgebaut. Um die Gehälter zu berechnen und pünktlich zu bezahlen, um Firmenreisen zu bearbeiten und um steuerliche Angelegenheiten zu erledigen, kommt noch mal einiges mehr an Papierkram auf euch zu. Natürlich könnte man weitere Mitarbeiter einstellen, die sich ausschließlich darum kümmern würden oder man engagiert ein Unternehmen, das sich auf diese Aufgaben spezialisiert hat.
Automatic Data Processing Inc. ist genau so ein Unternehmen und mit inzwischen weit über 800 Tausend Firmenkunden weltweit ist man der Erfolgreichste seiner Branche. Aber nicht nur Chefs sind überaus zufrieden, sondern auch die Aktionäre.
Die Entstehung des Unternehmens haben wir Henry Taub zu verdanken. Im Jahr 1927 wurde er in New Jersey geboren und besuchte dort die Eastside Highschool. Anschließend begann er an der New York University Rechnungswesen zu studieren. Da er im Jahr 1947 noch nicht 21 Jahre alt war und somit noch nicht zur CPA-Prüfung zugelassen wurde, arbeitete Taub nebenbei für einen Wirtschaftsprüfer in Manhattan. Als ein Angestellter, der sich um die Gehaltsabrechnungen der Mitarbeiter kümmerte, krank wurde und für längere Zeit ausfiel, musste Taub einspringen. Allerdings war es keine leichte Aufgabe, mit dem ganzen Papierkram klarzukommen. Noch dazu waren die Mitarbeiter, die schon länger auf ihr Gehalt warteten, dementsprechend wütend. Taub stellte schnell fest, dass diese monatlichen Arbeiten gerade für kleinere Arbeitgeber ein großes Problem darstellten. Themen wie Sozialversicherung oder Einkommenssteuer erforderten die aufwendige Pflege verschiedener Nachweise. Kurzerhand entschied sich Taub die Automatic Payroll Inc. im Jahr 1949 zu gründen.
Er mietete sich in einem Büro in Paterson (New Jersey) ein und begann für kleinere Unternehmen die Gehaltsabrechnungen durchzuführen. Er fuhr mit der Straßenbahn zum Kunden, holte die Stundenzettel der Mitarbeiter ab, erledigte in seinem Büro den Papierkram und brachte die fertigen Gehaltsabrechnungen zurück. Zu dieser Zeit überließ man es noch den Arbeitgebern, die Schecks zu unterzeichnen und das Bargeld in Gehaltsumschlägen den Mitarbeitern zu übergeben. Da die sorgfältige Arbeit von Automatic Payroll Inc. schnell die Runde machte, kamen mehr und mehr Auftraggeber hinzu. Um ihn zu unterstützen, stieß 1951 auch Henrys Bruder Joe Taub ins Unternehmen und übernahm dort administrative Aufgaben. Im gleichen Gebäude gab es auch ein Prudential Versicherungsbüro, in dem Frank Lautenberg arbeitete. Bei gelegentlichen Kaffeepausen lernte man sich untereinander kennen und so schlossen die 3 Freundschaft. Abends führte Lautenberg Versicherungsgespräche mit Kunden, tagsüber warb er für Taub’s Service. Nach einiger Zeit kam auch er Vollzeit ins Unternehmen und gemeinsam bauten sie es weiter aus. Im Jahr 1957 schafften sie sich einen IBM-Computer an, um ihren Kunden verschiedene Datenverarbeitungsdienste anzubieten. Als man 1961 an die Börse ging, benannte man sich in Automatic Data Processing Inc. (kurz ADP) um.
Heute ist ADP der größte Dienstleister für Themen rund ums Personal – von Gehaltsabrechnungen, Arbeitszeiterfassung, Reisekostenmanagement, Steuerangelegenheiten, bis hin zum Personaleinstellungsprozess. Weltweit gesehen gibt es aber noch ein enormes Wachstumspotenzial. Aktuell verdient man mehr als 80% des Umsatzes im Heimatland Amerika.
Wie wird es bei ADP zukünftig weitergehen?
Grundsätzlich kann man hier eine relativ kurze Antwort geben: Die Weltbevölkerung steigt an, immer mehr Menschen gehen arbeiten, ADP bekommt immer mehr Kunden und Aufgaben und wächst dementsprechend weiter an. Momentan sind es schon über 810.000 Firmenkunden aus 140 Ländern, für die ADP monatlich 41 Millionen Gehaltsabrechnungen erstellt – Tendenz steigend. Neben den vereinbarten Dienstleistungsgebühren profitiert ADP aber zudem von Zinseinnahmen. Das Geld, das man im Auftrag der Arbeitgeber an deren Mitarbeiter auszahlt, verweilt für eine kurze Zeit auf den Konten von ADP. Auch wenn man aktuell kaum Zinsen bekommt, kamen hier im Geschäftsjahr 2019 (endete im Juni) insgesamt 562 Millionen US-Dollar zusammen (siehe Seite 2 ADP 4Q19 Earnings Release). Diese Zahl konnte man im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent steigern.
Ein Thema, das bei ADP auch immer mehr in den Vordergrund ruckt, sind cloudbasierte Softwareanwendungen für ihre Kunden, die es ihnen ermöglichen leicht und unkompliziert, ihre Mitarbeiter zu verwalten. Die Größe des Unternehmens und auch die verschiedenen Beschäftigungszyklen sollen hierbei keine Rolle spielen – egal ob jemand in Vollzeit arbeitet oder als Freelancer für das Unternehmen tätig ist, alle sollen bequem gemanagt werden können. Des Weiteren arbeitet ADP auch verstärkt mit künstlichen Intelligenzen. Es kann also sein, dass man eines Tages beim Einstellungsgespräch einem Roboter gegenübersitzt.
Wie sieht’s mit der Dividende aus?
Eine Dividende erhalten die Aktionäre bereits seit dem Jahr 1974 und seitdem wird sie auch jährlich angehoben. Betrachtet man die durchschnittliche Dividendensteigerungsrate der letzten 10 Jahre, kommt man auf einen soliden Wert von über 11 Prozent. Die aktuelle Dividendenrendite ist mit 1,9 Prozent zwar nicht sonderlich hoch, aber bei so einem bewundernswerten Kursverlauf mehr als verkraftbar. Die Ausschüttungsquote liegt mit ca. 60 Prozent schon etwas hoch, allerdings muss ADP auch nicht sonderlich viel investieren, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Andere Branchen haben es hier definitiv schwerer …
Fazit:
ADP nimmt Unternehmen viel Papierkram-Arbeit ab, sodass sich diese wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Die meisten Firmenkunden sind im Heimatmarkt USA ansässig, da man sich aber mehr und mehr von der wirtschaftlichen Gesundheit des Landes unabhängig machen will, wächst man aktuell vermehrt im Ausland. Hier bietet sich für ADP noch ein enormes Wachstumspotential. Persönlich bin ich überhaupt kein Fan von Papierkram, von der Aktie hingegen bin ich es.
Der Hintergrund
Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.
Das Problem
Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.
Die Lösung
Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.