Aflac

Aflac

Das lukrative Geschäft mit Zusatzversicherungen

Versicherungsvertreter genießen in Deutschland keinen guten Ruf. Und dennoch werden 25% aller neuen Versicherungsverträge von einem Vermittler abgeschlossen – Kunden ziehen einfach die persönliche Beratung vor. Einige Versicherungen sollte auch wirklich jeder besitzen, so unter anderem eine private Haftpflichtversicherung oder eine Hausratversicherung für Wohnungsbesitzer. Es gibt aber auch deutlich speziellere Versicherungen, wie eine Krankenhaus-, Zahn- oder Krebsversicherung.

Schauen wir uns heute mal einen Versicherungskonzern an, der das Zusatzversicherungsbusiness bestens beherrscht und dabei nicht mal auf Versicherungsvertreter zurückgreifen muss. Aflac bemerkte schon früh, dass Versicherungsvertreter nicht gerade beliebt waren und ging aus diesem Grund Vertriebskooperationen mit Personalabteilungen großer Unternehmen ein.

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Aflac Inc.:

Im Jahr 1955 zogen die drei Brüder John, Bill und Paul Amos von der Küste Floridas in den Nachbarstaat Georgia. Genauer gesagt in die Stadt Columbus, um dort ihr eigenes Versicherungsunternehmen zu gründen. Den Standort wählten sie, weil Columbus die größte Stadt im Südosten Amerikas war, die zu der Zeit noch keinen eigenen Versicherer beheimatet hatte. Allerdings hatten die Amos Brüder zuvor noch nie etwas mit der Versicherungsbranche zu tun, sie stürzten sich also gewissermaßen ins Ungewisse. Am 17. November 1955 gründeten sie die American Family Life Insurance Company. Sie mieteten ein paar Büroräume an und stellten 60 Versicherungsvertreter ein, die von Türe zu Türe liefen und Lebensversicherungen verkauften. Das Geschäft lief super und bereits im ersten Jahr konnte das junge Unternehmen 6.400 Verträge vermitteln. Die 3 Brüder hatten stets ein Ohr bei ihren Kunden und hörten auf ihre Bedürfnisse. Sie sahen die hohen finanziellen Belastungen einer Krebserkrankung und reagierten im Jahr 1958 mit der ersten Krebsversicherung auf dem Markt. Kunden zahlen einen monatlichen Betrag und im Falle einer Krebserkrankung übernimmt der Versicherer einen Teil der Behandlungskosten. Die neuen Zusatzversicherungen wurden zum Verkaufsschlager.

Bereits im Jahr 1964 überdachten die Brüder das Konzept der Versicherungsvertreter, da sie bemerkten, dass diese nicht sonderlich angesehen waren. Man entschied sich, mit Personalabteilungen großer Firmen zu kooperieren. Nun boten die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Krebsversicherungen an. Willigten diese ein, wurde der Betrag einfach vom Lohn einbehalten. Durch dieses einfache, aber geniale Konzept konnte man deutlich schneller wachsen. Zu diesem Zeitpunkt benannte man sich auch von Insurance (Versicherung) zu Assurance (Sicherheit) um, dieser Name wurde später abgekürzt und Aflac entstand.

1970 besuchte John Amos die Weltausstellung im japanischen Osaka. Er war so begeistert von diesem Land, dass er 4 Jahre später als einer der ersten amerikanischen Versicherer den Schritt nach Japan wagte. Amerikaner hatten es nach dem 2. Weltkrieg nicht leicht und dennoch verkauften sich auch dort ihre Versicherungen wie von allein. Bereits im ersten Jahr konnte Aflac 25 Millionen Dollar an Prämien verbuchen. Nach der Jahrtausendwende wurde Aflac mit einer weißen Ente in zahlreichen Werbekampagnen sehr bekannt. Neben Personalabteilungen kooperiert man inzwischen auch mit Banken und Postfilialen – das funktioniert so gut, dass man bereits 70% der Einnahmen in Japan erwirtschaftet. Aflac hat es geschafft, sich mit Lebens- und verschiedener Zusatzversicherungen perfekt auf dem Markt zu positionieren und langfristig zu behaupten.

Der Aflac Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
AFL
WKN:
853081
ISIN:
US0010551028
Land:
USA
Marktkapitalisierung:
38.1 Mrd. €
Dividendenrendite:
2.6%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
1973

Aussichten

Was plant Aflac in Zukunft?
Die Vorstände des Versicherers werden zukünftig sicher das Rad nicht neu erfinden und dennoch kann man davon ausgehen, dass man stets auf die Bedürfnisse seiner Kunden hören und entsprechende Versicherungslösungen anbieten wird. Das Geschäft wird aber auch ohne Innovationen stabil weiterlaufen. Ein Trend, der Aflac aber sicher nicht erfreuen wird, ist der anhaltende Bevölkerungsrückgang in Japan. Aber auch das ist noch lange kein Grund zur Sorge, da das Land aktuell gerade mal um 0,12% pro Jahr “schrumpft”. Man wird also noch einige Jahrzehnte lang sehr gutes Geld mit den laufenden Verträgen verdienen.

