Royal Dutch Shell

Royal Dutch Shell

Hat mehr in der Pipeline als nur Mineralöl

Im Gegensatz zur Aptargroup, die ich letzte Woche vorgestellt habe, ist Shell der breiten Bevölkerung als Kraftstofflieferant ein geläufiger Begriff. Mit knapp 2.000 Straßentankstellen in Deutschland ist man sehr gut positioniert – auch wenn die Aral aktuell noch die Nase vorn hat. Doch wir Aktionäre kennen und lieben unsere Royal Dutch Shell aus einem ganz anderen Grund – nämlich wegen der saftigen Dividende.

Doch kommt nicht irgendwann der Moment, in dem das letzte Erdöl gefördert wurde? Fahren nicht eh bald alle Autos mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb? Und wie sieht es eigentlich mit dem moralischen Gesichtspunkt bei so einem Investment aus? Schließlich sind die Ölkonzerne nicht gerade für ihren Klimaschutz bekannt …

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Royal Dutch Shell Public Limited Company:

Die Geschichte des Ölmultis Shell geht auf das Jahr 1833 zurück, als der Händler Marcus Samuel ein Kuriositätengeschäft in London eröffnet. Ein großer Teil seines Geschäftes bestand darin, Muscheln (englisch: Shell) aus dem Fernen Osten zu importieren und zu verkaufen. Die orientalischen Sammlerobjekte waren sehr beliebt und das Geschäft lief super, sodass seine beiden Söhne das Geschäft nach seinem Tod 1872 übernahmen.

In den 1880er-Jahren interessierten sich die beiden besonders für das Ölexportgeschäft. Allerdings stellte die Schifffahrt ein Problem dar – Ölfässer konnten auslaufen und nahmen sehr viel Platz in Anspruch. Also gaben sie eine Flotte von großräumigen Dampfern in Auftrag. So durchquerte 1892 der erste Öltanker Murex den Suezkanal und die Brüder änderten ihren Firmennamen zu “The Shell Transport and Trading Company”. Aus Respekt ihrem Vater gegenüber behielten sie den etablierten Shell-Namen und auch das Logo wurde nur leicht abgewandelt.

Wenig später bauten sie ihr Transportgewerbe weiter aus. Die erste Ölförderung in Balikpapan (Indonesien) und anschließende Raffinierung kamen hinzu. Leider musste Shell diese Raffinerie später wieder zerstören, da die USA Japan im 2. Weltkrieg den Krieg erklärten. 1901 wurde auch in Texas Öl gefunden und man sicherte sich die Transport- und Vertriebsrechte vom Hauptkonkurrenten Standard Oil. Wegen einer Überproduktion war allerdings bereits 1902 schon alles aufgebraucht.

In derselben Zeit hat ein kleiner Wettbewerber namens Royal Dutch damit begonnen, eine eigene Tanker-Flotte und in Asien eine bessere Vertriebsorganisation aufzubauen. Daraufhin wurde die Hälfte der Shell-Flotte bis auf weiteres lahmgelegt. Natürlich gab man sich damit nicht zufrieden und so fusionierte man 1907 – die Royal Dutch Shell Group war entstanden. Auch heute noch wird der Tag, an dem das Telegramm zur Ankündigung dieser Fusion einging – der 23. April – als Geburtstag von Shell gefeiert.

Auch noch über 100 Jahre später zählt Royal Dutch Shell zu den größten Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen der Welt. Auch zuletzt deshalb, weil man 2016 die britische BG Group übernommen hat. Mit dem 45 Milliarden Euro Kauf hat man sein Öl- und Gasportfolio erheblich ausgebaut. Zudem gründete Shell im selben Jahr sein Geschäft mit erneuerbaren Energien – man möchte sich hier auf  die Erforschung und Entwicklung kommerzieller Möglichkeiten der Wind- und Solarenergie konzentrieren.

Der Royal Dutch Shell Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
SHELL.AS
WKN:
A3C99G
ISIN:
GB00BP6MXD84
Land:
Großbritannien
Marktkapitalisierung:
196.9 Mrd. €
Dividendenrendite:
3.9%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
1945

Aussichten

Wie wird es bei Royal Dutch Shell weitergehen?
Nun, der Energiebedarf wird die nächsten Jahrzehnte noch deutlich weiter ansteigen. Vor allem die Entwicklungsländer sind hier die ganz großen Treiber. Sicherlich bzw. hoffentlich können wir einen Großteil des Bedarfs bald aus erneuerbaren Energien stemmen, nichtsdestotrotz werden aber auch Öl & Gas weiterhin dringend benötigt. Vielleicht fahren irgendwann alle Autos mit Elektromotoren oder anderen Brennstoffen, aber deshalb wird Royal Dutch Shell auch nicht pleitegehen. Der Rohstoff Öl wird in so vielen Industriesparten benötigt, dass wir noch lange davon abhängig sein werden. Kunststoffe, Schmieröle, ja selbst der Asphalt, auf dem unsere Autos fahren, bestehen zum Teil aus Erdöl.

