Ross Stores

Ross Stores

Der Off-Price-Einzelhändler

Als Investoren müssen wir uns ständig die Frage stellen, in welche Werte wir investieren wollen. Natürlich sollten es aussichtsreiche und wachstumsstarke Unternehmen sein, die auch mal eine heftigere Wirtschaftskrise wegstecken können. Und wenn man sich die momentanen Arbeitslosigkeitsstatistiken anschaut, kann man daraus schließen, dass eine Rezession kommen könnte. Betonung auf “könnte”, mit Sicherheit weiß das niemand! Sollen wir jetzt also anfangen und unser Geld unter dem Kopfkissen bunkern? Definitiv nein, es gibt schließlich auch Unternehmen, die sich in solchen Zeiten gut entwickeln.

Mir hilft hier auch immer die Fragestellung: Wie verhalten sich Menschen in der Krise wohl eher? Kaufen sie den neuen BMW oder sparen sie und gehen bei McDonald’s essen? Kaufen die Leute teure Luxusmarken oder gehen sie vielleicht doch beim Kleidungsdiscounter shoppen? Und aus genau diesem Grund stelle ich heute das kalifornische Bekleidungsunternehmen Ross Stores vor.

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Die Entstehung und das Geschäftsmodell der Ross Stores Inc.:

Im Jahr 1909 wurde Morris “Morrie” Ross in Kalifornien geboren. Aufgewachsen ist er in San Rafael, in der Nähe von San Francisco. Nach seinem erfolgreichen Highschool Abschluss wurde er von der Levi Strauss & Company eingestellt. Allerdings wurde Ross noch an seinem ersten Arbeitstag entlassen, als das Textilhandelsunternehmen erfuhr, dass er nicht in San Francisco wohnte und jeden Tag pendeln müsste. Damals war die Golden Gate Bridge noch nicht gebaut und sein Arbeitsweg war somit ziemlich lang. Das schreckte den motivierten jungen Mann aber nicht ab. Stattdessen arbeitete er fortan bei zwei Import-Export-Firmen in San Francisco, die kein Problem mit seiner Pendelei hatten. Dort war er bis zu seinem Militärdienst im Jahr 1943 angestellt. Nach Kriegende, genauer gesagt im Jahr 1950, eröffnete er mit geliehenem Kapital seiner Familie sein erstes Bekleidungsgeschäft, das er nach seinem Familiennamen benannte. Diesen ersten Ross Store eröffnete er in der San Mateo Avenue in San Bruno (südlich von San Francisco). Das Geschäft war so profitabel, dass es Wirtschaftsprüfer und Konkurrenten kaum für möglich halten konnten. Das Erfolgsrezept von Ross war seine totale Kontrolle – er arbeitete 85 Stunden die Woche und erledigte den gesamten Einkauf und die Buchhaltung allein.

Nach 8 Jahren in seinem eigenen Hamsterrad gefangen, entschied sich Ross letztendlich sein Unternehmen an William Isackson zu verkaufen. Dieser musste erst einmal 4 weitere Mitarbeiter einstellen, um die Arbeiten zu erledigen, die Ross allein machte. Anders als Ross war Isackson eher der Unternehmer, nicht der Arbeiter und setzte deshalb auf Wachstum und neue Geschäftseröffnungen. Innerhalb der nächsten 24 Jahre eröffnete er deshalb 5 weitere Ross Stores. Nun wurde eine Gruppe von Investoren auf das profitable Geschäft aufmerksam und legte Isackson ein Übernahmeangebot vor, das er nicht ablehnen konnte. So markierte das Jahr 1982 eine entscheidende Wende in der Geschichte der Ross Stores Inc.. Die Drahtzieher der Investorengruppe waren Stuart Moldaw und Donald Rowlett. Beide hatten schon langjährige Erfahrungen im Off-Price-Einzelhandelssektor. Das sind Geschäfte, die Markenwaren zu deutlich günstigeren Preisen anbieten, als es in anderen Läden üblich ist. Rabatte von bis zu 60 Prozent waren da keine Seltenheit. Außerdem erweiterten die beiden das Produktsortiment um Markenbekleidung für Männer, Frauen und Kinder sowie Haushaltswaren, Schuhe und Accessoires.