Aflac stand in letzter Zeit öfter in Kritik, da es Probleme beim Kooperationspartner Japan Post Holding gab. Kunden wurden teilweise falsch beraten und es wurden falsche Verträge abgeschlossen. Bei einigen Kunden wurde sogar fälschlicherweise der Versicherungsbetrag doppelt eingezogen, was natürlich für Unruhe sorgte. Aktuell müssen rund 287.000 Einzelverträge manuell geprüft werden, um die Fehler zu bereinigen. Die Ursache des Problems soll ein asynchrones EDV-System der Postfilialen gewesen sein. Bis Oktober soll alles wieder wie geplant laufen. Bei solchen Schlagzeilen ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass Neukunden erst mal zurückschrecken. Das spürte Aflac auch deutlich im letzten Quartalsbericht, man geht aber davon aus, dass sich das bald wieder normalisieren wird. Man versucht aktuell alles, um das verloren gegangen Vertrauen der Kunden wieder zurückzugewinnen.

Und wie sieht’s mit der Dividende aus?
Hier ist Aflac ein tolles Vorzeigeunternehmen. Seit 1973 zahlt man eine Dividende an seine Aktionäre aus. Seit 1983 wird diese sogar Jahr für Jahr gesteigert. Und das um durchschnittlich 7% (Ø letzten 10 Jahre) – da kommt die aktuelle Dividendenrendite von 2,2% gar nicht mehr so gering vor. Und bei einer Ausschüttungsquote von gerade mal 26% steht weiteren Steigerungen auch zukünftig nichts im Weg. Natürlich gehört das Unternehmen zu den heiß begehrten Dividendenaristokraten.

Fazit:
Aflac hat sich ein starkes Vertriebsnetz aufgebaut, auf das manch anderer Versicherer neidisch wäre. Den Großteil seiner Einnahmen erwirtschaftet man in Japan, wo man eng mit der Post, mit Banken und Personalabteilungen großer Unternehmen zusammenarbeitet. Eine eigene Aflac Versicherung können wir uns in Deutschland zwar noch nicht kaufen, aber wir können uns ganz einfach am Unternehmenserfolg beteiligen.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
2.6 %
6 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
13.4 %
5 von 6
Ausschüttungsquote
23.1 %
6 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
39 Jahre
5 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
140.1 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
14.4 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
-0.3 %
0 von 3
Verschuldungsgrad
4.8 %
3 von 3
Gesamtpunktzahl
=
31 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

Weitere interessante Unternehmen:

Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
Benedikt Stafflinger

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Der Depotplaner inkl. Depot-Tracker

Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.

Wie ist deine Meinung zu Aflac?

6 Antworten

  1. Sehr schöner Artikel. Die amerikanischen Versicherer sind sehr interessant, auch Allstate, Progressive und The Travelers, habe Aflac schon länger auf der Watchlist. Leider hält mich die Dividendenrendite bisher noch von ab, ich liebäugle aktuell mit AXA. Versicherer sind generell sehr gute Buy and Hold Werte, kommt immer Geld rein bei denen. Wäre aber evtl. doch mal Zeit intensiver darüber nachzudenken, die amerikanischen Werte bei Rücksetzern zu kaufen. Ich bin bisschen gierig, erwarte immer 5% Dividendenrendite evtl. sollte man hier mal eine Ausnahme machen, sie steigen langfristig alle sehr gut.

    1. Hallo IMHAMSTERRAD,
      hm, also AXA ist auf den ersten Blick gar nicht so mein Fall – weder was den Chart angeht, noch die Dividendenhistorie.
      Aber generell gebe ich dir recht – Versicherer sind gute Buy&Hold-Werte 🙂
      Liebe Grüße

  2. Hi,
    warum sollte man eine AXA kaufen wenn es hier doch die Allianz gibt?

    Habe diese selber im Depot und hat sich bisher sehr gut entwickelt.

    Viele Grüße
    Buyholdchecker

  3. Hallo,

    bin aktuell auf der Suche nach Werten die sich noch nicht allzu stark erholt haben (wird weniger). Bei Aflac ist das an und für sich bereits passiert, besser gesagt bewegt sich die Aktie am ATH. Mit meinen “Fundamentalanalysekünsten” bzw. “Ermittlungen des fairen Wertes”, wäre es immer noch ein Einstiegskurs…was übersehe ich da?

    Steht das Unternehmen wirklich so gut da, oder sind meine Berechnungen total daneben?

    Vielleicht kannst du ja deine Einschätzung zum aktuellen Kurs geben.

    Vielen Dank!
    Moritz

    1. Hallo Moritz,
      habe mir eben Aflac nochmal angesehen und bin ebenfalls zum Entschluss gekommen, dass hier alles passt.
      Ich denke, es kommt natürlich auf die Anlagestrategie an, ob Aflac nun ein Kauf ist oder nicht.
      Wenn man einen langen Atem hat, wird man aber vermutlich viel Spaß mit dem Unternehmen haben.
      An der Stelle: Gute Unternehmen kauft man fast immer am Allzeithoch 😉
      Liebe Grüße
      Benedikt

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