Abgesehen davon baut der Energieriese aktuell seine Position auf dem Stormversorgermarkt erheblich aus. So möchte man bereits 2030 1/3 seiner Einnahmen mit Elektrizität erwirtschaften. Um dieses Ziel auch zu erreichen, war man kürzlich auf einem kleinen Shopping-Trip. Nun gehören der britische Stromversorger First Utility, der E-Ladestationbetreiber New Motion und der bayrische Solarbatteriehersteller Sonnen zum Großkonzern. Damit noch nicht genug: bald soll auch der niederländische Stromerzeuger Eneco dazugehören – dieser ist übrigens in Deutschland mit der Ökostromtocher LichtBlick vertreten.

Wie stabil ist die Dividende von Royal Dutch Shell?
Die letzte Dividendenkürzung musste Shell im 2. Weltkrieg bekannt geben. Seitdem ist sie entweder stückweise angestiegen oder auf einem Level gleichgeblieben – ein Dividendenaristokrat ist Shell somit leider nicht. Aber die ordentliche Dividendenrendite von aktuell 5,8% kann sich in Zeiten der Null-Zins-Politik sehen lassen. Auch wenn ich die relativ hohe Ausschüttungsquote von knapp 70% nicht schön finde, ist Royal Dutch Shell für mich eine super Dividend Income Aktie.

Fazit:
Der Ölkonzern Royal Dutch Shell zählt sicher nicht zu den ökologischsten Unternehmen und auch wenn man in Zukunft mehr auf erneuerbare Energien setzt, kann ich die moralischen Bedenken einiger Aktionäre nachvollziehen. Schaut man sich den Aktienchart an, stellt man schnell fest, dass es sich hierbei auch nicht um ein Wachstumswunder wie z.B. Ecolab handelt. Die Dividende hingegen ist einfach erstklassig und das seit über 70 Jahren.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
3.9 %
6 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
-13 %
0 von 6
Ausschüttungsquote
22.6 %
6 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
0 Jahre
0 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
3.5 %
0 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
27.9 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
1.1 %
0 von 3
Verschuldungsgrad
18.7 %
2 von 3
Gesamtpunktzahl
=
17 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

Weitere interessante Unternehmen:

Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
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Der Depotplaner inkl. Depot-Tracker

Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.

Wie ist deine Meinung zu Royal Dutch Shell?

4 Antworten

  1. Hi Benedikt,

    ich bin ebenfalls der Meinung, dass Shell-Aktien eine klasse Investition für Dividendensuchende sein können. Nicht umsonst ist der britisch-niederländische Öl- und Gas-Riese bislang meine größte Einzelposition.

    Trotz der hohen Dividendenrendite muss einschränkend jedoch gesagt werden, dass der aktuelle Kurs kein Schnäppchen ist. Möglicherweise lohnt es sich, mit dem Einstieg noch etwas zu warten.

    – David

    1. Servus David,
      sehe ich absolut genauso, wie du. Glücklicherweise bin ich auch schon etwas länger bei Royal Dutch Shell dabei & dank einiger Stockdividenden habe ich inzwischen einen Einstiegskurs von 19,48€.
      Leider gibts die Gratisaktien heute nicht mehr 🙁
      Liebe Grüße & einen guten Start in die Woche.
      Benedikt

    1. Hallo, gute Frage. Ich bin mir sicher, dass Shell wieder kommt. Und ich bin auch nach wie vor davon überzeugt, dass Shell gut aufgestellt ist und sich für eine Langfristanlage eignen kann. Zu meiner persönlichen Strategie passte Shell allerdings nicht mehr, weshalb ich mich vor knapp einer Woche dazu entschied meine Position zu schließen. Wie gesagt, ich glaube Shell kommt wieder, aber muss ich so lange dort investiert bleiben, bis das so weit ist? Es gibt aktuell, aus meiner Sicht, so viele tolle Unternehmen, denen ich lieber mein Geld anvertraue. Ein ordentliches Wachstum sowohl in der Dividende, als auch im Kurs ist mir momentan wichtiger, als eine hohe Dividendenrendite. Für Einkommensinvestoren bietet Shell aber dennoch langfristig gute Chancen.
      Ich hoffe, ich konnte deine Frage beantworten 🙂
      Liebe Grüße
      Benedikt

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