Dieses Konzept erfreute sich so großer Beliebtheit, dass es Ross Stores möglich war, mit enormer Geschwindigkeit zu wachsen. Innerhalb von 3 Jahren wurde die Geschäftsanzahl von 6 auf unglaubliche 107 erhöht. Dabei zog man mit den neuen “Dress for Less”-Läden häufig in leer stehende Geschäftsräume in Kaufhäusern. Um sich weiteres Kapital zu beschaffen, ging man im Jahr 1985 an die Börse. Man nutzte das frische Geld, um es in eine bessere Infrastruktur und ein besseres Management zu investieren. Nur so konnte man das Wachstum effektiver gestalten. Bis Ende 1995 wuchs man auf 292 Ross Stores in 18 Staaten, mit einem Jahresumsatz von 1,4 Mrd. US-Dollar. 2004 führte das Unternehmen dd’s Discounts ein, eine weitere Einzelhandelskette, die sich an Kunden mit moderaterem Einkommen richtet. Momentan zählt die Ross Stores Inc. insgesamt 1.546 Dress for Less-Läden und 259 dd’s Discounts und erwirtschaftete damit im letzten Jahr einen Rekordumsatz von 16 Milliarden US-Dollar.

Der Ross Stores Aktienchart

Zahlen | Daten | Fakten

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Symbol:
ROST
WKN:
870053
ISIN:
US7782961038
Land:
USA
Marktkapitalisierung:
30.1 Mrd. €
Dividendenrendite:
1.4%
Zahlungsintervall:
quartalsweise
Erste Dividende:
1994

Aussichten

Wie kann sich Ross Stores in Zukunft entwickeln?
Ich habe es bereits in der Einleitung erwähnt, ich gehe nicht davon aus, dass morgen wieder alles gut sein wird und alles so weiterläuft, als wäre nichts gewesen. Der Virus und auch die wirtschaftlichen Folgen dessen werden uns noch eine Weile begleiten. Aber die Welt geht nicht unter und Menschen werden auch in der Krise nicht nackt herumlaufen.

Ich bin mir bewusst, dass auch Ross Stores massiv unter dem Coronavirus leidet. Fakt ist aber auch, dass man bereits umfangreiche Sparmaßnahmen getroffen hat. So verkündigte Barbara Rentler, CEO von Ross Stores, kürzlich in einer Konferenz, dass man einen revolvierenden Kredit in Höhe von 800 Mio. US-Dollar in Anspruch nahm, das Aktienrückkaufprogramm aussetzte und die laufenden Kosten im gesamten Unternehmen aggressiv senkte. Unter anderem mussten so auch die Quartalsdividenden dran glauben. Außerdem wurde die Anzahl der Neugeschäftseröffnungen reduziert. Weiter erklärt Rentler aber auch, dass es um die finanzielle Situation von Ross Stores sehr gut bestellt ist. So verfügt man neben den Barbeständen auch rund 3 Mrd. US-Dollar liquide Mittel. Die getroffenen Maßnahmen sind somit sicherheitsorientierter Natur.

Als langfristiges Geschäftsziel setzte sich Ross Stores aufgrund interner Untersuchungen die fortschreitende Expansion auf 2.400 Dress for Less Standorte und 600 dd’s Discounts in ganz Amerika. Sicher wird man momentan etwas ausgebremst, schließlich war das erste Quartal 2020 das erste negative seit über 30 Jahren. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass sich das Off-Price-Konzept des Einzelhändlers weiterhin durchsetzt und man seine Ziele auch realistisch erreichen kann. Langfristig kann ich mir auch eine internationale Expansion sehr gut vorstellen. Schließlich wollen nicht nur Menschen in den USA günstig Markenprodukte einkaufen, sondern weltweit.

Wie siehts mit der Dividende aus?
Generell schüttet Ross Stores seit 1994 eine Dividende an seine Aktionäre aus. Seit 19 Jahren wurde diese auch jährlich angehoben. Der aktuellen Situation geschuldet wurde sie nun ausgesetzt, was ich auch absolut nachvollziehen kann und was ich aus unternehmerischer Sicht total befürworte. Was bringt es schließlich auf Pump noch 1-2 mal Dividende zu zahlen, wenn man sich dadurch in wirtschaftliche Schieflage bringt? Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass man die Gewinnausschüttung nicht nur fortsetzt, sobald die Krise überstanden ist, sondern auch mit einer Sonderdividende den Ausfall später nachholt.

Fazit:
Das Unternehmen Ross Stores entwickelte sich zwar anfangs nur langsam, mit der Zeit kam der Stein aber so richtig ins Rollen. Ohne Frage leidet man unter den schwerwiegenden Folgen der momentanen Krise. Ich bin aber zuversichtlich, dass man gestärkt aus ihr hervorgehen wird. Wer bei seiner Geldanlage langfristig denkt, sollte dieses Unternehmen noch mal genauer unter die Lupe nehmen.

zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2022
Berechnungskriterium
Wert
Punktzahl
Dividendenrendite
1.4 %
3 von 6
Dividendensteigerungsrate (letzte 5 Jahre)
15.3 %
6 von 6
Ausschüttungsquote
28.9 %
6 von 6
Zahlung & Steigerung der Dividende
0 Jahre
0 von 6
Kurszuwachs (letzte 10 Jahre)
174.2 %
3 von 3
Gewinnentwicklung (letzte 5 Jahre)
7.5 %
3 von 3
Umsatzentwicklung (letzte 5 Jahre)
6.8 %
2 von 3
Verschuldungsgrad
40.9 %
1 von 3
Gesamtpunktzahl
=
24 von 36

Der Hintergrund

Als ich im Jahr 2018 DividendeOhneEnde startete, suchte ich nach einem Weg schnell und einfach ein Bewertungssystem in meinen Unternehmensvorstellungen zu integrieren. Entstanden ist eine Herzchen-Skala, die abgesehen von einigen Kennzahlen hauptsächlich auf meinem Bauchgefühl beruhte.

Das Problem

Ohne Frage, das eigene Bauchgefühl kann täuschen. Aber auch die Vergleichbarkeit zwischen den Aktien hat unter dem alten Bewertungssystem gelitten. Zu guter Letzt war meine alte Herzchen-Skala eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Artikelschreibens.

Die Lösung

Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und lange nach einer Lösung gesucht. Mit meinem heutigen datenbasiertem Berechnungssystem kann ich fortlaufend alle meine Aktien im Blick behalten. Dies macht den DividendeOhneEnde-Score vergleichbar, zumal die Daten regelmäßig aktualisiert werden.

Weitere interessante Unternehmen:

Benedikt Stafflinger

Benedikt Stafflinger

Hi, ich bin Benedikt. Als Privatinvestor bin ich oft auf der Suche nach interessanten und lukrativen Dividendenaktien. Wenn ich eine Firma gefunden habe, schaue ich mir gerne das Geschäftsmodell und die Zukunftsperspektiven an. Da ich diese Infos nicht für mich behalten will, habe ich DividendeOhneEnde ins Leben gerufen - die Plattform für solide und wachstumsstarke Dividendenwerte. Hier kannst du noch etwas mehr über mich erfahren ...
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Der Depotplaner inkl. Depot-Tracker

Sehr gut, ein weiteres Unternehmen kennst du nun. Allerdings ist es keine gute Idee, blind alle meine vorgestellten Aktien nachzukaufen. Wie würde ich also ein vernünftiges Dividenden-Depot zusammenstellen? Welche verschiedenen Handelsansätze kann man verfolgen? Und ganz wichtig, wie kann man seine eigene Depotperformance tracken?

Zu diesem Theme machte ich mir sehr viele Gedanken und habe lange daran getüftelt. Stolz darf ich meinen Depotplaner mit 5 verschiedene Musterdepots präsentieren. Insgesamt werden 60 Aktien vorgestellt, die langfristig sowohl im Kurs, als auch in der Dividende steigen. Abgesehen davon gebe ich mit meinem Depot-Tracker ein geniales Tool mit an die Hand, um die eigene Performance noch besser im Auge zu behalten.

Wie ist deine Meinung zu Ross Stores?

4 Antworten

  1. Hallo zusammen,

    sehr interessanter Beitrag, sehr interessante Aktie!

    Wenn man langfristig investieren möchte, ist das definitiv ein “nice to have”.

    Grüße
    Alexander

  2. Tolles Unternehmen. Danke für die Vorstellung. Ich kenne ROST auch schon länger und bin beeindruckt über die Entwicklung. Bin gespannt, wie Amazon auf dieses Geschäftsmodell langfristig wirkt.

    1. Hallo Frank,
      oh ja. Da stellst du eine gute Frage. Ich denke zwar schon, dass Amazon langfristig in vielen Bereichen seine Finger im Spiel haben wird, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass deshalb niemand mehr in herkömmlichen Geschäften einkaufen geht. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt 🙂
      Liebe Grüße
      Benedikt

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